Blindprobe: Entzaubern Champagner Standard Cuvées die deutsche Winzersekt Elite?

Champagner vs. deutsche Sektelite(NM) Vielleicht war es die denkwürdigste und kontroverseste Probe die wir bei Drunkenmonday bis dato hatten. 11 Schaumweine, genauer gesagt 8 „non vintage“ Champagner meist bekannter Häuser, 2 der besten deutschen Sekte und ein Franciacorta im Piratenkostüm stellten wir in eine Blindprobe, über dessen Ausgang wir noch sehr lange diskutieren können und werden.

Verkostet und bewertet wurde nach der gleichen Methode, welche wir auch bei der Deutscher Pinot bis 10€ – Top oder Flop? verwendeten: Um objektiv zu bleiben, wurden alle Weine blind in zufälliger Reihenfolge verkostet. Jeder Teilnehmer erstellte während der Probe sein individuelles Ranking von Platz 1 bis 11. Es herrschte zudem „Redeverbot“ in Bezug auf die Weine, um eine gegenseitige Beeinflussung auszuschließen. Am Ende wurden die Einzelbewertungen aufsummiert und zusammen mit dem Gesamtergebnis besprochen. Die Summen der Einzelplatzierungen sind in Klammern angegeben. Neun mal Platz 1 würde also die Traumbewertung (9), neun mal Platz 11 die Rote Laterne (99) ergeben.

Folgende Kandidaten traten an:

N.V. Ruinart Brut
N.V. Moet Chandon Brut Imperial
N.V. Jose Dhondt Champagne Blanc de Blancs
2005 Raumland Triuvirat V Brut
2005 Rebholz Pi Not Brut Gold „R“
N.V. Louis Roederer Brut Premier
N.V. Bollinger Special Cuvée Brut
N.V. Pol Roger Reserve Brut
N.V. Alfred Gratien Brut Classique
N.V. Raoul Collet Brut Grand Art
N.V. Castel Falgia Franciacorta Brut

Ein Teil der Kandidaten: Bollinger, Rebholz Pi Not, Alfred Gratien und Pol RogerZu Beginn muss leider erwähnt werden, das die Flasche Alfred Gratien Brut Classique leider einen tiefsitzenden Korkschmecker hatte und somit nicht am Spiel teilnehmen konnte. Der Rest des Teilnehmerfeldes lag unerwartet sehr dicht zusammen. Alle Bewertungen der neun Juroren zu allen Weinen befanden sich zwischen 84 und 91 Punkten. Durch die doch recht unterschiedlichen Stile der Schaumweine und Vorlieben der Mittrinker, lagen alle Weine in der Summe ihrer Platzierungen sehr dicht beieinander. Moet, Raumland’s Triumvirat V und Bollinger hatten zB. alle sowohl die „1“ als auch die „10“ in der Wertung. Einige der Anwesenden bevorzugten den feinen und gradlinigen Stil eines Pol Roger, Triumvirat oder Ruinarts mehr, andere wiederum ließen sich von dem Körper und Fülle eines Bolligner, Moet oder Raoul Collet treiben.

Überraschend auch das Auftreten der deutschen Vertreter: Sie fielen nicht wirklich auf! Weder positiv, noch negativ! Nach der Probe konnte/wollte sich keiner darauf festlegen, welche der Kandidaten nun die hochgelobte Winzerelite aus dem Heimatland sein könnte. Eine Überraschung für alle Anwesenden. Schon wurde die Frage nach der Positionierung dieser Getränke gerade im Vergleich zu den mit breiter Brust auftretenden Champagner gestellt. Einzig der Franciacorta von Castel Faglia wurde als Pirat identifiziert, überzeugte aber trotzdem auf Grund seiner „Crowd Pleaser“ Eigenschaften die Truppe. Dazu ist der Preis von 15-18€ geradezu ein Schnäppchen.

Hier nun das knappe Ergebnis:

1. N.V. Pol Roger Reserve Brut (36, Majorität auf 1) ca. 39€
2. N.V. Ruinart Brut (36) ca. 45€
3. N.V. Moet Chandon Brut Imperial (39) ca. 35€
4. N.V. Castel Falgia Franciacorta Brut (44) ca. 15€
5. 2005 Raumland Triumvirat V Brut (45) ca. 30€
6. N.V. Raoul Collet Brut Grand Art (51) ca. 25€
7. N.V. Bollinger Special Cuvée Brut (55) ca. 45€
8. N.V. Louis Roederer Brut Premier (58) ca. 40€
9. N.V. Jose Dhondt Champagne Blanc de Blancs (59) ca. 22€
10. 2005 Rebholz Pi Not Brut Gold „R“ (62) ca. 25€
Ohne Wertung weil Kork: N.V. Alfred Gratien Brut Classique ca. 30€

Die Top 3 des AbendsIm Nachverkosten kam der Rebholz Pi Not Brut einen Tick besser weg, da er in der ersten Runde nach dem doch recht kräftigen Moet noch sehr verschlossen wirkte. Ich denke hier muss noch etwas Zeit investiert werden, um die volle Köstlichkeit dieses Produktes zu erfahren. Um dieser Probe ein würdiges Fazit zu verpassen: Wer „edlen“ Trinkspaß mit den Bubbles haben möchte, muss leider einige Euros investieren. Raumlands Triuvirat V lieferte in diesem harten Umfeld eine sehr gute Performance und konnte Qualitätsbezogen locker mithalten. Leider steuern aber beide deutschen Vertreter auch im Preis schon fast auf die mondäne „Konkurrenz“ aus der Champagne zu. Die „großen Namen“ im Rennen lieferten sehr ordentliche Ergebnisse ab. Champagne Pol Roger siegte schlussendlich auf Grund seiner wunderbaren Ausgewogenheit. Als Tipp sollte sich der umsichtige Trinker einmal die anderen Sekte von Volker Raumland anschauen: Cuvèe Katharina, Riesling Brut und Chardonnay Brut. Alle samt großartige Produkte für den kleineren Geldbeutel.

Lese-Tipp: Runder Abend: Champagner vs. deutsche Sekte bei Drunkenmonday

13 Antworten auf „Blindprobe: Entzaubern Champagner Standard Cuvées die deutsche Winzersekt Elite?

  1. Prima zusammengefasst Nico. Kompliment.
    Durch die Kohlensäure die geschmacklichkeiten Einzelheiten herauszuarbeiten, war bei dieser Probe nicht so einfach gewesen.
    Dies und die doch recht unterschiedliche Stilistik der Weine hat dann auch zu den unterschiedlichen Einzelbewertungen geführt.
    Sehr spannender Abend.

  2. als Tipp, vielleicht demnächst auch mal Champagner von Winzern mit hineinnehmen, z.B. Champagne Francis Boulard, Champagne Tarlant oder Champagne Grumier, alles Winzer, die auch im Weinberg sehr sauber arbeiten und im Preis sehr verträglich sind…Webseiten oder Blogs, auf denen man sich über ihre Arbeit informieren kann, haben die übrigens auch alle:-).

  3. UFFF das war mal wieder ene echt schwierige Probe! Die Champagner haben sich manchmal nur um Nuancen unterschieden und noch nie lagen wir geschmacklich so weit auseinander. Ich für meinen Fall weiß jetzt, dass ich mehr Bollinger kaufen werde.
    Salute

  4. Ich kann mich Iris nur anschließen. Spannend wären in diesem Vergleich Winzer-Champagner, die ja auch in dieser Preisklasse zu haben sind und noch mal einen andere Stilistik präsentieren können als die großen Häuser. Ich denke an Lassaigne, Bérèche, Larmandier, Tarlant…

  5. Pingback: Querbeet durchs Parkett – VDP Mainzer Weinbörse 2012 « Drunkenmonday Wein Blog

  6. Hallo zusammen,

    ein schönes Thema und eine immer wieder gerne gestellte Frage unter Schaumwein-Liebhaber/inne/n.
    In der Bonner Weinrunde und in der Kölner Seilschaft haben wir solche Vergleiche auch schon angestellt. Zuletzt in Bonn in Form von sieben blind verkosteten Paaren, jeweils ein TOP-Winzersekt aus Deutschland und ein bzgl. Cuvée, Ausbauart und Preis(!) vergleichbarer Winzerchampagner. Ich hatte die Probe organisiert.
    Fazit von 15 TN: Die Herkunft ist so immer unterscheidbar, die Champagner sind einfach straffer in der Säurestruktur und mineralischer.
    Den 2005 Pino Brut Gold R von Rebholz hatten wir dabei und ich fand ihn großartig: 93/100. Eleganter, komplexer und tiefer als der Triumvirat V., der auch anstand und KEINE Chance gegen Champagner hat. Das gilt auch für den 2004 Chardonnay Brut Prestige von Raumland.
    Problem beim Pino Brut Gold R sind die erheblichen Flaschenvarianzen. Und: Der Sekt braucht Luft und damit keine Sektflöte!!! Vielleicht war das ein Grund, dass er in Eurer Probe auf Platz 10 gelandet ist.

    Beste Grüße!

    • Danke Thomas für das ausführliche Review! Solche eine Probe wird in Bälde wiederholt. Dann vielleicht mit Winzer Champagner vs. die großen Namen. Wir werden sehen..

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