Post frei – Gastautorin Kathrin legt los:

Es wurde zu Post frei gerufen.

und mir wurde dieser weinblog zugelost.
wein trink ich gerne, doch ahnung hab ich nicht.
mein erster gedanke war also, was mach ich dazu???
mein bisheriges weintrinken hatte sich nämlich auf rotwein den jemand anders ausgesucht hat und weisweinschorle im sommer beschränkt.
so kann das ja nicht weitergehen, das ist die gelegenheit, dachte ich!! 😉
noch am selben tag fand ich im reformhaus den vitajuwel der versprach wein zu veredeln.
gute idee, doch ganz allein ausprobieren ist ungesellig.
die frage wen ich zum probieren wählen würde, musste ich mir eigentlich nicht stellen.
so ging der nächste anruf an meinen onkel, der unter anderem
chevelier de la confrérie du tasterin und commanderie du bontemps ist.
dieser war begeistert, weil er den weinalterungslöffel den er mal geschenkt bekommen hatte, auch noch ausprobieren wollte.
also haben wir in der letzten woche einen weinabend abgehalten, in dem ich darum bat, mir einfach mal alles zu erklären.
das wurde dann länger und ich bekam mehr informationen als erwartet, doch
fangen wir von vorne an 😉
ersteinmal wurde mir als erstes gesagt,
die abhandlung des weins ist subjetiv.
hier kann jeder sagen und schmecken was er möchte…
wichtig um den korken zu ziehen ist jedoch schonmal der korkenzieher.
der erste wein den wir ausprobieren ist ein
cuvée prestige bordaeux – legende d´or aus dem hause barons de rothschild.
passenderweise funktioniert natürlich das, was passieren muß um die korkenzieher vorzustellen. der korken bricht ab. der unterschied zwischen den korkenzieher kann man also schonmal in scharf und abgerundet einteilen. das heißt gewendert und bedeutet das die ecken des metallstabes abgerundet sind und so den kork besser greifen können.

der zweite wein den wir schnell öffnen ist ein 1953 bordaeux – bouchard père & fils beaujolais superieur. da wir hierbei direkt auf nummer sicher gehen und der korken uns nicht in den wein bröseln soll, nehmen wir dafür einen federzangen korkenzieher. dieser packt den korken an den seiten und so besteht erst gar keine möglichkeit das dieser bröseln kann. funktioniert wunderbar. wer noch mehr über korkenzieher lesen möchte, klickt mal HIER!

nachdem ich das mit der raumtemperatur verstanden hatte (die optimalen 18 grad kommen aus dem 18. Jhd. ohne heizungen), hab ich mir die verschiedenen Weinausgiesser angeschaut. neben den tropfhilfen gibt es auch siebe die das weindepot (schwebstoffe) auffangen,

sowie kugeln die zum schnelleren belüften und aufrauhen des weines sind. diese heißen dann dekantierungsausgiesser – um dem wein direkt sauerstoff anzureichern.
für unseren wein von 1953, bei dem wir zuvor noch nichtmal wissen ob er nicht vielleicht sogar schon umgekippt ist, könnte dies jedoch den sauerstofftod bedeuten und so schütten wir den wein ganz „normal“ ein.

nächste frage, wie riecht der wein und ist er wohl noch gut?

zitat: „die nase ist so gut, ich hab angst ihn zu trinken.“
ich rieche tabak, geröstetes leder und schwarzkirsche und …. es riecht gut, reicht das nicht? 😉
wir probieren und sind so begeistert vom wein, das auch noch die nachbarn (eben solche weinliebhaber) hinzugerufen werden.
bis diese da sind, testen wir den vitajuwel und den weinalterungslöffel (bei dem 2004er wein),
der vitajuwel soll nach anleitung 10 minuten im wein ruhen und dieser wird dann durch die enthaltenen amethysten geöffnet. der weinalterungslöffel lässt den wein pro sekunde die er in den wein gehalten wird um ein jahr altern.
erkenntnis: der löffel kann so lang in den wein gehalten werden bis dieser tatsächlich kippt und wird auf grund dessen von uns weinvernichtungsstab genannt.
bei dem vitajuwel scheiden sich die geister. deswegen die zitate dazu:
„merkst du einen unterschied?“ – „ich glaube nicht!“
„er vibriert die tanine weg. ich finde er wirkt. oder?!“ (tanine = gerbstoffe)
„keine veredelung, sondern das gegenteil!“
fünf personen und zwei flaschen wein reichen nicht 😉
und den 2004er nehmen wir nach dem grandiosen geschmack des 1953ers auch „nur“ noch für testzwecke des juwels und löffels.
wir müssen also dringend noch einen wein aufmachen und wählen den
1952 burgunder nuits cililles morin.
schmeckt genauso wunderbar, mir sagt der kirschige geschmack des 1953 jedoch ein bißchen mehr zu….
das war noch lang nicht alles und ich wundere mich zu diesem zeitpunkt schon, das ich mich gar nicht so betrunken fühle, wo mir doch normalerweise ein glas wein reicht 😉 doch ich genieße den wein, es schmeckt einfach gut!!!
die nachbarn, die mir damit angekündigt werden, das sie nicht nur geschmack sondern auch noch ahnung von wein haben, bringen noch mehr wein mit.
aus allen mitgebrachten wählen wir zum trinken:
1962 chateau margaux – premier grand crus classe
1978 mähler besse – margaux cheteau palmer medoc,
1983 chateau palmer
1998 sowie 2002er shiraz dead arm
nun weiß ich was sie meinen wenn sie sagen:
„das ist ja hier wie lekkerland!“
ich lerne,
  • das es weine mit bis zu vier verschiedenen traubensorten gibt. man nennt das dann ein – oder zweitraubig….
  • das die franzosen ihren alkohol aufzuckern um zu mehr alkohol im wein zu gelangen. chile, argentinien oder südafrika dagegen jedoch das problem haben, das ihr wein fast zuviel zucker enthält. die trauben dort bekommen viel sonne (merken: ich möchte dorthin!).
  • das die reihengröße des rebstockes für mehr qualität verantwortlich ist. denn, je breiter die reihen sind, umso mehr sonne bekommen die trauben. das vergrößert zwar nicht die erntemenge, jedoch die weinqualität.
  • das in den usa ganze eichenbretter in die 215 liter weinfässer zugegeben werden um den geschmack des weines zu verbessern
  • und das der wein am besten bei 12-14 grad gelagert wird und die luftfeuchtigkeit auch wichtig ist.
ich hab noch so viel mehr notizen auf meinem schreibblog (es wurden fünf seiten stichwörter),
doch ich kann nicht mehr alles zuordnen.
wir haben um 21:00 angefangen und ich war um 04:30 im bett… 🙂 ich hab noch mehr als hier geschrieben gelernt und trotzdem das gefühl wir könnten noch zehn von diesen abenden verbringen und dann würde ich mir nochmal zehn wünschen.
wichtige info zum abschluß:
da wir nicht alle flaschen ausgetrunken haben, diese jedoch nicht weiter der luft und somit dem verfall aussetzen wollen, vakuumisieren wir den wein. das sieht auf dem bild zwar anstrengend aus, ist jedoch mit hilfe einer pumpe ganz einfach.
liebster klaus, meine liebe gabi, ich danke euch für den lehrreichen und schönen abend und die tollen weine! es kam so viel mehr dabei raus als ich erwartet hatte!!!
für alle die nun auch lust haben mehr über wein zu lernen, vielleicht biete ich ja bald seminare an 😉 und bis dahin, lest doch ein bißchen über WEIN!

7 Antworten auf „Post frei – Gastautorin Kathrin legt los:

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  2. Herzlichen Glückwunsch zum Bestehen der Drunkenmonday Aufnahmeprüfung 😉 Nun bist du offiziell als Gasttrinker herzlich eingeladen und darfst auch ganz viel von den alten Kamellen mitbringen, über die du so großartig berichtest hat! Toller Post – vielen Dank! Nico (NM)

  3. Liebe Kathrin,
    das hast du aber fein hinbekommen!
    Ne richtig kleine Geschichte ist das geworden mit z.T. extrem geilen Weinen, netten Menschen und neuen Erfahrungen.
    Vielen Dank und welcome to the club!
    P.S.: Viele Grüße an deinen Onkel.

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