(NM) Manchmal hilft es, zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, um einmal solche Weine gegeneinander/miteinander trinken zu dürfen. Zwei Süßwein „Extreme“. Der eine, unglaublich selten und unglaublich teuer, der andere nicht unbedingt günstiger, aber vielleicht der Inbegriff grandioser Süßweinkunst. Die Rede ist von einer 1999 August Kesseler Riesling Berg Roseneck Trockenbeerenauslese und dem 1995 Château d’Yquem. Über diese Weingüter braucht nicht mehr viel erzählt zu werden. Kesseler ist ein absolute Bank im Rheingau. Seine Spätburgunder aus dem Assmannshäuser Höllenberg sind legendär, seine edelsüßen Rieslinge aus den Rüdesheimer Lagen ebenso. Auf der anderen Seite bildet das Château d’Yquem auf Grund seiner konsequenten Qualitätsorientierung schon sehr lange den Maßstab im Süßweinbereich. Bis zu 17 mal gehen die Erntehelfer Jahr für Jahr durch die Reben in Sauternes, um die Sauvignon Blanc und Semillon Trauben auf dem perfekten Reifepunkt zu lesen. Pro Hektar werden nur 1250 Flaschen produziert, dies entspricht einem Ertrag von gerade einmal 9–10 hl/ha.
Beide Weine wurden nacheinander verkostet. Den Anfang machte die 1999er Kesseler TBA. Im Glas hatten wir ein sehr dunkles Bernstein-Orange. Auch in der Nase wirkte der Wein recht reif und entwickelt. Ein Zeichen schlechter Lagerung? Einer TBA sollten 11 Jahre eigentlich nichts ausmachen. Am Gaumen zaubert der Wein dann allen ein Lächeln ins Gesicht. Wunderbare Dichte und Konzentration ohne „babbig“ oder klebrig zu wirken. Aromen von Karamell (Röstnoten), Orangenschalen, feinstem Honig, kandierter Ananas und reifer Mango kommen uns in den Sinn. In Mitten dieses cremigen Konglomerats „kickt“ die Säure dezent hinein und verleit dem Wein Rasse und Frische. Der 1995er Château d’Yquem wirkt dagegen noch richtig Jugendlich. Neben den fast noch Primärfruchtaromen kommen Noten von Safran, getrockneten Kräutern, Honig und gerösteten Mandeln hinzu. Er wirkt griffiger und rauher wie die TBA, ein wilder Charakterwein in seiner pubertären Entwicklungsphase. Sogar der hohe Alkoholgehalt von 14% steht im wirklich gut. Ein absolut spannender Wein, den wir gerne noch einmal in 20 Jahren probieren möchten. *Eintrag ins Verkostungslogbuch*
Abschließend verglichen wir hier im Süßweinbereich zwei sehr unterschiedliche Vertreter. Der eindeutige Sieger dieser Probe ist der edle Spender dieser Getränke, der namentlich leider nicht in Erscheinung treten möchte. Beide Weine wurde aus der Gruppe mit 93 bis 95 Punkte bewertet – also 2:0 für die Geschmacksfraktion.
Das war großes Geschmackstennis!
Der Chateau d´Yquem 1995 hatte sogar malzige Noten wie ein Whiskey.
Krass fand ich, dass der mehr als doppelt so hohe Alkoholgehalt im Vergleich zur Kesseler Trockenbeerenauslese gar nicht so doll auffiel.
Definitiv Carsten! Eine besondere Süßweinsafari.
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