Kein Jahr wie das andere: 2006-2008 Meander Cabernet Sauvignon / Napa Valley

Bilderbuch Korken!

Das Napa Valley ist und bleibt unumstritten das kalifornische Vorzeige Weinanbaugebiet. Auch wenn in Sonoma oder Paso Robles das ein oder andere 100 Punkte Kult Weingut sprießt, nirgends ist die Prestige und Glam Dichte der Cabernet Sauvignon Edel-Schmieden so hoch wie in dem Valley entlang der Route 29 nördlich von San Francisco. Doch hat dieser Zauber natürlich einen unübersehbares Nachspiel: Die hohen Preise. In Deutschland sind gute Napa Cabernet Sauvignon unter 30€ kaum zu finden. Top Qualitäten unter 50€ sind ebenso rar wie schnell ausverkauft. Wer hier auf vinophile Entdecker-Tour gehen möchte, muss den dicken Geldbeutel mitbringen. Eine leider nicht zu ändernde Tatsache.

Meander Cabernet Sauvignon / Napa Valley

Von den gut 400+ Weingütern im Napa Valley gehört das Weingut Meander von Amy Aiken eher zu den kleineren Betrieben. Seit dem Jahr 2000 lebt Sie hier ihren persönlichen Traum der unabhängigen Winzerin. Zuvor war sie unter anderem bei Viader Vineyards und Oakville Ranch tätig. Zwei Weine produziert sie unter dem Namen Meander. Einen Meander Napa Valley Cabernet Sauvignon, ein Cuvée aus zwei Lagen aus Rutherford und St.Helena und den Cabernet Sauvignon „Morisoli Vineyard“ aus einer Einzellage im Distrikt Rutherford. Beide Weine bestehen zu 100% aus Cabernet Sauvignon. Von dem Napa Valley Cabernet gibt es jedes Jahr ca. 3600 Flaschen, der Einzellagen Wein kommt gerade einmal auf knapp 250. Im Napa spricht man hier von homöopathischen Dosen.

Ich darf euch heute die Jahrgänge 2006, 2007 und 2008 des Meander Napa Valley Cabernet Sauvignon vorstellen. Da auch im Napa durchaus schwankende Witterungsverhältnisse Einfluss auf die Jahrgangstypizität nehmen, gibt uns diese Mini-Vertikale eine gute Möglichkeit den Stil des Weingutes aus 3 unterschiedlichen Jahrgängen einmal nebeneinander zu vergleichen.

Meander Cabernet Sauvignon

2008 Meander Cabernet Sauvignon Napa Valley – 15.2% Alk.

2008 gilt im Napa als Jahr der Wetter Extreme. Stürme und viel Regen zu Beginn der Vegetationsperiode – in Verbindung mit warmen Wetter – verhalfen den Reben zur sehr frühen Blüte. Die darauf folgende längste Frost Periode seit Jahrzehnten brachten mancherorts bis zu 30-40% Verlust ein. Der Sommer war heiß und intensiv und half den wenigen Trauben zur absoluten Vollreife. Das Resultat waren dichte, konzentrierte und kräftige Weine Tal auf und ab. Im 2008 Meander Cabernet Sauvignon Napa Valley äußert sich das wie folgt. In der Nase reife Pflaume, Cassis, Schwarzkirsche, Marzipan, etwas Holz-Eukalyptus-Frische mit Harz und Vanille im Hintergrund. Kräftig, mächtig, aber nicht erschlagend. Am Gaumen ist der Wein jetzt schon recht Zugänglich und offen, mit aktuell gut verstecktem Tannin Gerüst. Zudem ist er rund, weich und opulent – faktisch „pleasing“ auf hohem Niveau. Mir persönlich fehlt etwas der „Nerd Faktor“, die Ecken und Kanten und ein rebellischerer Charakter. Doch trotz der Kraft und Intensität ist er nicht plump, besitzt ein sehr seidiges Mundgefühl mit viel charmanten Schmelz. Auf Grund der niedrigen Säure fällt der Abgang leider etwas kurz aus. Dennoch, unüberschmackbar hohe Qualität, aber nicht ganz mein persönlicher Stil. 91 Punkte.

2007 Meander Cabernet Sauvignon Napa Valley – 14,7% Alk.

2007 ist im Napa das Jahr der Kontraste. Milder Winter, frühe Blüte durch einen warmen Frühling und gezügelte Temperaturen in der ersten Sommerhälfte – alles sah nach einem Bilderbuch Jahrgang aus. Doch das änderte sich schlagartig im Oktober, als kurz vor der Ernte des Cabernets viel Regen und feuchtes Wetter alles zu ruinieren schien. Doch nach wenigen Tagen Regen kam der Spätsommer mit milden Temperaturen zurück und bescherte einen nahezu perfekten Jahrgang mit ausreichend Reife und guten Säurewerten in den Trauben. Das Ergebnis im 2007 Meander Cabernet Sauvignon Napa Valley ist schlichtweg beeindruckend. Die Nase verführt mit purer Schwarzkirsche und etwas Brombeere, dazu etwas Erdig und Waldiges, mit sehr feiner Ätherik und Frische. Dieser animierende und feine Stil erinnert etwas große Cabernet/Sangiovese Blends aus der Maremma oder dem Bolgherie. Die Säure ist markanter wie 2008 und gibt viel Frische und Länge. Das Tannin ist griffiger, die Frucht pur und fein und nichts wirkt eingekocht. Insgesamt hat der Wein mehr Gripp, Struktur und Länge wie seine 2008er Version und präsentiert sich deutlich Europäischer im Stil. Ein wirklich feiner und fast schon eleganter Napa Cabernet mit viel Frische und Lebendigkeit. Ganz meine Baustelle und definitiv ein großer Wein! 94 Punkte

2006 Meander Cabernet Sauvignon Napa Valley14,6% Alk.

Zu 2006 sagt man im Napa gerne „grower’s year“. Die ganze Vegetationsperiode war gespickt mit Problemen hier und Problemen da. Nur die umsichtigen Winzer und Traubenproduzenten (grower) konnten am Ende des Jahres die Grundlage für einen „klassischen“ Jahrgang schaffen. Und auch das finde ich durchaus gut, denn wer braucht schon immer Jahrgänge und Weine der Superlative? Wer klassischen Napa Valley Cabernet mag, wird diesen hier lieben. Die Nase ist wie aus dem Lehrbuch: Cassis, Brombeere, ätherische Frische (Eukalyptus), leichte Holzwürze, Lavendel und ein bisschen Lakritz. Auch hier riecht man die echte Frucht und nichts was marmeladig oder eingekocht wirkt. Im Mund gibt es dann feines Tannin, pure und klare Frucht und eine sehr gute Balance aller Einzelteile. Der Wein ist kein Blockbuster wie der 2008er, der Alkohol ist gut integriert und der Körper mittel schwer. Klassischer Napa Cabernet mit europäischem Einschlag. Sehr hochwertig, ruhig und kühl im Charakter. Wer ihn jetzt trinken möchte, wirft in für 2-3 Stunden in den Dekanter, aber seine feste Struktur gibt ihm Potential für weitere 15 Jahre Flaschenreife. 92+ Punkte

Bezugsquellen.

Die Weine sind aktuell noch nicht in Deutschland verfügbar. Zuverlässige Quelle zwitschern aber vom Dach, dass es dieses Trio wohl im Frühjahr 2015 nach Deutschland schaffen wird. Über die Preise kann man leider noch nichts sagen. Also, Napa Valley Heads: Augen auf! Es lohnt sich!

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