Die Seele der Champagne: 2007 Sapience – Benoit Marguet

2007 Marguet Sapience Champagner

(NM) Achtung Spoiler: Der oben beschriebene Wein wird erstmalig auf diesem Blog die 100 Punkte bekommen. Wer also das „Warum“ erfahren möchte, lese den Artikel bitte bis zum Schluss… Vor nicht allzu langer Zeit fand in einem nicht allzu entfernten Bundesland eine denkwürdige und (vor allem für mich) bewusstseinserweiternde Champagner Probe statt. Champagner „no limits“. Wir berichteten hier vorab darüber. Zusammengefasst suchten 16 Sommeliers und Weinschreiber in dieser einzigartigen Blindprobe unseren Ideal-, Bilderbuch- oder auch einfach ultimativen Champagner. Das Ergebnis war für mich persönlich schockierend, überraschend und doch so wunderbar wohltuend. Die Geschichte eines ganz normalen Nachmittags in München.

Champagner "No Limit"

Schockierend

Da niemand der Teilnehmer wusste, welchen Champagner die anderen Mitstreiter der Probe angestellt hatten, konnte man die Mehrheitsentscheidungen der K.O. Runden absolut ernst nehmen. Von den 16 Schaumweinen flogen 8 in der Vorrunde raus. Darunter waren bis auf eine Ausnahme (Roederer R.D. 2002) alle Weine der großen Brands. Egal ob Krug, Dom Perignon P2 1998, Roederer Cristal oder Deutz Cuvée Wilhelm Deutz, sie flogen in Runde 1 mit deutlichem Ergebnis gegen ihre Ringpartner raus. Schon irgendwie schockierend. Aber gut, Blindproben Realität eben.

Überraschend

Dass die Auswahl der 16 Champagner doch zum Teil aus alten Bekannten bzw. Vertretern der großen Brands bestand, war für mich schon etwas überraschend. Ich rechnete mit deutlich mehr Underdog Winzerchampagner, den Geheimtipps der anwesenden Star Sommeliers. In Summe hatten wir also einen durchaus repräsentativen Querschnitt der Champagne gegeneinander zu bewerten. Das komplette Teilnehmerfeld könnt ihr dem Bild entnehmen.

Das Ergebnis: Champagner no limit 2017

Wohltuend

Spätestens in Runde 2, dem Viertelfinale, waren wirklich nur noch großartige Champagner im Feld. Die Qualität der Weine war durchweg Weltklasse. Die Entscheidung, welcher Wein in die nächste Runde kommt, war nicht leicht. Lobend muss man hier die Auswahl der Paarungen hervorheben. Die beiden Gastgeber und Enfant terrible der Grapes Weinbar Stefan Grabler und Markus Hirschler machten einen großartigen Job. Generell war die gesamte Atmosphäre der doch recht anstrengenden Probe so entspannt, dass keinerlei Hektik oder Anspannung zu spüren war. Ein riesen Lob an die Veranstalter!

Der Gewinner

Ich möchte gar nicht auf jeden einzelnen Flight oder jeden einzelnen Wein eingehen, denn das würde diesen Artikel sprengen und den Fokus von dem sensationellen Gewinner ablenken. Beide Finalisten hatten großartige Champagner ausgestochen und standen zu Recht im Finale. Doch am Ende setzte sich ein Wein durch, welcher schlussendlich meine Ansicht auf den Schaumwein als solches grundlegend verändern sollte. Der Gewinner war 2007 Marguet „Sapience“ Premier Cru. Von diesem Wein hatte ich noch nie vorher gehört. Ihr wahrscheinlich auch nicht. Doch das wird sich jetzt ändern.

2007 Marguet Sapience Champagner

Wiederholungstäter

Da mich „Sapience“ so in seinen Bann gezogen hatte, musste ein zweites Treffen arrangiert werden. Auch beim zweiten Date gab es einen prominenten Partner zum Vergleich: 2004 Pol Roger Winston Churchill. Dieser Wein ist kein Unbekannter in der Liga der außergewöhnlichen und hochwertigen Champagner. Auch Preislich liegen beide in etwa gleich. Doch diese „Duell“ endete ganz anders wie geplant.

100 Punkte

Für mich und meine Mitverkoster war der Prestige Champagner „Winston Churchill“ von Pol Roger immer einer der ganz großen Vertreter seiner Zunft. Ein überzeugender und mitreißender Schaumwein, der ähnlich wie sein Namensgeber vor Selbstbewusstsein und Charakter nur so strotzt. Doch was an diesem Abend geschah war mehr als denkwürdig. Neben dem 2007er Marguet Sapience wirkte Mister Churchill laut, trotzig und oberflächlich. Der Sapience hingegen ging uns allen unter die Haut, berührte uns auf einem vertrauten und persönlichen Level. Jeder Schluck löste eine innere Zufriedenheit aus. Es war wie eine Begegnung mit einem Seelenverwandten, welche mit jedem Schluck inniger und intensiver wurde. Mensch und Wein gingen eine Symbiose ein. Kopfschütteln, Gänsehaut und Glücksgefühle wechselten sich ab. Mit dem 2007er Sapience hat Benoit Marguet einen Schaumwein geschaffen, welcher für mich die bekannten Grenzen des Qualitätsschaumweines bzw. Champagners sprengt und das Getränk an sich – abseits des Alkohol Rauschs – als emotionales Bindeglied in die menschliche Gefühlswelt eintauchen lässt. Wenn so etwas nicht als „perfekt“ und somit mit 100 Punkten bewertet wird, weiß ich ehrlich gesagt nicht, warum ich weiter Weine „bewerten“ sollte.

Keine 100 Punkte

Der 2007er Marguet Sapience ist ein Champagner, der als Verkostungschluck zwar durch seine unglaubliche Tiefe, Cremigkeit und Charme auf ganzer Linie überzeugt, aber erst im dritten, vierten oder vielleicht fünften Schluck seine Komplexität, Wärme und Offenheit wirklich zeigen kann. Aus dem Grund kann ich die 93,94,95 Punkte Bewertungen anderer Verkoster für diesen Wein voll und ganz nachvollziehen. Die wenigsten von ihnen können sich der ganzen Flasche über 1-2 Stunden widmen. Doch diese Zeit benötigt er, um sein wahres Potential zu entfalten. Selbst Benoit nennt ihn „Meditations-Champagner“.

Benoit Marguet

Bio-Dynamisch

Benoit Marguet zählt zu den wenigen konsequenten Bio-Dynamischen Winzern der Champagne. Seit 2008 ist seine eigene Domain in der Umstellung auf Bio-Dyn. 2012 wurde dies erfolgreich abgeschlossen. Doch Sapience gibt es aber schon seit dem Jahrgang 2006. Da zu dieser Zeit seine eigenen Reben noch nicht umgestellt waren, bekam er die bio-dynamisch erzeugten Trauben von drei engen Winzerfreunden: Vincent Laval (gab Pinot Meunier aus Cumieres), David Leclapart (gab Chadonnay aus Trepail) und Benoît Lahaye (gab Pinot Noir aus Bouzy). Der 2007er Marguet Sapience besteht zu 50% aus Chardonnay, 25% Pinot Meunier und 25% Pinot Noir. Ausgebaut wird er Grundwein zu 100% im gebrauchten Holz. Das Hefelager nach der zweiten Gärung beträgt gute 8 Jahre. Auch der Schwefeleinsatz ist auf das Minimum reduziert. Die Dosage liegt bei 3 Gramm Zucker pro Liter. Der 2007er kam 2016 erst auf den Markt. Die Seele der Champagne: 2007 Sapience – Benoit Marguet In der Nase versprüht der 2007er Sapience feinste Brioche Noten, Mandelöl, die Frische einer Frühlingswiese, reifen gelben Apfel, zarte Hefe Noten, braune Butter und eine Touch Walnuss. So „schwer“ das jetzt klingen mag, der Duft ist schwebend, ja fast transparent und zart. Am Gaumen wurde es dann magisch. Meine Geschmacksnerven wurden von den Wellenbewegungen der Aromen Entfaltung schlichtweg überfordert. Diese Energie, Vitalität und Dynamik bei völliger Feinheit und Cremigkeit zog mich mit jedem Schluck mehr in seinen Bann. Spielerisch und tänzelnd bewegte sich der Wein immer weiter in den Rachen. Gab man ihm etwas Luft und Zeit im Mund, hörte dieses Spiel fast nicht mehr auf. Eine für mich bis dato unbekannte Schaumweinperformance spielte sich in meinem Geschmackszentrum ab. Faszinierend, emotional und glücklich machend zur gleichen Zeit. Episch. 100 Punkte. Für mich der perfekte Schaumwein. Schön zu sehen, dass er aus der Champagne kommt…

Bezug

Den 2007er Marguet Sapience ist u.a. für 169€ bei Vinaturel.de zu beziehen.

2 Antworten auf „Die Seele der Champagne: 2007 Sapience – Benoit Marguet

  1. Lieber Nico Medebach, auch wenn es als oberlehrerhaft gesehen werden mag: Mich nervt die orthographische und grammatikalische Nachlässigkeit des Artikels. Ein 100-Punkte-Champagner hat meines Erachtens mehr Sorgfalt verdient.

    • Hallo Thomas, danke für die Rückmeldung. Ich habe den Artikel noch einmal quer gelesen und einiges verbessert. Nach dem man Tagelang an solchen Artikeln schreibt und ließt, überließt man doch so einiges.

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