Nix für die Oma: La Bota de Manzanilla No. 22 Sherry

La Bota de Manzanilla no.22

(NM) Ich muss hier mal eine Lanze, nein, einen ganzen Wald Lanzen für ein Getränk brechen, welches völlig zu Unrecht aus der öffentlichen Weinszene verdrängt wurde und nun in den tristen Hinterhöfen spanischer Tapas-Bars heimlich die Kehlen der Sündigen befeuchtet: der Sherry! Gemeint ist aber nicht der halb-süße „Cream Sherry“ (auch für 2€ in 0,1 Liter an der Kasse im Supermarkt), welchen Oma immer omnipräsent nach dem Käsekuchen konsumierte. Ich rede von knochentrockenem Fino, Manzanilla, Oloroso, Amontillado und Palo Cortado – faszinierende, vielschichtige und spannende Weine, die in Kombination mit verschiedensten Speisen vielleicht die größten Geschmackskathedralen auf den Zungen der mutigen Trinker aufbauen können.

Die Vielfalt der Sherry Sorten und die spezielle Bereitung hier zu erklären, würden den Rahmen dieses Beitrages deutlich sprengen. Neugierige finden alles rund um den Sherry gut sortiert auf Wikipedia. Mein heutiger Gast im Glas ist der La Bota de Manzanilla No. 22 – also ein Fino aus der Region Sanlúcar de Barrameda (hier wird der Fino „Manzanilla“ genannt), nordwestlich der Sherry-Hauptstadt Jerez.

Dieser Wein ist Teil eines revolutionären Sherry-Projektes namens Equipo Navazos (Navazos Team). Ihre Weine nennen sie „La Bota de…“. Dabei sucht ein Team von Sherry Aficionados in den kleinen Sherry Bodeags rund um Jerez, Sanlúcar, El Puerto und Montilla nach vergessenen Schätzen in Form besonderer Sherry-Fässer. Diese werden dann einzeln unter ihrem Label abgefüllt und separat nummeriert. So entstehen in Kleinstauflagen (600-4500 Flaschen) einzigartige Sherry-Meisterwerke, welche regelmäßig Höchstbewertungen (98/99/100 Punkte) in spanischen Weinführern sammeln.

Verstehst nur Spanisch?Mein „La Bota de Manzanilla No. 22“ stammt aus den besten 22 Fässern einer Manzanilla Solera der Bodega Sánchez Ayala in Barrio de la Balsa. 4500 Flaschen des im Schnitt 6 Jahre alten Manzanillas wurden hier gefüllt. Die Palomino Trauben für diese Solera stammt aus zwei Weinbergen: Las Cañas und Viña Soledad. Quasi der Morstein und Hubacker der Region. Vielleicht. Nur minimales Filtrieren des Weines lässt ihn in einer strahlenden rot-gold-gelben Farbe mit leichter Trübung im Glas stehen. Der Geruch ist schon pervers: Extrem salzig, Muschelschalen, frische Atlantikbrise (etwa Stärke 7-8), etwas Lösungsmittel, feine florale Noten (ein Hauch an Madeira erinnernd), die Salzkruste einer eingelegten Dorade, Wallnussschalen, etwas Trockenfrucht (Aprikose) und Salz. Als würde man einen Köpper in die schroffe Felsenküste des Atlantiks machen. So etwas liebt oder hasst man – bei mir ist es ganz eindeutig Liebe.

Am Gaumen setzt sich die Thematik der Nase ungeschönt fort: Unglaublich salzig, karg, zupackend, trotzdem frisch und animierend. Die Speichelproduktion wird mit jedem Schluck mehr und mehr angeregt. Ein Wein für den man eigentlich festes Schuhwerk und eine Regenmontur braucht. Oma würde hier echte Probleme bekommen. Nicht mit ihren Dritten, sondern mit der puren Energie mit der die Naturgewalt der Küste wurde hier ungefiltert in die Flasche gebracht wurde. Ein Grenzwein – aber vielleicht der beste Aperitif den es gibt. Ich habe Hunger. Trinkt mehr Sherry!

Mehr Info zu den Weinen von Equipo Navazos gibt es hier.

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4 Antworten auf „Nix für die Oma: La Bota de Manzanilla No. 22 Sherry

    • Danke Michael! Sehen wir uns auf dem Blogger-Treffen auf dem Bad Dürkheimer Wurstmarkt?

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