(NM) Ich muss gestehen, es war eines der entspanntesten Interviews meiner „Karriere“ als Weinblogger. Es wurde viel gelacht und geschmunzelt, aber auch reflektierend nach interessanten und amüsanten Antworten gesucht. Mein Gegenüber und Interview Partner war Günther Jauch. Ja, der Günther Jauch. Seit vielen Jahrzehnten bekannt aus Funk und Fernsehen ist genau dieser Herr Jauch mit dem Erwerb des Weingutes von Othegraven an der Saar anno 2010 als Weingutsbesitzer vielen Weintrinkern in bester Erinnerung. Das letzteres nicht nur als strategischer Schachzug rund um die Marke und Person Günther Jauch zu werten ist, wurde in unserem Gespräch schnell klar. Seine Passion für das Kulturgetränk Wein war nicht zu übersehen. Dabei hat gerade die Stilistik des feinen, mineralischen und restsüßen Saar Riesling Kabinetts es ihm und seiner Frau sehr angetan. Praktischerweise sind diese Weine auch eine der Stärken des Weingutes von Othegraven – dem großartigen Kellermeister und Geschäftsführer Andreas Barth sei Dank.
Die Historie des heutigen Weingutes von Othegraven geht bis in das 16. Jahrhundert zurück. Nach mehreren Besitzer und Namenswechseln heißt das Gut seit 1995 „von Othegraven“. Mit dem Erwerb in 2010 hat es nun mit Günther Jauch wohl einen der medial bekanntesten Deutschen als neuen Besitzer. Auf ca. 12.5 Hektar Rebfläche wird zu 100% Riesling angebaut. Neben dem Okfener Bockstein und der Wiltiger Kupp zählt der Kanzemer Altenberg zu den Paradelagen des Weingutes. Zudem gehört letzterer als „Hausberg“ wohl zu den imposantesten deutschen Steillagen. Auch Günther Jauch hat an dem Wein Stil des Hauses nichts geändert. Freude der traditionellen und feinen Saar Rieslinge werden an den Weinen von „von Othegraven“ ihre helle Freude haben. Mein persönlicher Probier-Tipp: 2015er Okfener Bockstein Riesling Kabinett.
Der Kanzemer Altenberg © Bischöfliche Weingüter Trier
Hier nun das Interview. Die Antworten von Günther Jauch sind in fett.
1. Seitdem ich Weingutsbesitzer bin achte ich beim Wein deutlich mehr auf die Farbe, die Nase und den Geschmack – und was er kostet.
2. Mein erstes Wein-Wow Erlebnis hatte ich zu Beginn meiner Moderatoren Tätigkeit des „aktuellen Sportstudios“ im ZDF. Es war 1989, als Reinhold Messner gerade alle 8000er bestiegen hatte. Nach einer Live Sendung in Südtirol machten wir mit den ZDF Kollegen eine Wein- und Genusstour durch Südtirol – einfach großartig.
3. Das Aufregendste an meinem neuen Nebenjob ist das sympathische und unaufgeregte der meisten Weinleute. Es sind entspannte und freundliche, oft sehr witzige Menschen. Zudem ist das Essen in der Regel sehr gut.
4. Das Nervigste an meinem neuen Nebenjob ist, dass mich schon ein Glas Wein tagsüber ziemlich müde machen kann.
5. Ich habe immer entweder gerade den falschen Wein oder kein gekühltes Bier im Kühlschrank.
6. Meine Eltern wollten, dass ich auf KEINEN FALL Hundeführer bei der Polizei werde.
7. Abendessen beim Papst. Ich würde folgenden Wein von unserem Weingut mitbringen: Altenberg Spätlese/Auslese Alte Reben
8. Deutlich mehr Aufmerksamkeit sollten restsüße Kabinett Weine bekommen.
9. Völlig überschätzt wird der Prosecco Wahn
10. Sind Sie jetzt im Freundes/Bekanntenkreis derjenige, der immer Wein mitbringen muss?
Zum Glück bin ich derjenige, der immer Wein mitbringen darf! Ein weiterer Vorteil ist auch, dass wir uns um Geschenke/Mitbringsel keine Sorgen mehr machen müssen.
11. Große Weinprobe: Schlucken oder spucken? Je süßer desto schluck…
12. Welche Frage würde Sie gerne nie mehr gestellt bekommen?
Wie kommt man eigentlich zum Fernsehen?
Was wäre die Antwort dazu?
Indem ich da am Anfang gar nicht hinwollte…
Ich möchte Herrn Jauch noch einmal für die amüsante Zeit und offenen Worte sehr danken. Wenn man so wie Günther Jauch im Visier der Regenbogenpresse steht, müssen seine Worte rund um das Kultur und Rauschgetränk Wein sehr bedacht sein. Schnell werde Worte und Sätze sinnentfremdet und fälschlich in den bekannten Medien dargestellt. Umso mehr freue ich mich dieses Interview ungeschminkt und offen veröffentlichen zu dürfen. Einen großen Dank geht auch an Thea Jauch, die wie ein Libero im Fußball seinen Rücken frei gehalten und oftmals die korrekte Formulierung erst ermöglicht hat. Ein eingespieltes Team, die Jauchs!
Links:
Webseite des Weingutes von Othegraven
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Eines der wenigen Promi-Weingüter, dessen neuem Eigner ich abnehme, daß es hier in erster Linie um den Weinbau und den Erhalt eines Kulturguts geht, und weniger um die Befriedigung des eigenen Egos. Daß Herr Jauch dieses Gut -zu dem er ja über seine Verwandtschaft schon immer eine Beziehung hatte- übernommen hat, ist in diesem Fall ein echter Glücksfall. Sonst wäre es womöglich zerschlagen worden. Und wenn seine Bekanntheit den Absatz der Weine unterstützt und somit den Erhalt des Gutes mit seinen außergewöhnlichen Steillagen sichert, kann es uns allen nur recht sein!
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