Weinrallye 54: Deutscher Spätburgunder vom Kalkstein. Ein Vergleich.

Der gute alte Kalkstein.

(NM) Der Wein-Reich.Blog läutet zur nächsten Weinrallye. Das Thema der Weinrallye #54 ist so simple wie komplex: Region im Glas. Gemeint sind damit die regionalen Fingerabdrücke einer Rebsorte/des Bodentypus etc. (Zauberwort „Terroir“) bzw. deren geschmacklichen Kennzeichen. Ich habe zur dieser Thematik einen prägnanten Gesteins- bzw. Bodentyp ausgesucht und geschaut, ob dieser im Spätburgunder aus deutschen Landen richtig zur Geltung kommt: der Kalkstein.

Weinrallye #54: Region im Glas

Ganz trocken gesagt ist Kalkstein der Überbegriff verschiedener Sedimentgesteine, welche überwiegend aus dem chemischen Stoff Calciumcarbonat (CaCO3) in Form der Mineralien Calcit und Aragonit bestehen. Da Kalkstein ein äußerst variables Gestein ist, widmet sich die Geologie sogar mit einer eigenen Fachrichtung, der Karbonatsedimentologie, der Entstehung und den Eigenschaften dieser Sedimentgesteingruppe. Kommt ein hoher Prozentsatz von Tonmineralen hinzu, bezeichnet man ihn als Mergel. Im Weinbau spielt der Kalkstein eine große Rolle. Auf ihm gedeihen mit die größten Weine dieser Welt. Zum Beispiel ist ein Großteil der Champagne von diesem Gestein durchzogen. Generell sind Burgundersorten sowie Chardonnay und Riesling optimale Trägerrebsorten um die Besonderheiten dieser Bodenformation geschmacklich in die Flasche zu bekommen. Richtig ausgebaut erkennt nicht nur der geschulte Gaumen je nach Rebsorte zum Beispiel eine leicht an Kreide erinnernde Aromatik. Zudem liefert Kalkstein in der Regel keine fetten und breiten Weine, eher karge, kühle und frische Eindrücke dominieren am Gaumen.

Da Hoam.

In Deutschland findet man das Wort Kalkstein häufig auf den Etiketten Pfälzer oder Rheinhessischer Weine wieder. Und genau von dort kommen auch meine beiden heutigen „Kontrahenten“. Zum einen handelt es sich um den 2009er Spätburgunder „Kalkstein“ von dem Rheinhessischen Aufsteigerweingut (zugegeben – blödes Wort) Winzerhof Thörle! Die beiden Brüder Christoph und Johannes Thörle schockten vor kurzem die gesamte Weinwelt, als ihr 2008er Spätburgunder Hölle bei einer von von Tim Atkin MW organisierten weltweiten Pinot Noir Verkostung den 3. Platz belegte! Tschörmen Spätburgunder beats teure Burgunder Grand Crus. The wine world has changed.

Wein Nummer zwei des heutigen Vergleiches kommt von einem mir und generell Drunkenmonday sehr vertrauten und geschätzten Weingut aus der Pfalz. Wir haben schon oft über die Qualitäten des Wollmesheimer Weingutes Pfirmann berichtet. Der hier verkostete 2009er Pfirmann Spätburgunder Kalkgestein zeigte schon in unserer „Deutsche Spätburgunder bis 10€“ Blindprobe Teil 3 eine gute Performance und schnitt sehr ordentlich ab. Mal sehen wie er sich heute im Kalksteinvergleich schlägt.

Der Kalksteinige: 2009 Pfirmann Spätburgunder Kalkgestein2009 Pfirmann Spätburgunder Kalkgestein
Kirschfruchtige Nase, Walderdbeeren, etwas Schokolade, ein Schuss getrocknete Kräuter und Veilchen. Am Gaumen frisch und klar. Keine Holzfass-Orgie stört unnötig. Der Kalkgestein bringt einen puristischen und schnörkellosen Trinkfluss, ohne das der Wein das Erdbeer- /Himbeerwasser Image erfüllt. Easy Drinking auf hohem Niveau. Mit weniger als 8€ ist man hier bestens bedient! Zudem gewann der 2009 Pfirmann Spätburgunder Kalkstein gegen den Winzerhof Thörle Spätburgunder Kalkstein locker den JLF-Test an diesem Abend. 87 Punkte.

Der Kräftige: 2009 Winzerhof Thörle Spätburgunder Kalkstein2009 Winzerhof Thörle Spätburgunder Kalkstein
Die Nase ist deutlich mehr vom Holzausbau geprägt. Zu der feinen Holzwürze gesellen sich deutlich reifere Fruchtnoten nach Brombeere und Himbeere. Auch am Gaumen bringt der Wein mehr Kraft und Tiefe mit sich. Leider leidet darunter auch der Trinkfluss, was im direkten Vergleich mit dem Pfirmann Kalkgestein sehr deutlich wird. Obwohl beide mit 13,5% Alkohol auf dem Label angegeben werden, schmeckt man den Selbigen bei der Kalkstein Variante von Thörle etwas mehr. Doch auch diesen Wein sehe ich bei etwa 87 Punkten, obwohl die beiden Weine vom Stil doch recht unterschiedlich sind. Schöner kann man eigentlich nicht zeigen, wie sinnfrei Punkte für die Bewertung von Weinen sind, ohne die Charakteristika mit einzubeziehen.

Fazit.

Auf dem Papier also ein Unentschieden. Ich persönlich würde den 2009er Pfirmann Spätburgunder Kalkgestein aktuell in entspannter Runder auf Balkon/Terrasse/Pool oder Sofa solo konsumieren und Winzerhof Thörles 2009er Spätburgunder Kalkstein eher zum Essen reichen. Beides sind aber absolut empfehlenswerte Weine – gerade fürs Geld! Salute!

2 Antworten auf „Weinrallye 54: Deutscher Spätburgunder vom Kalkstein. Ein Vergleich.

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