Ein Vin de Table – Tafelwein von Chateau Palmer??

chateau palmer bordeaux (PT) Nicht selten führt die Weingesetzgebung der jeweiligen Länder zu interessanten Aus- ud Umwegen.
Die Italiener nutzten den „Umweg Vino da Tavola“ mit prominenten Beispielen von Tafelweinen wie dem toskanischen Tignanello und dem aus der Umgebung von Bolgheri stammenden Sassicaia.

Somit kann Italien auf eine lange Weingeschichte ausserhalb des DOC Systems zurückblicken, während die Franzosen sehr an Ihrem AOC System festhalten. Größtenteils, weil sie das Stigma fürchten, welches mit dem Begriff „Vin de Table“ einhergeht. In Frankreich wird „Vin de Table“ mit niedrigster Weinqualität und mit einfachen, billigen Weinen im untersten Preisniveau assoziiert.

Das altehrwürdige Chateau Palmer aus Margaux – als 3. Grand Cru Classé eingestuft – wagt ebendiesen unkonventionelle Weg (Umweg) mit dem „XIXth Century Historical Wine„. Inspiriert durch die in der „Vor-Appelations Zeit“ gängigen Praxis in Bordeaux Weine, insbesondere schwächerer Jahrgänge, durch die Assamblage mit Syrah von der nördliche Rhone zu verfeinern, produzierte Chateau Palmer bisher drei Jahrgänge dieses „XIXth Century Historical Wine“: 2004, 2006 und 2007.

Vin de Table - Chateau Palmer - Tafelwein - 19th Century Historical Wine

Der verantwortliche auf Chateau Palmer, Thomas Duroux, verschneidet Fässer welche für den „Chateau Palmer“ bestimmt sind mit max. 20% Syrah von „feundschaftlichen“ (nicht näher erläutert) Quellen in Hermitage, Cote Rotie und Cornas. Obwohl es „Jahrgangsweine“ der Jahrgänge 2004, 2006 und 2007 sind, darf aus gesetzlichen Gründen kein Jahrgang angegeben werden (Vin de Table dürfen per Gesetz keine Jahrgangsangabe tragen). Daher muß man schon ganz genau auf die Lotnummer achten, in diesem Fall lautet sie „20.04“ -> Jahrgang 2004;)

Der XIXth Century Historical Wine soll nicht vergleichbar sein mit den Shiraz, Cabernet, Merlot Blends aus Australien, aber auch keinen klassischen Margaux darstellen, da er voller und reicher ist und den Einfluß des Syrah in der Jugend sehr deutlich zeigt.
Es werden insgesamt ca 250 -300 Kisten (12er) produziert von denen 50 das Chateau Palmer nicht verlassen und für mindestens zehn Jahre weiter reifen. Durch regelmäßige Proben soll sich zeigen, ob der XIXth Century Historical Wine mit den Jahren der Reife mehr und mehr die klassiche Margaux Charakteristik zeigen wird.

Durch den gleichen Preis pro Flasche wie der „Chateau Palmer“ ab Weingut, bleibt es wohl ein sehr seltener Genuß – eben nicht der typische „Vin de Table“ 😉

Chateau Palmer
via: Dr. Vino

3 Antworten auf „Ein Vin de Table – Tafelwein von Chateau Palmer??

  1. Sehr lesenswerter Artikel, über Praktiken die einmal von den verstaubten Traditionen abweichen sind wir aus dem Bordelais natürlich besonders gespannt… Leider wohl auch traditionell unerschwinglich 😦

    • Nicht nur preislich „schwer“ erschwinglich – auch die „normale“ Suche nach diesem Wein bei etablierten Bordeaux Händlern, führt leider kaum zu diesem Tropfen…
      Aber ich habe gehört, dass jemand, den du auch kennst, diesen Herbst auf Palmer verweilen wird, vielleicht läßt sich so eine Flasche ergattern:)

  2. Ich glaube, die Person kenne ich auch. So ein Fläschchen im Vergleich zu einem „normalen“ Palmer wäre eine interessante Sache. Der Herbst kann kommen.

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