Der DrunkenMonday Nachwuchs DrunkenFranken lässt die Korken knallen – Teil 2

(PT) Unser Nachwuchs DrunkenFranken legt mit Winzer-Champagner sein Debut hin – hier folgt der zweite Teil:

DrunkenFranken startet mit Winzerchampagner – Teil 2/2

von Christoph Richter, Nicola Naumann und Thomas Plackner

Flight 2 – 100 % Pinot Noir

Champagne Marie-Noel Ledru Cuvée Du Goulte Grand Cru 2007 (ab Hof) ca. €30
Ambonnay, Montagne de Reims; 2 ha

Champagne Marie-Noel Ledru Cuvée Du Goulte Grand Cru 2007

Champagne Marie-Noel Ledru Cuvée Du Goulte Grand Cru 2007

Das ohnehin schon kleine 5 ha große Weingut Marie-Noëlle Ledru schrumpfte 2010 wegen Familienstreitigkeiten auf 2 ha in sich zusammen. Da es auch bestehende Verträge mit Deutz und Champagne Pol Roger gibt, die nicht ohne Weiteres gekündigt werden können, bleibt am Ende nur eine Handvoll Flaschen für Privatkunden übrig. Der Weinbau ist extrem naturnah, im Keller wird nahezu nichts gemacht: Spontanvergärung, keine Filtration, man verwendet wenig bis keinen Schwefel. Um den natürlichen Geschmack nicht zu beeinflussen, werden die Weine in Stahl- und Emailletanks ausgebaut und wo sie eine malolaktische Gärung durchlaufen wollen, dürfen sie dies auch tun. Die Basis Cuvées reifen bereits 3 Jahre im Keller, die Jahrgänge fünf Jahre und mehr. Alles wird von Hand degorgiert und mit wenig bis keiner Dosage abgefüllt.

Die verkostete Top-Cuvée des Hauses Champagne Marie-Noel Ledru Cuvée Du Goulte Grand Cru 2007 ist ein reinsortiger Pinot Noir Champagner und stammt aus den Filetstücken der für Pinot Noir berühmten Grand Cru Ortschaft Ambonnay. In der Nase entdeckt man eine dezente Sherrynote, was den Eindruck eines gereiften Champagners vermittelt. Dabei ist 2007 noch kein Jahrgang, der im Moment besonders gereift sein sollte, es ist eigentlich der aktuelle Jahrgang, den die meisten Produzenten aktuell auf dem Markt haben. Im Mund dann aber Entwarnung: eine äußerst vibrierende, lebhafte Säure und Mineralität schießt uns entgegen und putzt den ganzen Gaumen frei, der sich gerade so genüsslich an Käse und Schinken gelabt hatte. Wir sind wieder hellwach und konzentriert! Dieser Champagner ist sicher ein hervorragender Aperitif. In diesem Flight fällt er allerdings etwas aus der Reihe, denn er konnte mit seiner eher zierlichen Art den deutlich kräftigeren Mitbewerbern wenig entgegensetzen.

Champagne Eric Rodez Blanc de Noir ca. €39
Cuvée aus fünf bis sechs verschiedenen Jahrgängen (2000 – 2007), 25% Ausbau im Stahltank, 75% im Holz, 35% mit malolaktischer Gärung, 65% ohne, Dosage: 5 g/l.

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Champagne Eric Rodez Blanc de Noir

Im Glas fällt die etwas dunklere Farbe auf. Der Duft ist warm und leicht süßlich, die Perlage im Mund sehr dezent. Im Trunk fällt wieder ein sehr kräftiger, fast mächtiger Körper auf. Der Champagne Eric Rodez Blanc de Noir ist sehr komplex und hat ordentlich Druck am Gaumen. Es handelt sich um einen extrem dichten, konzentrierten, kräftigen Champagner. Dabei wirkt er aber nie breit oder fett, sondern bleibt extrem elegant. Ein Charakter, der sofort präsent ist und sich selbstbewusst präsentiert. Während einen Madame Ledru geschmacklich herausfordert, mit einigen Fragezeichen zurücklässt und dafür sorgt, dass man immer wieder nachverkostet, um sich ein Urteil zu bilden, packt Rodez sofort zu, lässt keine Fragen offen. Man will, nein, man muss ihn einfach trinken!

Champagne Janisson-Baradon et Fils Tue Boeuf 2006ca. €54
100% Pinot Noir, Einzellage Tue Boeuf, aus alten Rebstöcken, Dosage: 5g/l.

Champagne Janisson-Baradon et Fils Tue Boeuf

Champagne Janisson-Baradon et Fils Tue Boeuf

Auch hier zeigt sich eine leicht dunklere Farbe im Glas. Die Nase ist weich und erinnert an Marzipan. Die Perlage im Mund ist zurückhaltend, aber der Champagne Janisson-Baradon et Fils Tue Boeuf 2006 hinterlässt einen großen Eindruck. Er ist schwerer als die vorherigen, dabei sehr harmonisch. Der Wein ist sehr komplex, überwältigt fast mit seiner Fülle, ohne jedoch plump oder langweilig zu wirken. Sicherlich ein toller Begleiter zu schwereren Schmorgerichten, aber auch zu Tafelspitz kann man ihn sich vorstellen. Ganz ohne Frage lässt er sich auch allein genießen, ohne Speisen und vielleicht sogar ohne Mittrinker. Ein Champagner für den sehr gepflegten Abschuss!

Wenn man geschmacklich auf solchen Höhen schwebt fällt es wirklich schwer aufzuhören. Und so war Gott sei Dank noch eine Zugabe eingekühlt, die zwar nicht in den zweiten Flight passte, aber in der Qulität beim Tue Boeuf anknüpfen konnte.

Champagne Eric Rodez Cuvée des Grands Vintages (ca. €55)
70% Pinot Noir, 30% Chardonnay, ausschließlich erste Pressung aus den 10 besten der letzten Jahrgängen (2004: 30%, 2002: 21%, 2000: 18%, 1999: 13%, 1998: 9%, 1996: 6%, 1995: 2%). Ausbau zu 100% in Holz, keine malolaktische Gärung, Dosage: 4 g/l.

Champagne Eric Rodez Cuvée des Grands Vintages

Champagne Eric Rodez Cuvée des Grands Vintages

Dieser Champagner begrüßte uns mit einer expressiven Nase und entfaltete sich dann im Mund zu einem enorm komplexen, kraftvollen Champagner, der gleichzeitig sehr schlank und elegant ist und eine beeindruckende Länge hat. Man kann ihn sich zu vielen Gelegenheiten vorstellen: Zum Festakt, zum Festschmaus, zum Philosophieren….

Den Champagne Eric Rodez Cuvée des Grands Vintages kann man getrost gegen einen Krug Grand Cuvée stellen, er wird in seiner Komplexität und Länge nicht abfallen und in nichts nachstehen. Kein Wunder, wenn man sich ansieht, welche hervorragenden Jahrgänge hier verwendet wurden. Dabei bekommt man diesen Vertreter für weniger als die Hälfte des Preises und alles stammt aus einer Winzerhand, angefangen von der Arbeit im Weinberg über den Ausbau im Keller, das Degorgement etc.

Fazit:
Champagner macht Spaß! Winzerchampagner umso mehr, insbesondere, weil er so vielseitig ist und jedes Jahr ein wenig anders schmeckt (im Gegensatz zu den Industriechampagnern, die man überall bekommt). Und: Champagner ist kein abgehobenes Getränk für Snobs! Bereits ab 25€ gibt es erstaunlich amtliche Basisqualitäten, die Freude bereiten. Mit zwei, drei guten Freunden getrunken macht das nun wirklich nicht arm.

Höchst interessant war bei der Verkostung zu beobachten, wie unterschiedlich sich die Champagner in verschiedenen Gläsern präsentierten. Wir hatten sowohl feine Champagnergläser von Zalto, als auch normale Weingläser auf dem Tisch und konnten direkt vergleichen. Meist war der Geruch aus den größeren Weingläsern intensiver, aber viele am Tisch beurteilten den Geschmack aus den Champagnergläsern wesentlich besser. Auch die Perlage war ansprechender. Die meisten der verkosteten Champagner gibt es übrigens bei http://www.noblewine.de zu kaufen.

Epilog:

Nach dem zweiten Flight mussten wir uns natürlich noch dem Nachtisch widmen, einer Aprikosentarte. Passend dazu gab es einen Süßwein vom Südtiroler Weingut Kiembeger aus Terlan, das vom Winzer Nobert Kofler betrieben wird. Da der Wein nicht etikettiert war, war blind verkosten angesagt. Im Glas fiel direkt die recht dunkle Farbe auf, gereifte Noten hatte der Wein aber nicht. Insofern konnte man eine lange Reifung und Trocknung der Beeren vermuten sowie den Einsatz eines kleinen Holzfasses. Bei den Rebsorten gingen die Spekulationen weit auseinander, bis hin zu Gewürztraminer oder sogar Rosenmuskateller, die im Spiel sein könnten. Dass es nicht eine, sondern mehrere Rebsorten sein mussten, schien eindeutig zu sein. Eine Maischegärung wurde kurz diskutiert, aber für unrealistisch gehalten.

Der Wein roch nach Aprikosen (sehr passend) und Rosinen. Vermutet wurde auch ein leichter Azetonton. Im Mund war der Wein natürlich sehr dicht, fast marmeladig, ohne allerdings nur plump süß zu sein. Die Auflösung des Winzers kam einen Tag später: eine Cuvée aus Chardonnay, Sauvignon Blanc und Müller-Thurgau; konzentrierte Trauben, die im Stadl getrocknet wurden, Ausbau im sehr kleinen Holzfass (225l).

2 Antworten auf „Der DrunkenMonday Nachwuchs DrunkenFranken lässt die Korken knallen – Teil 2

  1. Tach’schen Franken,
    ich bin ja beileibe kein Billigtrinker und kommentiere immer vehement gegen die so sehr hochgelobten Entdeckungen für wenige Euros die doch so gut sind. Ich pusche selbst „unsere“ Winzer manchmal, wenn sie neue Weine im kleinen Kreis vorstellen, die Preise höher als gedacht anzusiedeln – weil die Weine es halt wert sind. Aber sowohl 2500 Euro für Petrus oder 300 für einen Gran Cru St. Emillion oder das gros der Bourgogneweine, halte ich für völlig übertrieben und ziehe eine Grenze. Leider fällt für mich auch die Champagne in diese Kathegorie. Dort wage ich aus eigener Erfahrung zu behaupten, dass der halbe Preis der Regionszugehörigkeit geschuldet ist. Selbst bei den „kleinen“ Gütern die wirklich ordentliche Schaumweine machen. Wenn ich dann auch noch an die Machart und die Manipulationsmöglichkeiten denke, könnte ich positiv eventuell an feinste Abstimmung und toll kreierte Eleganz denken oder müsste sie sogar erwarten und fordern, negativ denkend allerdings in gröbster Form „Gepansche“ dazu sagen und sinnend an die so ehrlichen Flaschengärungen denken.
    Trotzdem muss ich allerdings auch bei diesem Bericht mal wieder denken „schade nicht auch Teil einer solch ambitionierten und versuchsfreudigen Entdeckertruppe zu sein. Toll! Weiter so.

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