(NM) Im Teil 2 des Berichtes über den Besuch des Freinsheimer Beachvolleyball Duos Jürgen Krebs und Andreas Rings bei der Gießener Drunkenmonday Runde, dreht sich alles um das vinophile Schaffen des Jürgen Krebs. In dem gleichnamigen Weingut Krebs bekam Jürgen schon relativ früh von seinem Vater die Verantwortung über das Rotwein-Sortiment. Doch welche Folgen dieser Schritt haben sollte, konnte wirklich niemand erahnen. Wie schon in Teil 1 erwähnt, schaffte es in 2010 das bis dato überregional recht unbekannte Freinsheimer Weingut Krebs mit dem Gewinn des deutschen Rotwein Preises – in der Königsklasse Spätburgunder – den Sprung auf die große Bühne der deutschen Weinbaus. Über Nacht war der Gewinner-Wein, der 2007er Spätburgunder Musikantenbuckel (damals noch für 15€ auf der Karte!) restlos ausverkauft. Auch der 2008er erlag dem gleichen Schicksal. Mittlerweile hat sich der Rummel um diesen Wein doch etwas gelegt. Der 2011er Spätburgunder Musikantenbuckel ist glücklicherweise noch ab Weingut zu haben.
Krebs-Weiß.
Doch Jürgen kann nicht nur Rotweine. Er ist seit 2008 in dem elterlichen Weingut für den kompletten Keller verantwortlich. Somit ist der Generationswechsel auf dem Weingut Krebs erfolgreich abgeschlossen und Papa Krebs kann sich nun etwas zurücklehnen und dem Sohn bei seinen Entscheidungen beratend zur Seite stehen. An diesem besagten Abend brachte auch Jürgen ein Teil seines aktuellen 2012er Weißweinsortiment mit zur Gießener Weinrunde. Wir starteten mit dem 2012er Krebs Gutsriesling. Der Gutsriesling wird oft auch die Visitenkarte des Weingutes genannt. Und Jürgens Visitenkarte ist im Jahr 2012 ganz außerordentlich gut gelungen. Für 5,20€ ab Weingut wird hier alles geboten, was man von einem Gutsriesling nur erwarten kann: Saftige Frucht, animierende Säure, sehr hohen Trinkfluss und eine schöne Länge im Abgang. Deutlich als kerniger Vertreter seiner Art zu erkennen, muss hier nicht auf Qualität und Anspruch verzichtet werden. Der ein oder andere unserer Runde ernannte den Wein direkt zu seinem neuen „Hauswein“ und orderte freizügig – wenn das mal kein Zeichen ist. Mit dem 2012er Krebs Freinsheimer Riesling wird Jürgen der „Freinsheimer Linie“ absolut treu. Im Stil ähnlich wie der Freinsheimer Riesling von Andi Rings, zeigt der Wein pure tropische Frucht in Kombination mit Frische, Würze und Lebendigkeit. Dabei spielt in keinem der trockenen Krebs Weine das berühmt berüchtigte Zuckerschwänzchen auch nur im Ansatz eine Rolle. Alle Weine sind nicht nur sensorisch trocken, sie liegen auch bei unter 3 Gramm Zucker pro Liter. Pure Pfälzer Riesling Interpretation. Für 8,50€ viel Wein für das Geld!
Foto (c) www.barrique-forum.de
Aufstrebende Lagen.
Es folgten drei Lagen-Rieslinge, die Jürgens Winzerqualitäten eindrucksvoll unter Beweis stellten bzw. uns deutlich zeigten, dass man große Weine auch aus Lagen ohne Weltruf vinifizieren kann. Der 2012er Krebs Riesling „Gross“ stammt aus dem Filet Stück der Lage Freinsheimer Oschelskopf. Dort wächst er auf schwerem Löss Lehm Boden mit relativ hohem Kies Anteil. Ein großer Wein hat in meinen Augen immer eine gewisse aromatische Eigenständig- bzw. Einzigartigkeit. Und genau das hat auch der Riesling „Gross“. Nicht nur in der Nase schwebt in diesem Weine eine extrem frische und belebende ätherische Minze-Note. Da der Wein nur im Edelstahl ausgebaut wird, kann kein Holzeinsatz bei dieser Aromaentwicklung unterstützend zur Seite stehen. Trotz des guten Drucks und Kraft am Gaumen bleibt dank dieser Minze-Thematik ein unglaublich kühler und frischer Gesamteindruck hängen. Eigenständiger und einzigartiger Riesling Genuss aus dem Hause Krebs. Für 13,50€ ab Weingut jede Entdeckung und vor allem Sünde wert!
Sparbuch ade.
Zu dem 2012er Krebs Riesling Honigsack gibt es eine schöne Geschichte zu erzählen. Als ein Teil der Herxheimer Lage Honigsack zum Verkauf stand, war Jürgen sofort Feuer und Flamme. Leider legte Papa Krebs sein Veto ein. Doch Jürgen war von dem Potential der Lage absolut überzeugt und plünderte kurzerhand sein eigenes Erspartes um das Land inklusive Riesling-Reben für das Weingut Krebs zu erwerben. Dass er damit völlig richtig lag, erkennt man sofort wenn man den Wein verkostet. Nach dem Ausbau im Stahltank und langem Feinhefelager kommt dieser Riesling mit nur 0,8 Gramm Zucker und 7,3 Gramm Säure pro Liter in die Flasche. Im Antrunk recht kräftig, zupackend und etwas fordernd, dominiert in der Mitte klare und pure würzige Stein- und Kernfrucht, mit gut verpackter Mineralität. Diese kommt vom dem kargen Kalksteinfels, welche nach nur 50 cm unter der Auflage den Boden den Honigsackes prägt. Konsequent trockener Riesling Ansatz – Lagengetreu in die Flasche gepackt. Hier sind wir schon im „großen Gewächs“ Umfeld, aber zum kleinen Preis: 14€ ab Weingut. Mit dem 2012 Krebs Riesling Halbstück aus der Lage Freinsheimer Musikantenbuckel geht Jürgen dann „all in“. Der Wein vergärt in reift für 10 Monate im 600 Liter Halbstückfass. Doch in diesem Falle ist das Holz ganz wunderbar vom Wein aufgesogen worden und geht mit ihm eine ausgeglichene Liaison ein. Ich gehe sogar noch ein Schritt weiter und behaupte das der Wein in Haptik und Länge von dem Ausbau im 600 Liter Fass deutlich profitiert. Hier zeigt sich Jürgens Händchen für die richtige Holzauswahl – und dies nicht nur beim Rotwein. Dank eines rassigen Säure-Gerüstes kommt ein adäquater Gegenspieler in das Spiel, welcher dem Wein Frische und Lebendigkeit verleiht. Ein sensationeller und charakterstarker Riesling für ebenfalls 13,50€ ab Weingut. Eine absolute Empfehlung meinerseits!
Wie-Oh-Nier.
Doch nun zu Jürgens Baby, dem 2012er Krebs Viognier. Diesen Wein konnte ich schon während meines Besuches auf dem Weingut im Frühjahr aus dem Fass verkosten und war seiner Zeit schon restlos begeistert. Denn dieser Rarität der Deutschen Weinlandschaft spendiert Jürgen in 2012 einer besonderer Kur: 15% des Weines durchliefen eine Maischegärung, und rund 60% wurden im Barrique Fass ausgebaut. Herausgekommen ist ein vollständig eigener Viognier-Typ, welchen ich in dieser Interpretation weltweit noch nicht verkostet habe. Die Maischegärung liefert Gripp und leichte Phenolik, der Holzausbau Druck, Länge und feine Cremigkeit. Trotzdem behält der Wein seine Leichtigkeit, Frische und Verspieltheit. Mit der ungeheuren Würze der Rebsorte bekommt dieser Wein dann die passende dreidimensionale Tiefe. Dieser Wein ist in meinen Augen ein gelungenes Beispiel wie man mit Mut, etwas Abenteuerlust und Können einen großen Mehrwert für die Deutsche Weinszene liefern kann. Für 10,80€ ist dies für alle Neugierigen ein Pflichtkauf – wenn denn noch was da ist, denn vom dem 2012er Viognier gibt es nur Minimengen.
Krebs-Rot.
Abschließend kredenzte uns Jürgen noch zwei seiner Rotweine, genauer gesagt, zwei seiner Spätburgunder. Den 2011er Krebs Freinsheimer Spätburgunder kann man durchaus als maskulin bezeichnen. Im aktuellen Stadium spielt er seine derbe, kräftige und rustikale Art voll aus. Hier wird kein weichgespülter und rund geschliffener Pinot angeboten, sondern durchaus ein ledriger und fast schon animalischer Spätburgunder mit Charakter und Bestimmung. Für mich ein kleine Überraschung. Für 12€ in dieser Qualität mehr als fair bepreist. Den Abschluss bildete der 2010er Krebs Spätburgunder Musikantenbuckel – der Nach-Nach-Nachfolger des Gewinner-Weines beim deutschen Rotweinpreis. Bei diesem Wein zeigt Jürgen wieder einmal sein Händchen für den Holzeinsatz. Im Grunde genommen gibt es hier auch wenig zu bemängeln. Dieser Top-Spätburgunder darf sich zu Recht nicht nur in die Spitzenliga der Pfalz einsortieren. Seine ausgewogene und tief würzige Art, gepaart mit genügend Druck und feiner Frucht, lässt bei aller Euphorie aber nicht den eleganten Touch der Spätburgunder Traube missen. Die 26€ ab Weingut sind hier absolut perfekt angesetzt. Wer diesen Wein jetzt schon trinken möchte, kann dies gerne tun, aber ich denke dass dieser Wein in 3-5 Jahren erst seine wahre Größe zeigen wird. Ein fulminanter Abschluss dieses denkwürdigen Abends. Jürgen und Andi – vielen Dank noch einmal für euren Besuch in Mittelhessen und beste Grüße nach Freinsheim.
Zur Vervollständigung hier meine Punkte für die Weine von Jürgen Krebs:
2012 Krebs Gutsriesling Trocken – 85 Punkte
2012 Krebs Freinsheimer Riesling – 88 Punkte
2012 Krebs Riesling „Gross“ – 90 Punkte
2012 Krebs Riesling Honigsack – 91 Punkte
2012 Krebs Riesling Halbstück – 92+ Punkte
2012 Krebs Viognier – 90 Punkte
2011 Krebs Freinsheimer Sptburgunder – 88 Punkte
2010 Krebs Spätburgunder Musikantenbuckel – 91+ Punkte
Weitere Weine von Jürgen Krebs auf Drunkenmonday:
Pingback: 70 gute Gründe in die Pfalz zu fahren: Veritable 14 | Drunkenmonday Wein Blog