(NM) Bilder sagen mehr als 1000 Worte. Somit widme ich meine Hochachtung dieses Jahr nicht den großartigen Weinen der ProWein 2014, sondern den Menschen hinter diesen Weinen. Der Slogan „I love Riesling“ komplettiert die jeweiligen Schnappschüsse und verknüpft das große Bild mit der Passion der abgebildeten Individuen. „I Love Riesling @ ProWein 2014“ : Mein persönlicher Rückblick der turbulentesten Weinmesse der Welt. Südhang auf! (kleines Wortspiel am Rande) Weiterlesen
Tag Archives: Balthasar Ress
Keine Tradition, etwas Revolution und wenig Manipulation: Deutsche „Orange Wines“
(NM) Mir geht dieses sporadische „Orange Wine“ heruntermachen in Deutschen Weinkreisen ehrlich gesagt ganz schon auf den Zeiger. „Schmeckt wie Dreck“, „Unsaubere Weine“, „Eldorado der Weinfehler“ wird hier fröhlich über ein Kann geschert. Doch dabei gibt es für diese „Orange Wine“ Geschichte überhaupt keine klare Definition, keine gemeinsame Grundlage für „das braucht kein Mensch“. Oft wird das Thema Naturwein und Orange Wine einfach zusammen abgefrühstückt. Doch hinter dem einen steht eine Philosophie (Naturwein: Biodynamie im Weinberg + wenig/kein Schwefel + weglassen sämtlicher Hilfsmittel zur Klärung/Schönung etc.), im anderen Fall eine Weinbereitungsmethode (Orange Wine: Maischegärung bei Weißweinen).
Ich möchte jetzt auch nicht in das Pro und Contra Naturwein, Orange Wine und Konsorten abdriften. Nur so viel: Sicher gibt es Winzer die diese Ansätze/Methoden nicht so gut umsetzen wie andere. Sicher gibt es Naturweine und Orange Wines, die aromatisch dem Ottonormal Weintrinker die Fußnägel zum hochrollen animieren. Das ist unbestritten und steht auch hier nicht zur Debatte. Doch das eigentliche Ziel des maischevergorenen Weißweines (gerne auch Orange Wine) ist es, durch den längeren Kontakt mit den Traubenschalen und Kernen (und den in ihnen vorhanden Tanninen) eine Erweiterung des Aromen- und Geschmacks-Spektrums hervorzurufen. So simpel das auch klingen mag. Dafür sind weder Koalitionen mit den Herrn Steiners Theorien notwendig, noch spielt der heilige Schwefel hier eine übergeordnete Rolle.
Die Herangehensweise um Tannine in den Weißwein zu bekommen, kann relativ unterschiedlich sein. Die Vorstufe der Maischegärung wäre die Maischestandzeit. Hier wird der Most mit Kernen und Schalen für einige Tage „ziehen“ gelassen. Diese Technik ist aber für Weißweine in der heutigen Zeit nicht wirklich ungewöhnlich oder neu. Betriebe wie zum Beispiel Koehler-Ruprecht wenden diese Methode schon seit Jahren erfolgreich an. Es verleiht den Weinen mehr Struktur und Tiefe, ohne aber an den typischen Aromen Entwicklungen der Traube – geprägt durch das „Terroir“ – zu kratzen. Durch entsprechende Kühlung wird verhindert, dass die Maische die alkoholische Gärung beginnt. Um bei einer längeren Maischestandzeit (auch Mazeration genannt) die Oxidation mit Sauerstoff zu verhindern, kann die Maische mit Hilfe eines Gases (welches schwerer als Sauerstoff sein muss) oder z.B. Trockeneis „verschlossen“ werden. Um aber so viel Farbe und Tannin wie möglich aus den Beerenschalen zu lösen, können auch Weißweine eine Maischegärung durchlaufen. Da auch die Schalen von Weißweintrauben nicht wirklich „weiß“ sind, kommt es bei dieser Methode zu den berühmten orangefarbenen Weinen – Orange Wines – ein umstrittener Mythos ist geboren.
In den letzten zwei Jahrzehnten lag das Epizentrum des Orange Wines im italienischen Nordosten, genauer gesagt im Collio, an der Grenze zu Kroatien. Hier vinifizieren Winzer wie Stanko Radikon oder Josko Gravner einzigartige orangene Weißweine. Doch seit kurzem scheuen auch deutsche Winzer nicht, sich an diese Themengebiet heranzuwagen. Ich habe lange gebraucht, diese teilweise versteckten Schätzchen in Deutschland aufzutreiben. Die wenigsten Weine stehen offiziell auf den Weinkarten der Güter. Hier war wirklich der Jäger und Sammler Trieb gefragt. Als Bonus-Gast an diesem Abend hatten wir Jörn Goziewski, seines Zeichens Kellermeister beim Weingut Ankermühle am Tisch. Er brachte gleich 3 außergewöhnliche Rieslinge mit. Nun also „Vorhang auf“, zur ersten deutschen (mehr oder weniger) Orange Wine Probe. Weiterlesen
Abgelehnt: Erste Lage aber kein Erstes Gewächs.
(NM) Nach dem rauchig/speckigem Hattenheimer Nussbrunnen Erstes Gewächs von Balthasar Ress widme ich mich heute zwei weiteren Weinen aus dem Erste Lage Probe-Paket des Rheingauer Weingutes. Es sind 2011 Balthasar Ress Hattenheimer Engelmannsberg Riesling Trocken und 2011 Balthasar Ress Rüdesheimer Berg Rottland Riesling Trocken. Beiden Weinen wurde das Prädikat „Erstes Gewächs“ von der Prüfkommision verweigert. Obwohl alle weinbautechnischen Kriterien für ein Erstes Gewächs erfüllt wurden, fielen Sie bei der sensorischen Prüfung durch. Doch wie kann ein Wein sensorisch durchfallen?
Typisches Rheingauer-Geschmacksbild?
Um ein gewisses Qualitätslevel zu gewährleisten, darf kein Wein ohne AP Nummer der Prüfkommission für das Rheingauer „Erste Gewächs“ vorgestellt werden. Sie ist für die Zulassung der Ersten Gewächse zuständig und setzt sich aus mindestens 7 Prüfern der beteiligten Betrieben und dem Regierungspräsidium Darmstadt, Dezernat Weinbauamt in Eltville zusammen. Sensorisch wird nun der Wein nach verschiedenen Kriterien bewertet: Farbe, Klarheit, Geruch und Geschmack. Wer hier mindestens keine 16 von 20 Punkten bekommt, hat sowieso keine Chancen das ersehnte Prädikat zu bekommen. Desweiteren wird die u.a. Reintönigkeit, Nachhaltigkeit, Reife, Finesse, Feingliedrigkeit und Struktur bewertet. Sollte ein Wein nicht als Erstes Gewächs zugelassen werden, wird hierfür die Begründung auf dem Prüfbogen festgehalten. Beispiele für die Ablehnung wären: der Wein ist zu verschossen, brandig, zu süß, hat einen Böxer, ist zu phenolisch, zu schlank oder zu untypisch. Letztes gibt natürlich viel Spielraum für eine Ablehnung. Untypisch Riesling? Untypisch Rheingauer Riesling? Untypisch für die Lage X? Doch was ist typisch für die Lage X?
Zwei Mal durchgefallen. Weiterlesen
Rheingau Riesling Reloaded: 2011 Balthasar Ress Hattenheimer Nussbrunnen Erstes Gewächs
(NM) Dirk Würtz schreibt über Wein. Dirk Würtz macht Wein. Dirk Würtz ist personifizierter Wein. Ich kenne kaum einen Menschen der sich so intensiv auf diversen Kanälen mit dem Thema Wein auseinandersetzt wir Dirk Würtz. Seine Art über Wein zu schreiben bzw. zu reden macht ihn zu einem streitbaren Charakter. Seine Art Wein zu machen unterstreicht seinen genialen Charakter. Mit dem Jahrgang 2011 in der Rolle des Betriebsleiters bei dem Weingut Balthasar Ress zeigt Dirk ganz deutlich, dass er nicht nur guten, sondern großartigen, faszinierenden, eigenständigen und stellenweise polarisierenden Wein machen kann. Um Euch dies zu belegen schickte mir der Inhaber des Weingutes Christian Ress seine vier besten trockenen Rieslinge des Jahrgangs 2011. Vier Mal Rheingau „erste Lage“, von denen aber nur zwei das Prädikat „Erstes Gewächs“ bekommen haben. Soviel zu Thema polarisieren. Weiterlesen
Querbeet durchs Parkett – VDP Mainzer Weinbörse 2012
Am letzten Wochenende im April treffen sich jedes Jahr (fast alle) VDP Betriebe in den Mainzer Rheingoldhallen zur Mainzer Weinbörse. Da zur ProWein im März die meisten Weine des aktuellen Jahrgangs noch am gähren sind bzw. nicht gefüllt waren, zeigen die Betriebe in Mainz deutlich fertigeren Traubensaft. Von QbA bis TBA und von Pinot Medelaine bis Sauvignon Blanc Auslese wurde alles gezeigt, was die Lager der Betriebe im Moment füllt. Da die Großen Gewächse aus 2011 natürlich noch nicht der Öffentlichkeit gezeigt werden dürfen, brachte der ein oder andere Betrieb ein GG aus den Jahren 2008 bis 2010 mit.
Bei der Masse an Betrieben und Weinen war es für mich in den wenigen Stunden nicht möglich, einen kompletten Überblick über die VDP Qualitäten des Jahrgangs 2011 zu bekommen. Jahrgangsprognosen, beste Kollektionen und wilde Statements sollen andere ausrufen. Ich habe im Großen und Ganzen versucht, meine Wissenslücken neben den Superstar-Rebsorten Riesling und Spätburgunder zu stopfen. Deswegen gibt es hier und heute sozusagen ein „Best of“ der 2011er Mainzer Weinbörse inklusive Empfehlungen und Kuriositäten meinerseits. Weiterlesen