Zu Besuch: Weingut Heymann-Löwenstein

Oder: ein „Querdenker“ packt aus.

im Keller von Heymann Löwenstein(NM/PT) Mit Joggingschuhen und Bademantel, äh „Freigeist-Mantel“ bewaffnet empfing uns ein sichtlich entspannter Reinhard Löwenstein. Ohne große Umwege ging es direkt in den beeindruckenden Keller.

Hier wechselte das Thema schnell von den „klassischen“ Weingesprächen hin zu weitergedachten Entwicklungen, wilden Hefen, Feng Shui, energetischen Teilchen und weiteren bewusstseinsverändernden Attributen. Die Konklusion jedoch bestand darin, dass die Dinge doch oft sehr pragmatischer Natur seien. Daher hat sich Reinhard im Winter 2009/2010 zu einem recht simplen Schritt entschieden, damit die gärenden Moste/Weine nicht in die „Winterstarre“ fallen: Der Keller wird mit einer Heizung gewärmt.

Sicher könnte man 3 Blogbeiträge über dieses Weingut schreiben, wir konzentrieren uns aber auf ein paar Fakten und Zitate, die Reinhard preis gab: 1996 war das erste Jahr der „echten“ spontanen Gärung bei Heymann-Löwenstein, ab 2000 gab es dann große Holzfässer. Zu Beginn waren es nur 2-3 Fässer, daher war unklar welche Weine in die Fässer kommen sollten. Eine ganz klare Aussage von Reinhard war auch, dass der Wein besser schmeckt, wenn er trüb verschnitten wird, anstatt dem Verschnitt nach der Filtration. Auch ein interessantes Statement von Ihm: Was interessiert mich die physiologische Reife? Ich will doch keine Kerne züchten!

Luftorgel vom Weingut Heymann LöwensteinSicher ist Reinhard Löwenstein in der Winzer-Szene auf Grund seiner Einstellung und Vorgehensweise eine umstrittene Figur (wie z.B. auch Peter Jakob Kühn), aber die Resultate die letztendlich in der Flasche gelangen, lassen schnell allen Hokuspokus vergessen:

2008 Riesling Schieferterrassen 12,5 %
Knackig, äpfelig, röstig, recht schlank, getrocknete Mandarinen, recht verschlossen

2008 Riesling Schieferterrassen 12,5 % (Schraubverschluss)
pikanter, eleganter

2008 Riesling vom blauen Schiefer 12,5 %
Zupackend, sehr schlank, Schiefermineralität, leicht, animierende Zitrusaromatik, Grapefruit, Apfelsine

2008 Riesling Kirchberg 13 %
Würzig, ätherisch, speckig, mächtiges Maulgefühl, langes erdiges Ende, ganz reife Grapefruit, physikalisch vom Holz geprägt

2008 Riesling Röttgen 13 %
In der Nase sehr gefällig, blaue Mineralität, Fülle, trotzdem relativ schlank, Fraktion „Damenwein“, blumig, fruchtig, Südfrucht, Ananas, würzig herbe Komponenten

2008 Riesling Uhlen Blaufüßer Lay 13 %
junge Struktur, leichte Sauvignon Aromatik, vegetabil, sehr schlank & knackig

2008 Riesling Uhlen Laubach 13 %
Boden: mit Kalkeinschlüßen, Eleganz, kühle Süße, ein wenig Honig, Mandarine, leicht kalkig

1992 Riesling Hamm
Leichte Firne, feine Nase, 4,8 Säure, am Gaumen im Abgang leicht schwächelnd, trotzdem elegant und fein

1993 Riesling QbA
Firne, nußig, mandelig, reife & knackige Säure, keine Müdigkeitserscheinungen – und das bei der Einstiegsqualität!!

1993 Riesling Uhlen „Alte Reben“ 13%
110° Oechsle. Nase: leicht Firne, Honig, Eukalyptus. Gaumen: vollreife süße Grapefruit, Stoffigkeit, innere Ruhe, Elsäßer Stilistik!! Ein Monument!

1998 Riesling Eiswein 6,5 % 130 Grad Öchsle
Frische Fruchtfülle, animieren wie eine tänzelnde Ballerina! Finesse, Eleganz, weiße Aprikosen. Der Prototyp eines Eisweins.

2001 Riesling Uhlen Rothlay TBA 6,5 %
Reinhard ist „ausversehen“ über 2 Kisten dieses Stoffes im Keller gestolpert: Reife Rosinen, saftige/kandierte Aprikose, Orangen und Ananas, Rosinen Brot, Schwarzbrot Rinde, Senfsaat, Jod, leichte Röstaromen, Fülle, Konzentration, Extrakt, Göttertropfende Weltklasse! Sauternes kann einpacken

2005 Riesling Schieferterrassen Auslese 8 %
Frische Fruchtigkeit, belebend, erfrischend, nach der TBA überraschend standhaft, leichte Apfelsirupartigkeit

2007 Riesling Röttgen Goldkapsel Auslese 7,5 %
Ganz leicht, fein, tänzelnd, extrem saubere Botrytis, glasklar, ein extrem fein-fruchtiger klarer Gebirgsbach, graziele Balance zwischen Zucker,Frucht und Säure. Fantastisch!

2007 Riesling Uhlen Rothlay Auslese
„rötlich“, kräftig, voller, würziger, Dörrobst, voll reife gelbe Früchte, reife Aprikose, feine Stilistik, Eleganz und dabei tänzelnd, „Das Ziel bei Süßweinen: die Leichtigkeit einer Ballerina.“

2007 Riesling Röttgen Beerenauslese
Lebkuchen, Lakritze, Waldmeister, „grün strahlend“, süß, Viskosität, Glycerin, aber nicht scharf – weglegen!

2007 Riesling Uhlen Rothlay Beerenauslese
Harmonie: Kühle Nase, Säure und Süße durch zupackende Mineralität ausgeglichen – Groß!
Alte Flaschen Heymann Löwenstein Riesling

Ohne viel Zweifel war dies der beeindruckendste Winzerbesuch bis dato. Die Weine tragen alle samt die Handschrift von Reinhard und Cornelia Heymann-Löwenstein. Zudem waren die Gespräche und Erklärungen äußerst interessant und bildend, so dass uns dieser Besuch noch lange in unseren Köpfen begleiten wird.

Vielen Dank an Reinhard und Cornelia für die Zeit, die Gastfreundschaft und die ausgezeichneten Weine!

Detail-Infos zu den Lagen Uhlen und Röttgen (PDF)
Webseite des Weingutes Heymann Löwenstein
2001 Heymann Löwenstein Riesling Uhlen Rothlay TBA

-> Weitere Artikel zum & über das Weingut Löwenstein

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6 Antworten auf „Zu Besuch: Weingut Heymann-Löwenstein

  1. Die einzigartige Stellung von Heymann-Löwenstein kann ich nur unterstreichen. Gerade die edelsüße Kollektion, die wir bei der ProWein in Teilen verkosten durften, war gigantisch…

    • Absolut, wobei gereifte trockene Riesling vom Weingut Löwenstein auch eine spannende Entdeckung sein können…

  2. Pingback: Zu Besuch: Weingut Martin Müllen – Traben Trarbach « Drunkenmonday Wein Blog

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