(NM) Die geographische Lage der Quinta de Covela ist schon ein absoluter Glückfall. Hoch oben über dem rechten Ufer des Douro Flusses liegt sie direkt an der Grenze zweier portugiesischer Weinbauregionen, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Da ist auf der einen Seite das Vinho Verde. Grüne, fruchtbare und mediterran anmutende Landschaften, voller lebendiger und blühender Vegetation. Auf der anderen Seite, nur wenige Kilometer entfernt, schießen die schroffen und kargen Schiefer- und Graphit-Terrassen am Ufer des Douro Flusses empor und bilden bizarr-schöne Bilderbuch Landschaften. Genau zwischen diesen Welten liegt nun die Quinta de Covela. Sie kann für ihre Weine auf das Beste beider Regionen zurückgreifen: Die Frische des Vinho Verde und die heißen Graphit-Böden des Douro Tales.
Die Geschichte des Weingutes Covela kann man durchaus als turbulent bezeichnen. Am Rande des Gutes steht mit der „Casa de Covela“ eine Ruine aus dem 16. Jahrhundert. Sie zeigt auch heute noch deutlich Spuren der landwirtschaftlichen und kulturellen Bedeutung des Ortes aus dieser Zeit. Der Weinbau erfuhr erst ab Mitte des 20 Jahrhunderts dank Manoel de Oliveira erfolgreich Einzug. Einen internationalen Ruf und entsprechende Erfolge folgte Ende der 80iger Jahre unter dem Besitzer Nuno Araujo. In dieser Zeit entstand auch eine neue Marke und ein neues Design: „Covela“ war geboren. Zwischen 2007 und 2010 wurde es dann sehr ruhig um das Weingut und dessen Weine – um nicht zu sagen, eine vinophile Schaffenspause wurde eingelegt. Ab 2011 stieg Covela mit einem neuen Team an der Spitze wieder voll in das Geschäft ein. Sogar Rui Cunha, welcher seit 1992 als Oenologe unter Araujo tätig war, wurde wieder in das Boot geholt.
Hier nun die vier Weine des Weingutes Covela im Detail.
2012 Covela Edicao Nacional / Vinho Verde DOC
Rebsorten: Avesso
Alle Trauben des Weingutes stammen aus ökologisch bewirtschafteten Rebflächen. Der 2012 Covela Edicao Nacional zeigt eine sehr klare, frische und präzise Nase mit Aromen von Zitronen- und Limettenschalen, feiner Kräuterwürze, unterlegt von einer graphit-artigen Mineralik. Mit Luftkontakt entwickelt sich dazu eine leicht rauchige und kreidige Note. Am Gaumen zieht sich der Wein getragen von einer rassigen, aber nicht dominanten Säure sehr mittig und regelrecht belebend über die Zunge. Die Kraft des kargen Bodens und die Lebendigkeit der verwendeten Rebsorte halten sich perfekt die Balance. Auch der Alkohol mit seinen 13% ist vorbildlich eingebunden. Das Zitrus/Mineralik-Thema aus der Nase wird dabei eins zu eins auf den Gaumen übertragen. Somit eignet sich dieser Wein perfekt zu Meerestieren aller Art. Ich könnte mir das ganze sogar zu gegrilltem Fisch sehr gut vorstellen. In meinen Augen setzt sich der 2012 Covela Edicao Nacional doch deutlich aus der Masse der „Einheits-Vinho Verde“ ab, ohne aber dabei preislich eine Schippe drauf zu legen. Für 8,50€ gibt es einen sehr gutes Aushängeschild der Region, dessen Eigenständigkeit sich in nicht im Geringsten verstecken muss. 88 Punkte stehen auf meinem Zettel.
2012 Covela Escolha Branco / Vinho Regional Minho
Rebsorten: Avesso, Chardonnay, Viognier und Gewürztraminer
Auch im 2012er Covela Escolha Branco spielt der Avesso die erste Geige. Doch in diesem Cuvée werden ihm Chardonnay, Viognier und Gewürztraminer als Komplexitäts-Multiplikatoren an die Seite gestellt. Der Ausbau im Stahltank dient auch hier der Erhaltung der Frische und der Trinkkultur. Eine sehr duftige, betörende und komplexe Nase strömt aus dem Glas. Aromen von Rosenblättern, weißen Blüten, Mango (inklusive dem Kern), etwas Limettenabrieb und eine dunkle, an Graphit erinnernde Mineralik wurden von mir notiert. Mit etwas Zeit im Glas schiebt sich immer wieder eine andere Komponente leicht in den Vordergrund. Somit eröffnet sich schon alleine nur beim Riechen eine gewisse Faszination des gebotenen Aromenspiels. Am Gaumen gibt es dann deutlich mehr Schmelz, Textur und Dichte wie beim Vinho Verde. Hier kommen ganz klar die Stärken des Viognier und Gewürztraminers zu tragen. Der Chardonnay dient in meinen Augen nur als Bindeglied und kommt sensorisch nicht wirklich zum Tragen. Nichtsdestotrotz ist der Wein ein ausgesprochen komplexer und interessanter Vertreter seiner Art, wie ich ihn aus Portugal noch nicht verkostet habe. Auch mit steigender Temperatur sind die 14% Alkohol nicht erwähnenswert. Somit haben wir hier nicht nur auf dem Papier einen komplexen Wein, bei welchen es sich lohnt, über ein bis zwei Stunden seine Entwicklung auf dem Balkon oder Terrasse zu verfolgen. 89+ Entdecker-Punkte.
2005 Covela Escolha Tinto / Vinho Regional Minho
Rebsorten: Touriga Nacional, Cabernet Franc und Merlot.
Im äußersten Südwesten des Vinho Regional Minho, in der Subregion Baiao direkt am Douro gelegen, wachsen die Trauben für diesen kernigen Rotwein. Auch hier wird nach der Spontangärung im temperaturkontrollierten Edelstahltank bis zur Füllung auf Enzyme, Stabilisation und Filtration verzichtet. Da kein Holzausbau die Frucht beeinträchtigt, zeigt der Escolha Tinto wozu die Trauben auch ohne Make-Up in der Lage sind zu leisten. Die Nase duftet verführerisch, reichhaltig und intensiv zugleich. Reife Sauerkirschen, Brombeeren, und ein paar Himbeeren, verpackt mit einem guten Schuss Menthol strömen aus dem Glas. Die Frucht wirkt sehr reif, aber nicht eingekocht oder gar marmeladig. Auch am Gaumen kommt der Wein blitzsauber, fokussiert und reinfruchtig herüber. Die Säure und dieser Menthol-Kick geben ihm gute Frische und Trinkfluss. Die 13% Alkohol sind perfekt integriert und tragen zu einem für einen Rotwein fast schon anregenden Gesamtbild bei. Auch das Tannin ist reif und hinterlässt ein angenehm bitteren, aber trotzdem fruchtig-frischen Abgang. Der 2005er Covela Escolha Tinto zeigt eindrucksvoll, wie auch ohne Holzeinsatz ein nachhaltiger und ernstzunehmender Rotwein aussehen kann. Ein Wein zu trinken, nicht zum Verkosten. 90 Punkte.
2004 Covela Colheita Selecionada Tinto / Vinho Regional Minho
Rebsorten: Touriga Nacional, Cabernet Sauvignon und Merlot.
Mit dem 2004 Covela Colheita Selecionada Tinto kommt nun ein ganz anderes Kaliber von Wein in das Glas. Anstelle des Cabernet Franc setzt Winemaker Rui Cunha hier nun auf Cabernet Sauvignon. Die Trauben stammen aus den heißesten Lagen des Weingutes, direkt von den steilen Terrassen an den Hängen des Douro Flusses. Nach langer Maischestandzeit gärt und reift der Wein in französischer Alleir und Vosges Eiche. Auch hier findet keine Filtration und Klärung statt. Die Nase zeigt ein extrem vielschichtiges Bukett. Eine große exotische Gewürzkiste, Pfeffer, reife Himbeeren, Herzkirschen, leicht erdige Noten und feine Anklänge von Vanille kommen mir in den Sinn. Das Holz ist sehr harmonisch eingebunden und verleiht – anstelle zu überdecken – eine extra Schicht an Komplexität. Am Gaumen schmiegt sich der Wein geschmeidig um die Zunge. Ein samtiges und reifes Tannin kombiniert mit feiner Säure verleihen Rückgrat und Struktur. Insgesamt ist der Wein sehr balanciert und ausgewogen, das Holz und der Alkohol (14%) sind vorbildlich integriert. Er eignet sich hervorragend um vor dem Kamin zu meditieren oder einfach nur in geselliger Runde für zufriedene Gesichter zu sorgen. So mag ich das. 92 Punkte.
Bezug.
Alle Weine sind in Deutschland über die Wein und Spirituosen Handlung „Stendels“ aus Dortmund zu erwerben. Anbei der Link.
-> Webseite des Weingutes: http://www.covela.pt/