(NM) Erdkunde, 6. Klasse: Was haben die Toskana und der Süden Frankreichs neben dem Weinbau gemeinsam? Richtig, es ist der 43. Breitengrand. Geographisch ist die Gemeinsamkeit somit definiert, doch im Weinbau liegen vermeintlich Welten zwischen den beiden Regionen. Südfrankreich wird im Rotweinbereich von Rebsorten wie Syrah, Grenache, Mouvedre und Carignan dominiert, in der Toskana gibt Sangiovese ganz klar den Ton an. An der Küste im kühleren Bolgheri gedeiht auch Cabernet Sauvignon, Merlot und Cabernet Franc ganz hervorragend. Doch wie schaut es mit einem klassischen Südfranzösischen Blend dort aus? Das Kultweingut Monteverro probiert dies dort seit dem Jahr 2008 mit dem Rhone Blend „Tinata“ aus. Ein betörender Mix aus Syrah und Grenache. Doch werden die hohen Ansprüche erfüllt? Wir gaben uns diesem Cuvée über mehrere Stunden hin. Hier ist nun das Ergebnis. Weiterlesen
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Schöne alte neue Weinwelt
(NM) Noch vor zehn oder mehr Jahren, als die alte Welt noch die alten Welt, und die neue Welt die neue Welt war, hatte es der versierte Frucht-Konzentrat-Trinker ausgesprochen leicht. Die molligen, kräftigen und warmen Rotweine kamen alle samt aus Australien, Neuseeland, Chile oder Kalifornien. Kurz auf das Herkunftsland geschaut und selbstsicher wurde die Flasche „Shiraz“, „Malbec“ oder „Cabernet Sauvignon“ aus dem Regal gegriffen. Mit den erworbenen 15,8% Alkohol (abgerundet auf 14,5%) konnte die Fruchtbombe ohne Angst vor zu viel Säure oder austrocknendem Tannin zünden.
Zwischen den Welten
Spätestens in 2015 sieht die neue Welt/alte Welt Nummer schon ganz anders aus. Auf einmal steht anstelle von Shiraz „Syrah“ auf dem Label und deklariert einen neuen Welt-Wein mit alten Welt Attitüden. Jetzt muss der Frucht-Konzentrat-Trinker schon zwei Mal hinschauen, um nicht zufällig mit Säure, Frische und moderatem Holzeinsatz überrascht zu werden. Ich persönlich sehe aber genau in dieser entstehenden Schnittmenge der beiden – salopp gesagt – Wein Stile ein neues, großes und unglaublich spannendes Weinentdeckungsfeld mit vielen Unbekannten und Überraschungen. Sicher wird jetzt der ein oder andere Winzer mit Gamay aus Lodi oder Cabernet Franc aus dem Barossa Weinbautechnisch ins Klo greifen, aber sind es vielmehr die geänderten An- und Ausbaumethoden (frühere Lese, weniger neues Holz, wilde Hefen) die einen einst molligen Shiraz zum würzigen und animierenden Syrah werden lassen, ohne aber auf die reife „neue Welt Frucht“ verzichten zu müssen. Und wie es der Zufall so will, darf ich euch heute zwei solcher „zwischen den Welten“ Vertreter vorstellen. Weiterlesen
Wenn Wein die Seele berührt: Domaine Gourt de Mautens
(JR) Manchmal sind es die Zufälle im Leben, die Prinzipien auf den Kopf und eingefahrene Ansichten in Frage stellen. Thomas Krug, langjähriger Freund und Besitzer der renommierten „Käseglocke“ in Gießen erzählte mir im vergangenen Sommer am Rande einer Weinprobe „off topic“, er habe bei einem Freund einen ganz ungewöhnlichen Wein aus Südfrankreich kennengelernt, den müsse ich einfach bei Gelegenheit mal probieren. Aber wie das so ist, der Abend wurde lang, manches war zu besprechen und diskutieren und der Südfranzose war schnell vergessen. Der Zufall führte im Winter zu einer Drunkenmonday-Probe mit dem Thema „Süd-Rhone“ und der Wein aus Rasteau drängte sich aus dem Unterbewusstsein hervor. Dank des empfehlenswerten aber nicht sehr kommunikativen Frankreich Spezialisten Vinisud stand Anfang des Jahres eine kleine Vertikale der Jahrgänge 07, 08 und 09 auf unserem Probentisch.
Ein ganz außergewöhnlicher Wein
Das waren die Worte, die mir im Ohr lagen, als der undurchsichtig, tiefdunkle 2007er Gourt de Mautens im Glas seine Aromenpracht entfaltete. Weiterlesen
Gerade im Glas: 2006 Four Vines „Anarchy“ /Paso Robles, CA
(NM+MF) Wie „böse“ diese Weinwelt doch sein kann. Dieser Wein will keine Gefangenen machen, Geisel nehmen, oder dein bester Freund sein. Dieser Wein will zeigen was er hat, Anarchy am Gaumen, im Auge und im Kopf. Wer die Weine bzw die Leute hinter den Weinen von Four Wines kennt, wird verstehen warum der Wein genauso ist wie er ist. Die Weine heißen „Anarchy“, „Heretic“, „Monarchy“, „The Sophisticate“, „Naked“ usw. Hier will nicht brav kalifornischer Wein gemacht werden, hier wird Aufgefallen was das Zeug hält, ein wenig „dagegen“ ist auch mit im Spiel. Wein-Rebellen aus Paso Robles, dem aufstrebenden Spielplatz der jungen Wilden in der kalifornischen Weinszene.
Doch nun zu dem Wein: Ein Rhone Blend, der keiner ist. 32% Syrah, 32% Zinfandel (an Stelle von Grenache) und 36% Mouvedre werden hier ge“blended“. Unkonventionell könnte man sagen. In der Nase ganz klar „neue Welt“: Rumtop, Aachener Pflümli, Amarenakirschen, Brombeere, Zedernholz und eine feine holzige Würze. Einmal als Wunderbaum ins Auto bitte! Am Gaumen dann voll & saftig, präsente, aber reife Tanine, viel Frucht und Wumms, aber nicht fake oder aufgesetzt. Tolles röstiges/pfeffriges Finale. Die 15% Alkohol werden recht gut, aber leider nicht optimal eingebunden, was dem Wein an sich aber doch recht gut steht.
Wer hier mittrinkt, muss wissen worauf er sich einläßt. Definitiv nichts für klassische Bordeaux-Heads – mir aber egal – mir schmeckts!
http://www.fourvines.com
Zu beziehen bei Kössler & Ulbricht