Wenn Wein die Seele füttert: 2011 Houillon-Overnoy Chardonnay Arbois Pupillin

2011 Houillon-Overnoy Chardonnay

(NM) Im Englischen gibt es mitunter ganz wunderbare Sprüche und Floskeln, welche ins Deutsche übersetzt einfach nur merkwürdig klingen. „This wine feeds my soul“ – „dieser Wein füttert meine Seele“ klingt im Englischen nach „Balsam für die Seele“, im Deutschen nach Magenknurren im parapsychischen Unterhaus. In der Weinwelt finden sich aber durchaus Weine, die genau dieses Balsam für die Seele sind und diese auch mit dem füttern, was ihr vielleicht bedingt durch Stress oder Trauer abhandengekommen ist. Wein als Stimmungspendel in Richtung Heiterkeit und innerer Zufriedenheit. Und voila, hier ist einer dieser Gattung, zumindest für mich. 2011 Houillon-Overnoy Chardonnay Arbois Pupillin aus dem Jura.

Maison Pierre Overnoy ist bzw. war sowas wie der stille Großmeister des „Vin Naturel“ im Jura bzw. vielleicht neben dem Zappelphilipp Nicolas Joly auch in ganz Frankreich. Als Pierre 1968 von Papa Overnoy die 2,6 Hektar Weinberge in Pupillin – in der Nähe des Dorfes Arbois – übernahm, führe er den Betrieb dort „traditionell“ weiter. Keine Fungizide, Pestizide oder Herbizide, nur Kupfer und Schwefel wurden verwendet. Und davon so wenig wie nötig. Am besten gar kein Schwefel. Während sein Bruder den Obst und Gemüse Teil des Väterlichen Erbes weiterführte, setzte Pierre damals in 1968 unbewusst einen Meilenstein der alternativen Weinbereitung. Weiterlesen

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Deutscher Chardonnay? Ein Blindproben-Selbstversuch.

Deutscher Chardonnay - Wo stehen wir?

(NM) Beim Spätburgunder haben wir Deutschen „so von außen betrachtet“ ja schon einiges erreicht. Auch wenn Sieben Achtel der weltweiten Wein Freaks unseren „Schpahtburgunder“ nur vom hören-sagen oder der Dekanter Trophy kennen, darf man der deutschen Interpretation der Königin der Rotweinsorten einen gewissen Qualitätsruf und Anspruch nicht ausreden. Regelmäßig schicken wir mit Spätburgunder von der Ahr, aus Baden, Rheinhessen oder der Pfalz renommierte Premier und Grand Grus aus dem Burgund in Blindproben nach Hause. Doch um International die ganzen großen Schnitte zu machen, sind die Produktionen der großen Spätburgunder viel zu gering. Und selber saufen wir das Zeug ja auch noch recht gerne. Somit ist der deutsche Pinot Noir „so von außen betrachtet“ fast schon mit dem Yeti zu vergleichen – alle kennen ihn, doch noch keiner hat ihn gesehen.

Doch was macht eigentlich deutscher Chardonnay? Sind wir doch einmal ehrlich. Außer dem ständigen Vergleich mit seinem ideal Vorbild aus dem Burgund antreten zu müssen, hat deutscher Chardonnay stilistisch bzw. typizizätisch (neues Wort – geht auf mich) in etwa so viel Strahlkraft wie eine 4 Watt Stromspar-Funzel von Ikea. Und das ist sehr schade. Sicher, Riesling hat die Pole Position der Weißweinsorten in Deutschland auf ewig gebucht, doch ist auch der deutsche Chardonnay durchaus in der Lage sich seine Lorbeeren zu verdienen – und wir helfen ihm heute dabei. Weiterlesen

Kalk/Säure/Südafrika: 2011 Arendsig Wild Yeast Chardonnay

2011 Ardensig Chardonnay Wild Yeast

(NM) Mal die Hand auf die Leber. Wer denkt bei großen, Terroir geprägten Chardonnays an Südafrika? Klar, das Burgund ist hier unangefochten die Nummer 1. Ob Chablis, Meursault oder Montrachet, dort ist in Sachen Chardonnay ganz klar oben. Der Rest der Welt (vereinfacht zusammengefasst) kämpft mit dem Händchen für den Barrique Ausbau, die richtigen Mostgewichten und die Einstellung des Restzuckers. Auch in Südafrika findet man leider sehr oft ein einheitliches Bild: der Chardonnay definiert sich durch den Barrique Ausbau und nicht durch das Terroir. Umso weiter man in der Qualitäts- und Preis Hierarchie nach oben geht, desto teurer das Fass und deutlicher sein Einfluss. Soweit die sehr vereinfachte Bestandsaufnahme.

2011 Ardensig Chardonnay Wild Yeast

Doch auch in der „neuen Welt“ gibt durchaus Terroir-Versteher in der Winzerszene, welche dem Chardonnay das gewisse Etwas aus Boden und Klima einhauchen können. Weiterlesen

Lost in singularity: 2006 Werlitsch Ex Vero III

2006_werlitsch_ex_vero_III

(NM+GE) Es gibt Wein Erlebnisse im Leben eines Wein-Verrückten, die bleiben einem nachhaltig in Erinnerung. Ob man das jetzt so geplant hat, oder nicht. Egal, denn es gibt Weine die fesseln auf einer Ebene, die über dem „das schmeckt jetzt aber unglaublich gut“ steht. In dem Moment, wo der Geschmack, die Textur und das Erscheinungsbild des Weines über Zunge, Gaumen und Nase im Gehirn Emotionsbrücken bauen, wird aus dem „einfachen“ Getränk Wein ein gefühlstransportierender Seelenverwandter. So einfache Aufgaben wie runterschlucken (oder im „Worst Case“ ausspucken) werden zu nahezu unüberwindbaren Barrikaden. Man fühlt sich so hingezogen zu dem Geschmack, besser, der Anmut des Weines, dass man ihn am liebsten nicht mehr los oder gehen lassen möchte. Nach dem unvermeidlichen leeren des Glases und letztendlich der Flasche tritt ein Gefühl der Sehnsucht ein. Nicht der Rausch ist das Objekt der Begierde, nein, dieses gemeinsame Miteinander, dem Zustand des perfekten vinophilen Moments wird nachgetrauert. Begleitet wird dies alles durch Reaktionen von ungläubigem Kopfschütteln, über Gänsehaut bis hin zu Honigpferd-artigen Lachmuskel-Konstellationen im Gesicht des Betroffenen. Wein berührt die Seele. Der 2006er Werlitsch Ex Vero III hat meine berührt. Tief und Nachhaltig. Weiterlesen

Winzersekt auf der Überholspur: Weingut Braunewell

Schnell leer: Braunewell Francois Sekt

(NM) Dass sich deutscher Spätburgunder im internationalen Vergleich auf der Überholspur befindet, hat sicher auch der letzte Mohikaner schon mitbekommen. Doch seit einiger Zeit sprießen immer mehr ambitionierte und vor allem hochwertige und eigenständige Deutsche Winzersekte wie Trüffel aus dem Boden. Neben bekannten und geschätzten Weingütern wie Raumland, Barth, Breuer, Winterling, Wilhelmshof oder Bordong stürmen immer mehr ursprünglich „nicht Sekt“ Betriebe mit feinen zweifach vergorenen Schaumweinen den Markt. Wir starten hiermit eine kleine Serie der „2ten Reihe“ Sektbetriebe, die es lohnt deutlich mehr ins Rampenlicht zu stellen.

Indirekt haben wir mit dem Chardonnay Brut von dem Weingut Stachel im Frühjahr dieses Jahres damit angefangen. Weiter geführt wird die Serie nun mit den zwei Spitzensekten des Rheinhessischen Weingutes Braunewell. Dieses 18 Hektar Weingut aus Essenheim im Selztal richtete durch einige nationale Erfolge bei Riesling und Sauvignon Blanc Vergleichen und dem Gewinn des Vinum Rotweinpreises für ihren Francois St. Laurent schon einige Scheinwerfer auf sich. Durch die Söhne Christian und Stefan Braunewell kommt dazu eine gehörige Brise frischer Wind in das seit den 1960er Jahren bestehende Weingut. Vermeintliche Grenzen wurden durchbrochen und sich auch im Bereich der Maischevergorenen Weißweine erfolgreich ausgetobt. Ganz nach meinem Geschmack. Weiterlesen

Die wunderbare Welt von La Louviere

la_louviere

(NM) Es gibt Weingüter auf diesem Planeten, die lassen mit ihren Weinen, ihrer Philosophie und ihrem künstlerichen Charme eine leichte Märchenhaftigkeit in so manchem Konsumenten aufkeimen. Natürlich ist dies alles nur Fiktion, aber man kann der Domaine La Louviere durchaus eingestehen, dass sie in ihrer Gesamtheit die Ernsthaftigkeit des Weinbusiness geschickt verdrängt. Von außen betrachtet ist das Konzept mehr als stimmig: Die Hierarchie eines Wolfsrudels, verknüpft mit Menschlichen Herrschaftsbedürfnissen, verpackt in zauberhaft etikettierten Weinflaschen. Das alles aus einem Weinbaugebiet ohne Prunk, Prestige und Vorschusslorbeeren, wo Winzerhandwerk noch vor Massenkompatibilität steht. Die wunderbare Welt von La Louviere: authentisch, klar strukturiert, hübsch anzusehen und ganz schnell ganz nah am Herzen gelegen – und das alles irgendwo aus dem Hinterland Südwest Frankreichs.

Apropos Hinterland: die AOC Malepère liegt im westlichen Languedoc, Südlich der Stadt Carcassonne. Dort residiert die Domaine La Louviere. Laut Wikipedia umfasst die Region etwa 620 Hektar Rebfläche verteilt auf 39 Gemeinden. Seit 2007 dürfen die Rot- und Roseweine der Region unter der Herkunftsbezeichnung Appellation d’Origine Contrôlée (kurz AOC) verkauft werden. Die Weißweine laufen weiter unter Côtes de la Malepère. Die zugelassenen roten Rebsorten für dieses Gebiet sind Merlot (mind. 50%), Cabernet Franc und Malbec. Weißweine werden nicht durch die AOC reguliert, doch wird primär Chardonnay, Sauvignon Blanc, Viognier, Chenin Blanc und Mauzac in der Region angebaut. Obwohl das Gebiet zwar geographisch zu dem Languedoc gehört, geht es dort deutlich rauer, windiger, kühler und kantiger im Vergleich zu den Küstenregionen zu. Ganz deutlich schlägt sich dies in den extrem langen Reifeperioden nieder. Wenn Ende Oktober/Anfang November an der Küste schon Jungweinfest gefeiert wird, kann in Malepere noch die eine oder andere Parzelle Malbec gelesen werden. In den Ausläufern der Pyrenäen liegen die Weinberge bis zu 700 Meter hoch und beinhalten extrem diverse Bodenformationen, was der Grund dafür ist, warum das Einzellagen-Prinzip hier absolut keinen Sinn macht.

Ich möchte euch 5 Weine des Weingutes La Louviere heute hier vorstellen. Zweimal Weiß und dreimal Rot. Den ausgezeichneten Schaumweinen der Domaine, den „Crémant de Limoux“, werde ich mich in einem separaten Artikel noch einmal widmen. Vorhang auf für die wunderbare Welt von La Louviere.

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Märchenprobe: Magic Meursault aus dem Chardonnay Wonderland

Magic Meursault

(NM) KREISCH! So wird heutzutage großer Chardonnay aus dem Meursault beschrieben. Zumindest in Wein 2.0 Insider-Kreisen in diversen Facebook-Gruppen und in Bezug auf die Weine der Domaine Jean-François Coche Dury. Aus Kostengründen wird in diesem Drunkenmonday Beitrag aber kein Wein der eben beschriebenen Kreisch-Domaine dabei sein. Von Coche Dury ist sowieso immer zu wenig auf dem Markt. Dafür schauen wir uns einmal ein paar andere große Namen der Region Meursault an und entdecken auch einen möglichen neuen Superstar – inklusive detaillierteren Weinbeschreibungen. Versprochen. Weiterlesen

Weingut Stachel – sehr viel Schaumwein fürs Geld!

Viel Bubbles für kleines Geld: 2012 Stacheln Sekte

(NM) Ich gebe ehrlich zu, dass wir uns in der Vergangenheit auf nur wenigen Beiträgen dem Thema Preis/Leistung hier auf dem Blog gewidmet haben. Gerade im Schaumwein Bereich gab es neben grandiosen, aber doch recht hoch gepreisten Champagnern wenig zu berichten. Dieser Zustand ändert sich heute, denn ich habe im Pfälzer Hinterland zwei sensationelle deutsche Winzer Sekte aufgetan. Beide vinifiziert von dem Weingut Stachel in Maikammer.

Die ganz große Bühne des Deutschen Weines hat das Familienweingut Stachel aus dem beschaulichen Maikammer erst einmal betreten. Im Jahr 2012 gewannen sie dem 2010er Stachel Syrah aus dem Maikammer Heiligenberg den Deutschen Rotweinpreis in der Kategorie Internationale Sorten. Und dies zu Recht. Ich konnte den leider auch schon ausverkauften Nachfolgejahrgang dieses Weines kürzlich auf dem Weingut verkosten: Einer „der“ großen Deutschen Rotweine, keine Frage. Im Rahmen der Verkostung mit „Junior“ Matthias Stachel probierte ich auch unter anderem die Sekte des Weingutes und stieß auf zwei Weine ganz exzellente Vertreter ihres Faches. Dazu für die gebotene Qualität (noch) fast unverschämt günstig ausgepreist. Weiterlesen

Meursault aus Neuseeland? Kumeu River Chardonnay

2011_kumeu_river_chardonnay

(NM) Das Leben als Wein-Enthusiast ist ein verrücktes. Die globale Weinwelt offeriert ein Überfluss an interessanten Rebsorten und deren Weine. Welche Rebsorte oder Region gerade intensiv probiert wird, entscheidet nicht selten einfach der Zufall. Und genau dieser brachte mich nach einer großartigen Meursault-Probe (Bericht folgt!) zurück zum Chardonnay. Da mein Weingedächtnis anscheinend noch ganz ordentlich funktioniert, erinnerte ich mich an einen gewissen Hendrik Thoma, welcher in einer seiner frühen „Wein am Limit“ Folgen auf das Neuseeländische Weingut Kumeu aufmerksam machte. Und wie es der Teufel so will, sind die Weine des Weingutes Kumeu nun auch in Deutschland über Vinexus verfügbar. Somit war die Mission klar: Kann Neuseeland Chardonnay ähnlich dem aus Meursault sein? Zwei Flaschen wurden besorgt, und los ging der Cross-Kontinentale Chardonnay Vergleich. Weiterlesen

Ein neuer Wein-Film: A Year in Burgundy

A Year in Burgundy

(NM) Kurz und knapp: Ein neuer und sehr interessanter Wein-Film feiert diesen Herbst Premiere: A Year In Burgundy.

In dem Film werden 7 Winzer aus dem Burgund ein Jahr lang begleitet. Er gibt tiefe Einblicke in die verschiedenen Arbeitsweisen, Ansichten und Passionen der einzelnen Persönlichkeiten rund um den Wein dieser einzigartigen Weinbauregion. Ich denke der Film wird nicht nur Liebhaber großer Burgunder ansprechen, sondern auch den romantisch angehauchten Wein-Connaisseur zufrieden stellen. Aktuell sind erste Vorführungen in den USA geplant. Bezüglich Vorführungen in Deutschland oder einer DVD Veröffentlichung sollte man sich auf der Webseite des Films auf dem Laufenden halten.

Der Trailer: Weiterlesen

Badenwein aus dem Highend Sektor: Selektion Johner (SJ) aus 2009

2009 Johner SJ

(JR) Etwas mehr als ein Vierteljahrhundert ist das Weingut Karl H. Johner aus Bischoffingen im Kaiserstuhl erst alt. Dennoch haben Vater Karl und Sohn Patrick sich schon seit Mitte der 90er Jahre einen festen Platz in der Oberklasse der deutschen Weinszene erobern können. Klug fährt man das Konzept Klasse statt Masse, lässt sich bei den Spitzenweinen Zeit und reduziert zu Gunsten der Qualitäten den Ertrag. Dass Patrick Johner ein Überzeugungstäter ist, sieht man auch an seinen diversen Aktivitäten im Netz. Einige Kritiker meinen, dass er sich dabei manchmal etwas zu weit aus dem Fenster lehnt, aber klappern gehört nun mal zum Handwerk. Gerade für einen jungen Winzer bieten dafür Twitter, Facebook und Co. ein ideales Medium. Wir hatten die Gelegenheit, die Spitzenweine des zum Zeitpunkt der Probe noch nicht vollständig freigegebenen Jahrgangs 2009 verkosten zu können.

Als Amuse-Bouche starteten wir mit zwei einfachen Rivanern der Jahre 2010 und 2011 aus dem Hause Johner. Weiterlesen

Wenn der Winzer 2 mal klingelt: Hausbesuch vom Weingut J. Bettenheimer

Rheinhessiche Pinot Entdeckung: 2009 Bettenheimer Spätburgunder Täuscherspfad

(NM) Es kommt nicht oft vor das Winzer persönlich ihre Weine der Drunkenmonday Runde im beschaulichen Gießen vorstellen. Doch einer von Ihnen war der ausgesprochen sympathische Jens Bettenheimer von dem Weingut J. Bettenheimer aus dem unterschätzten Ingelheim in Rheinhessen. Es wurde ein Abend voller spannender, lustiger und interessanter Geschichten aus dem Winzer-Alltag, inklusive der wirklich schönen Weinen des Weingutes. Ich denke der Weg nach Gießen hat sich für beide Seiten gelohnt – wir für unseren Teil nehmen eine Menge Informationen „von der anderen Seite“ des Business mit.

Jens Bettenheimer studierte klassisch im ehrwürdigen Geisenheim die hohe Kunst der Traubenbereitung. Nach seinem Abschluss und 8 Monaten im Bioweingut Fromm Winery in Neuseeland eröffnet er seit nunmehr 5 Jahren neue Qualitätsoffensiven im elterlichen Weingut im Rheinhessischen Ingelheim. Auf 12 Hektar Rebfläche werden neben den klassischen Rebsorten wie Spätburgunder, Frühburgunder, Silvaner, Riesling und Grauburgunder auch ganz ausgezeichneter Chardonnay vinifiziert. Seit 2009 wird im Weingut Bettenheimer die Klassifizierung nach Gutsweine, Ortsweine und Lagenweine umgesetzt. Nur die restüßen Weine bekommen die klassischen Prädikate mit auf das Label. Sehr vorbildlich in meinen Augen! Sowohl im Eichelmann als auch im Gault Millau werde 2 Trauben bzw. 2 Sterne vergeben. Hier ist man sich einig. Jens hatte für die Probe eine relativ große Auswahl an Weine dabei. Ich beziehe mich hier jetzt einmal auf die Highlights des Abends und picke somit die Rosinen aus dem durchweg sehr guten und homogenen Sortiment. Weiterlesen

Weißwein im Barrique: Rings Sauvignon Blanc vs. Wittmann Chardonnay

(NM)Deutschland, deine Barrique-Weine... Weißwein und Barrique-Ausbau verlangt von der Winzer-Zunft viel Fingerspitzengefühl. Bei minderwertigen Trauben, ausdrucksschwachen Rebsorten oder exzessivem Toasting der Fässer nimmt das „Weinbereitungsgefäß“ viel zu schnell aromatisch die Überhand. Das Ergebnis kennen wir alle: Vanille/Kokos/Butter/Popcorn/verbranntes Holz Aromatiken ohne Ende. Die Rebsortentypizität tritt in den Hintergrund und der Wein agiert nur noch als Barrique-Aromen-Transporter. Auf die Spitze wird das ganz gerne beim Chardonnay getrieben. Ohne kräftiger Holzdosis schmecken dem stilsicheren Chardonnay-Liebhaber die Weine fast gar nicht mehr. Gerade für dieses Überschminken des Weins werden liebend gerne einige extra Euros verlangt und vom Kosument auch ausgegeben. Gutes Holz kostet eben gutes Geld. Wenn dann oben drein noch die Fehler im Weinberg retuschiert oder der schwache Jahrgang ausgeglichen werden kann – umso besser. Es braucht schon etwas Erfahrung, Erfahrung und Erfahrung um den Wein und das Barrique zu einer Einheit zu formen. Egal ob Rot oder Weißwein, der Ausbau im Barrique sollte den Wein in seinem Geschmacksbild immer nur unterstützen bzw. erweitern und ihn nicht dominieren. Den Faktor Zeit darf man bei aller Barrique-Kritik aber nicht außen vor lassen. Nach einigen Jahren Partnerschaft in der Flasche wird oft aus Wein und Holz eine Symbiose – vorausgesetzt der Wein bringt die richtigen Parameter dafür mit. Weiterlesen

Flüssiges Wein-Wort-Spiel: „That’s Neiss“ in Rot und Weiss

Das ist aber Neiss...(NM) Für mich ist die ProWein jedes Jahr wie ein riesiger Regenwald, in dem man auf den kleinen und versteckten Pfaden ganz ausgezeichnet seltene und einzigartige Weine entdecken kann. In diesem Falle schlug ich mich durch die „Deutschland Halle“ abseits der VDP-Gänge. Am Stand des Pfälzer Weingutes Neiss bin ich (neben den großartigen anderen Weinen des Weingutes u.a dem Syrah!) auf ein Weinkonzept gestoßen, welches mich auf Grund seiner puristischen Klarheit direkt angesprochen hat. Basierend auf dem Wortspiel „That’s Neiss“ hat Axel Neiss zwei Weine erschaffen, die mit bewusst modernen und schlichten Design das Thema Wein entkrampfen wollen, ohne dabei aber auf Qualität, Kreativität und Trinkspaß zu verzichten. Da klingt natürlich erst mal recht simple. Doch die richtige Balance zwischen dem trendigen Party-Sauf-Wein und gut trinkbaren Weinqualitäten für die gemäßigte Wein-Runde zu finden, ist nicht ganz ohne. Diesen Kultur-Spagat schaffen beide Weine aber mit Leichtigkeit. Weiterlesen

Alle Jahre wieder: Weinschnäppchenalarm bei ALDI

Barolo as dem Aldi?

(JR) Alle Jahre wieder kommt das ALDI Weinangebot und lässt den ernsthaften Weinfreund fragend vor den Regalen stehen. Weihnachtliche Versuchungen aus dem ALDI Südregal haben mittlerweile einen zweifelhaften Ruf. Ich erinnere an dieser Stelle nur an die qualitative Unverschämtheit des letzten Jahres, die sich Barolo nennen durfte. Soll man heuer erneut darauf reinfallen, oder verbirgt sich doch das ein oder andere Schnäppchen hinter den vollmundigen Werbetexten?

Ich habe fünf Weine aus dem aktuellen Angebot ausgewählt und bin der Sache sensorisch auf den Grund gegangen.

2010 Azumbre Verdejo Rueda DO 4,99€
Weißwein aus 80 Jahre alten Verdejo-Reben aus dem berühmten Weißwein-Anbaugebiet Rueda in Spanien, so der Werbetext. Der Wein macht zudem mit einem 90-Parker-Punkte-Schildchen um den Hals auf sich aufmerksam. Das wirkt auf den ersten Blick etwas bauernfängerisch und führt zu zusätzlichen Kosten, die natürlich eingepreist werden. Abzüglich Verpackung, Versand, Zwischenhandel und MwSt. bleibt da pro Flasche für den Erzeuger nicht mehr viel an Gewinn übrig. Weiterlesen

Eine Zeitreise in das Weinland Kalifornien

Reife Kalifornier(NM) Das Internet – unendliche Weiten. Doch irgendwo zwischen Google Advertisements und Amazon Cookies gibt es sie noch: außergewöhnliche Wein-Online Shops, welche mit viel Enthusiasmus und Liebe eine großartige und detailreiche Weinauswahl dem deutschen Kunden anbieten. Einer von diesen Shops ist CaliforniaWines.de! Weit weg vom Gallo Einheitsbrei bietet Margot Schmitt dem neugierigen Kunden eine für Deutschland einmalige Auswahl an Weinen aus Kalifornien und Oregon an. Der Fokus von CaliforniaWines.de liegt hier aber nicht auf einzelne Weine einzelner Winzer. Vielmehr werden Jahrgangsvertikalen sorgfältig ausgewählter Weine bis teilweise Ende der 80ziger Jahre angeboten (Beispiel Rosenblum Zinfandel: 18 verschiedene Abfüllungen, 65 verschiedene Weine aus 9 Jahrgänge). Ebenso findet man seltene, nur ab Weingut erhältliche Sonderabfüllungen oder eine breite Auswahl an Großflaschen. Neben bekanntere Weingütern wie Ravenswood, Silver Oak, Darioush, Etude, Joseph Phelps oder Dunn Vineyards gibt es aber auch in Deutschland noch völlig unbekannte Namen wie Calera, Morgan oder Hahn Estate. Für ihre Bemühungen Rund um den Kalifornischen Wein wurde Margot Schmitt am 8. März 2007 vom Parlament des US-Bundesstaates Kalifornien „für ihre langjährigen überragenden Verdienste um die Förderung von Ansehen und Absatz kalifornischer Weine in Deutschland und anderen EU-Ländern mit der Declaration of Appreciation (Erklärung der Wertschätzung) ausgezeichnet“. Ein Glückwunsch für diese ehrenvolle Auszeichnung von unserer Seite.

Als großen Fan gereifter Kalifornischer Weine ging mir natürlich bei solche einer Auswahl und Angebot gleich ein Gedanke durch den Kopf: eine Montagsprobe für Drunkenmonday musste organisiert werden. Ganz nebenbei wollte ich der Gruppe natürlich auch (wieder einmal) beweisen, wie großartig die meist als Fruchtbomben über einen Kamm gescherten kalifornischen Weine altern können. Somit standen folgende Weine auf unserem Proben Tisch:

1991 Dunn Vineyards „Howell Mountain“ Cabernet Sauvignon
1992 Calera Pinot Noir „Mills Vineyard“
1993 Calera Pinot Noir „Mills Vineyard“
1997 Morgan Chardonnay
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Clai, Radikon, Princic und Roxanich: Faszination „Orange Wines“

Faszinations Orange Wines(NM) Faszination „Orange Wines“? Für die einen sind diese Weine ein offenes Buch der Wein(bereitungs)fehler, für andere ein Eldorado an Komplexität, Diversität und Individualität. Der Name bezieht sich auf die Farbe der Weine. Der Wein der etwas farbintensiveren Weißweintrauben (wie z.B. Malvasia) bekommt durch ihre teilweise Monate lange Maischegärung schon in ihrer Jugend eine zarte Orange Farbe. Dieses Verfahren wird in der Regal nur bei Rotweinen angewandt, um die Farbe und das Tannin aus den Schalen und Kernen zu gewinnen. Eine Maischegärung auf den Schalen wird bei „normalen“ Weißweinen möglichst vermieden. Und genau dort liegt der Streitpunkt. Durch die lange Maischegärung auf den Schalen entstehen für Weißweinverhältnisse außergewöhnliche Aromatiken, welche gerne auch als „Fehlton“ interpretiert werden. Hier scheiden sich ganz schnell die Geister. Gerade in Deutschland gibt es so gut wie keinen Markt für „Orange Wines“, in Österreich, Japan oder USA hingegen zählen diese Tropfen mit zu den gesuchtesten Überhaupt. Angebot und Nachfrage?

Generell sind „Orange Wines“ keine einfachen Trinkweine. Weiterlesen

Roxanich: Im Keller eines kroatischen Naturwein-Winzers

Roxanich

(JL) Mladen Rozanic ist gelernter Maschinebauingenieur, enorm erfolgreicher Geschäftsmann und seit mehreren Jahren Winzer. Seine Weine begeistern uns seit zwei Jahren und ich wollte mir auch während unseres Kroatien-Urlaubs die Gelegenheit nicht entgehen lassen, seine neuen Jahrgänge im Keller zu verkosten.

www.orange-wines.com schreibt über Roxanich:
„Roxanich ist komplett anders als der übliche internationale Mainstream. Die Weine sind eher unkommerziell. Keine internationale Machart ist spürbar, trotzdem sind sie in ihrer besonderen Art trinkfreudig und können jeden Tag aufs Neue konsumiert und entdeckt werden. Sie teilen sich mehr als nur ein paar Eigenschaften im Strom des “natürlichen” Weins. Eigentlich genau das Gegenteil was man von einem Weingut erwarten sollte, welches von einem industriell geprägtem Mensch geführt wird. Derartige Weine sucht man in vielen Vinotheken und Restaurants unseres Landes leider vergebens.“
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Wenn Haare nochmal Haare haben: Charles Smith – Chateau Smith!

Charles Smith(NM) In der Weinwelt tummeln sich schon manchmal abgefahrene und interessante Charaktere. Quereinsteiger, Umschüler und Selfmade Winzer kommen aus den verschiedensten Schichten zum Weinmachen. Einer von ihnen ist der ehemaliger Sommelier einer Dänischen Rockband (oder so ähnlich) : Charles Smith. Genauer gesagt managte der Wuschelkopf nach abgeschlossener Sommelier Ausbildung in den USA viele Jahre eine Rockband in Dänemark, bevor er den Weg zurück an die amerikanische Westküste fand und mit Hilfe von Christophe Baron von dem Weingut Cayuse seinen ersten Wein machte. 20 wilde Jahre in einem Satz verpackt.

Heute räumt Charles Smith mit seinen Weinen unter dem K-Vintners Label (primär Syrah aus Walla Walla, Washington State) haufenweise Parker-Punkte ab (ja, von Robert persönlich bewertet). Nach Deutschland haben es jetzt seine Weine unter dem „Charles Smith Wines“ Label geschafft. Bei www.der-weinmakler.de gibt es in Deutschland eine gute Auswahl der Weine des etwas „anderen Winzers“ aus Walla Walla. Drei davon stellen wir euch heute etwas genauer vor. Weiterlesen

Wenn der Sommelier falsch liegt …

… oder das Qualitätsmanagement des Weingutes versagt.

(NM) Ein schöner Fehldruck eines Rückenetikettes fiehl mit neulich in die Hand. Da schmeckt der frische und geradlinige (und ganz nebenbei überteuerte und langweilige) Rully aus 100% Chardonnay schon mal nach Kirschen, Johannisbeeren, Brombeeren, Champignons und Unterholz. Aber seht doch selbst:

Finde den Fehler

Jura flasht Jury bei K&U: Stéphane Tissot schafft Weine mit Charakter

Stéphane Tissot auf der K&U Hausmesse(CLD) Charakterstark sind die Weine im Jura. Die Region zwischen Burgund und Schweiz hebt sich mit einem eigenwilligen Stil, manche mögen sagen exzentrisch, von den Gleichmachungstendenzen im Weinbau ab. Neben Vin Jaune, Vin de Paille und allerlei authochtonen Klonen hat das Jura aber noch mehr zu bieten: Wir betrachten die Rebsorten-(Aller)Weltstars Chardonnay und Pinot Noir – einzigartig interpretiert von Stéphane Tissot aus Montigny in der Appellation Arbois, am nordöstlichen Rand des Jura. Mit biodynamischen Anbau, Ertragsbeschränkungen und dem unbedingten Willen zum Terroir kreiert Tissot langsame Weine, die einen so schnell nicht loslassen wie er DrunkenMonday auf der K&U-Hausmesse kürzlich in Nürnberg mitteilte. Seine Weine waren die Entdeckung des Tages…

2006 Chardonnay ‚La Mailloche‘ Arbois 19,90 €
Weit entfernt vom fetten, breiten und holzgeschwängertem Einheitsbrei an Chardonnay liefert dieser Wein Knackigkeit und Frische in für Chardonnay ungeahnter Dimension. Weiterlesen

Gitarre zum Wein? Wines that Rock!

Wines that rock(NM) Nach „Wein, Weib und Gesang“ gibts es nun die längst überfällige Weiterentwicklung „Wein und Musik“, genauer gesagt das Projekt der Mendocino Wine Co. „Wines that rock„. Grundlage hierfür sind 3 legendäre Musik-Alben, dessen „Spirit“ durch drei Weine quasi verflüssigt ins Glas gebracht werden soll. Genauer gesagt handelt es sich um das Rolling Stones Best of Album „Forty Licks“ (präsentiert durch einen Merlot), Pink Floyd’s „The Dark Side of the Moon“ (vinisiert durch Cabernet Sauvignon) und den Spirit von „Woodstock“ (Chardonnay).

Schon alleine die Labels der Flaschen zaubern jedem Musikliebhaber ein Lächeln auf die Lippen. Weiterlesen

Vielseitige Toskana – mehr als nur Sangiovese und co.

Toskana Probe(NM) Eine mehr als perfekte Lokation für unsere reguläre Montagsprobe zum Thema Toskana bot uns die Weinrebe im Herzen von Giessen. Gastgeber war diesmal der Besitzer der Weinrebe Marc Colavincenzo.

Die Probe gestalltete sich durch das recht „offene“ Thema „Toskana“ sehr spannend, denn jeder Verkoster schaute in seinen Keller und packte seine Interpretation zu diesem Thema ein. Also standen neben internationalen Blends auch einige Klassiker aus den bekannten Regionen der Toskana auf dem Tisch. Ein buntes Feld:Weine der Toskana Probe Weiterlesen

Burgund zum Grund: Weine von der Domaine de Suremain

suremain(NM) Ein weiteres Montags-Tasting wurde dem Thema Burgung gewidmet, genauer gesagt der Weine der Domaine de Suremain von dem Winzer Eric de Suremain. Eric fokusiert sich auf weniger „bekannte“ Lagen im Burgund, was sich sehr positiv auf die Preise dieser Weine auswirkt. Im Pressetext kling das wie folgt: „Monsieur de Suremain verkauft seinen roten Monthélie unter dem Château-Namen und verteidigt seit Jahren erfolgreich seinen ersten Platz in der Appelation.“ Weiterlesen

Gerade im Glas: 2007 Valle Perdido Chardonnay Roble

82(NM) Heute driffte ich mal nach Süd-Argentinien ab. Der Valle Perdido Patagonia Chardonnay Roble – 2007 hatte mich schon ne ganze Weile in meinem Keller angelächelt. Ich hatte irgendwie wiedermal das Bedürfnis nach einem breitem, aber nicht zu mächtigem/buttrigem Chardonnay. Und genau das verkörperte dieser Patagonische Chardonnay.

Im Glas trifft man auf … Weiterlesen