Große Gewächse Vorpremiere 2018
Wiesbaden 2018, Erster Tag #vdpgg18
Alljährlich präsentiert der VDP – Verband deutscher Prädikatsweingüter – Ende August ausgewählten Journalisten und Weinhändlern die neuen Großen Gewächse. Diese werden ab dem 1.September zum Verkauf freigegeben. Bei den Weißen handelt es sich in der Regel um den Jahrgang 2017 und bei den Roten um den Jahrgang 2016 (Ausnahmen bestätigen die Regel, da mehr und mehr Weingüter ihren Großen Gewächsen noch mehr Zeit lassen).
Sonntags gibt es alles „außer Riesling“ zu verkosten. Wir bilden wieder mit unserem Schnutentunker Kumpel Felix Bodmann eine Seite des Wirsching Grabens. Auf der anderen ist nur Sam Hofschuster, da Dirk Würtz erst Montags kommt. Los geht es mit Franken. Wenn nicht anders erwähnt handelt es sich um den 2017er Jahrgang.
Silvaner – Franken
Im Rothlauf herrscht Freudenstimmung – zumindest bei den Trinkern – die Winzer haben hier faszinierende Wein gekeltert. Allen voran legt Rudolf May wieder einmal die Messlatte sehr hoch. Sein Rothlauf ist ein Monolith von Wein. Tiefgründig, lockend, aber noch lange nicht alles preisgeben dabei würzig-saftig zupackend, wieder einmal herausragend. Bickel-Stumpfs Rothlauf steht dem in nichts nach, ist dabei aber von ganz anderer Art: Der angenehm kernig-wilde Typ. Spannend, fruchtig, elegant, tänzelnd. Für beide Weine eine klare Kaufempfehlung.
Der Himmelspfad von Rudolf May ist DER stairway to heaven. Unendlich Länge, tiefgründig. Ein Wein von einzigartiger Schönheit – das muss man probieren. Kommen wir zum Würzburger Stein: Das Juliusspital Würzburg ist zupackend, saftig und bietet einen angenehmen (nicht zu viel!) Hauch von Frucht in der Nase. Am Gaumen sehr ausgewogen, elgeant und einnehmend. Ludwig Knolls Stein ist sehr saftig, präzise, elegant, jetzt schon sehr gut beisammen und lässt sich jetzt schon sehr schön trinken. Der Stein vom Bürgerspital zum Hl. Geist zeigt sich mit einer würzigen, fast schon rauchigen Nase. Dazu ein voller, animierender Gaumen mit knackiger Säure. Das fetzt.
Am Lumpen 1655 zeigt Michael Fröhlich einen richtigen Spasswein mit Niveau: Schmelz, Stoff, Zug – alles da was das Herz begehrt. Dabei ist der Wein fast schon schmeichelnd, aber gar nicht banal. Im Gegenteil: Richtig fein und elegant. Ein Betrieb, den man im Auge behalten sollte. Rainer Sauer – typisch Rainer Sauer: Grip, Balance, Eleganz, passt, stimmig und einfach in sich schlüssig – ein Vergnügen!
Im Maustal zeigt Luckert wieder einmal, dass sie zur Spitze gehören: Ein faszinierender Wein, in den wir uns am liebsten reinlegen möchten und seine Umarmung genießen wollen. Das ist so herrlich saftig, dabei mit genau der richtigen Portion Schmelz (kein Gramm zu viel!) ausgestattet und immer wieder lockend – wunderschön!
Bickel-Stumpf Mönchshof sehr schönes spiel, großartige Frucht, dabei knochentrocken. Ein kerniger, straff Typ, den wir uns in den Keller legen und gespannt über Jahre genießen werden.
Zum Julius-Echter-Berg: Die Interpretation vom Juliusspital kommt dicht, kraftvoll, fast opulent, ein „klasssischer“ Typ. Nicht tänzelnd, aber zupackend und saftig. Die Johann Ruck Variate ist schmeichelnder und biete eine fruchtige Nase, dazu feinen Gaumen. Hans Wirsching kommt fruchtig daher. Schmeichelhaft dabei aber mit mehr Zug. „Frische Saftigkeit“ fällt uns dazu ein. Dabei bietet der Wein Dichte immer in Kombination mit Zug am Gaumen.
Weltner, der Miester der Küchenmeister „Hoheleite“ – da riecht man rein und ist gefesselt: Ein fein-lockender Wein, wunderbar feingliedrige Säure, unglaublich animierend. Es fällt schwer auszuspucken. Immer wieder lockend, auch ein bissl fordernd. Genau die richtige Balance zwischen geben und nehmen. Eine wunderbar lockende Sirene – oder war es die Loreley?
Der Kronsberg von Wirsching ist eine Wuchtbrumme – kraftvoll, warm, dicht, gewichtig. Smaragd Fans werden diesen Wein lieben. Im Gegensatz dazu bietet der Schlossberg 2016 vom Castell filigrane Eleganz. Balanciert, in sich stimmig und gerade zu schön – bereitet Freude.
Grauburgunder
Beginnen wir im Norden: Saale Unstrut. Hier zeigt Pawis mit dem Edelacker einen spannungsgeladenen Vertreter der Rebsorte mit schöner Frische und animierndem Gaumen. Ein Grauburgunder für Menschen, die sonst keinen Grauburgunder trinken. Ab in den Süden nach Württemberg.
Der Herzogenberg von Wöhrwag bietet viel Stoff am Gaumen, dicht und fast schon ein bissl süßlich – aber gerade noch mit dem passenden Hauch Säure ausgestattet um hinten raus mit guter Spannung zu begeistern. Not bad! Blankenhorns Sonnenstück bringt mehr Spannung ins Glas. Das macht richtig Spass, dank der Säurestruktur. Der Wein rinnt förmlich die Kehle runter. Die Kirchgasse von Wöhrle geht in die gleiche Richtung, ist aber stoffiger und dabei animierend saftig – sehr gelungen!
Dr. Heger präsentiert mit dem Schlossberg einen wunderbar vollmundigen, dabei aber nicht sättigend Wein. Ein Wein wie der Winzer: Kraftvoll, sich selbst dabei nicht zu ernst nehmend und immer sympathisch – damit verbringt gerne mehr als einen Abend. Dann sein Winklerberg Hinter Winklen „Gras im Ofen“ 2016 – ja, das ist wirklich der Name dieses Weins und definitv Anwärter auf „wer hat den Längsten“ GG Namen, ob das sinnvoll lassen wir mal dahingestellt. Zum Wein: Wirkt ein bisschen herber als sein Bruder aus dem Schlossberg, ist dabei aber auch immer angenehm fordernd. Diesen Wein würden wir am liebsten zu einem ausgedehnten Essen genießen – wunderbar!
Unsere Favoriten der Grauburgunder kommen von Bercher: Der Schlossgarten Villinger ist kraftvoll mit Zug ohne Ende und bietet dabei eine Spannung am Gaumen, die nicht von diesem Planeten ist. Feuerberg Haslen das gleiche in noch knackiger und noch spannungsgeladener. Grip ohne Ende, bei aller Spannung auch noch Kraft und Zug. Von beiden bekommt man einfach nicht genug – klarer Kaufbefehl!
Chardonnay
Das Weingut Bernhard Huber präsentiert mit dem Bienenberg 2016 die schnellste Rakete der Probe: Was ein geiler Grip am Gaumen! Was für eine reife, dabei ungemein zupackende Säure, das vibriert, das fetzt! Das ist der Chassagne-Montrachet Killer. Dr. Heger Hinter Winklen „Gras im Ofen“ 2016 bietet bei Kraft auch viel Zug. Geradezu Schmackes am Gaumen. Dabei ist der Wein noch recht verschlossen, aber wird sicherlich eine spannende Entwicklung bieten – Potential dafür ist mehr als genug vorhanden. Das Sonnenstück 2016 von Blankenhorn bietet klassische Kraft und Länge mit einem schönen Firsche-Kick hinten raus – vielleicht durch einen Hauch phenolischer Firsche? Steht dem Wein sehr gut. Der Frauenberg 2016 von Lämmlin-Schindler kommt als der „Schmeichler“ des Flights daher. Bietet viel Frucht bei milder Säure und wird sicher auch viele Freunde finden, die nicht unbedingt fordernde Weine suchen.
Bonustrack: Traminer Hohe Gräte von Lützkendorf in der Nase wie man einen Traminer erwartet, dabei erfrischend gleich bz fast schon zurückhaltende Aromatik. Am Gaumen dann schön trocken angnehme Aromatik. Hohe Gräte, schön das es dich gibt.
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