Mehr als nur überfällig – unser Weißwein des Jahres 2015

2015 Weißwein des Jahres

(NM) Zweitausendfünfzehn ist vielleicht genau die Anzahl von Weinen die wir in 2015 verkostet haben. Vielleicht aber auch nicht. Auf jeden Fall ist es ein Jahr, auf welches wir gerne zurückblicken. Viele große Weine haben uns ein Lächeln ins Gesicht gezaubert, haben uns Gänsehaut Momente beschert und uns durch innere Glückseligkeit und vinophiler Vollkommenheit dankend zurücklehnen lassen. Doch ein Weißwein hat uns in 2015 dieses emotionsgeladene Programm mehr als nur einmal durchlaufen lassen. Unser Weißwein des Jahres 2015.

Schon im Mai 2015, auf der VDP Mainzer Weinbörse gab es das erste Kennenlernen. Schnell wurde klar, dass hier der beteiligte Winzer durch seine jahrelange konsequente Herangehensweise und der Entscheidung, seinen Wein später wie die meisten seiner Mitstreiter auf den Markt zu bringen auszahlen sollte. Somit ging unser Weißwein des Jahres 2015 schon im Mai als einziger 5 von 5 Sterne Wein in die Aufzeichnung der VDP Weinbörse ein. Im August gab es dann ein zweites, Fulminates Wiedersehen. Während einer 80 Weine umfassenden Monster-Probe auf dem Weingut von Wilhelm Weil brachte der sonst sehr scheue Winzer mit klaren und gefassten Worten die lautstark diskutierende Gruppe zurück auf den Pfad des nötigen Respektes, um seinen Wein, der als nächster in der Probe stand, diesen zu ermöglichen. Das anschließende Schweigen im Saal war Ausdruck genug, um diesen wahrlich großen Wein zu huldigen.

Meine Nackenhaare machten auf jeden Fall eine Laola.

Dann im September brachten wir den Wein auf die große Bühne. In einer denkwürdigen und komplexen 50 Personen Wein-Veranstaltung ging der Wein mit mehr als nur einem „WoW“ als klarer Favorit der Angereisten Riesling Fans mit stolzer Brust und erhobenem Haupt von der Bühne. Doch die finale Entscheidung, diesen Wein als Drunkenmonday Weißwein des Jahres 2015 zu küren, fiel im Dezember, als wir in einer kleinen aber feinen Weinrunde den Segen des anwesenden Drunkenmonday Teams einholten und auch dem letzten Unwissenden dieses Meisterstücks der Rheingauer Riesling Kunst einschenkten. Unser Weißwein des Jahres 2015 ist:

2013 P.J. Kühn St. Nikolaus Riesling Großes Gewächs

Tusch: 2013 P.J, Kühn St. Nikolaus Riesling Großes Gewächs

Natürlich möchte die Gemeinde jetzt natürlich auch wissen, was diesen Wein auf das Podest gehoben hat. In Summe ist der Wein für mich der Inbegriff des Schaffens des Peter Jakob Kühns. Der ruhige und stille Kopf des Weingut Peter Jakob Kühn hat für mich mit diesem Wein die Formel gefunden, nicht nur dem Riesling Freak, sondern auch dem „Average-Wein-Joe“ das Thema Biodynamik, Herkunft, nachhaltige Weinwirtschaft und die nötige Zeit als verständliches, aber hoch komplexes Thema zum Ausdruck zu bringen. Die Trauben für den 2013 P.J. Kühn St. Nikolaus Riesling Großes Gewächs wurden mit 94° Oechsle von ca. 60 Jahre alten Reben gelesen. Ganze 17 Monate ruhte der Wein in 1200 & 2400 Liter Fässern auf der Hefe, bevor er auf die Flasche gefüllt wurde. Der Verkauf des Weines erfolgte nicht wie bei den VDP.GGs üblich im September 2014, sondern erst im Sommer 2015.

2013 P.J, Kühn St. Nikolaus Riesling Großes Gewächs

Was der Wein im Glas dann zum Ausdruck bringt, bedarf schon eines wachen Geistes um überhaupt in seiner Komplexität begriffen zu werden. Bricht man dieses verwobenen Aromen Spiel einmal auf, kann man atemberaubend schöne Noten von reifen Mirabellen, Mangos, Kräuterhonig, Veilchen, Kamille, etwas rauchiges Holz, zarten weißen Blüten, Bananenchips und einer dunklen und würzigen Mineralität in Worte fassen. Doch ist es das sich ständig ändernde und schwer zu greifende Gesamtbild, welches einem einfach nur fasziniert und ungläubig den Kopf schütteln lässt. Dieses Bukett löst kurzzeitige nasale Rauschzustände aus. Anders kann ich die Sucht nach diesem Geruch einfach nicht erklären.

Geschmacklich explodiert der Wein förmlich im Mund, ohne aber durch seine Intensität und Kraft einfach nur Laut oder Plump zu wirken. Im Mund wird jeder Quadratmillimeter angeregt, seiner Begeisterung freien Lauf zu lassen. Die leichte Phenolik, die reife Säure und die (ja, ich weiß) fast salzige Mineralik geben in Verbindung mit dieser irren reifen Frucht, der komplexen Blüten/Kräuter Aromatik und einer leichten Nussigkeit keine Chance diesen Geschmacks-Wahnsinn zu unterschätzen. Ein epochales Riesling Feuerwerk, welches ich in dieser Konstellation noch nie im Glas hatte. Man verzeihe mir diese hochgegriffenen Vergleiche, doch irgendwie muss man ja auch einem Weißwein des Jahres gerecht werden. Zahlen lügen bekanntlich nicht. Deswegen gibt es für diesen Wein 97+ Punkte.

Für 30€ kann ich nur sagen: Kaufen, rauschen und mitreißen lassen. Ein Riesling Meisterwerk. Zu kaufen entweder ab Weingut, im gut sortierten Fachhandel oder im Internet.

Historie.

-> Drunkenmonday Weißwein des Jahres 2014
-> Drunkenmonday Rotwein des Jahres 2014
-> Drunkenmonday Weißwein des Jahres 2013
-> Drunkenmonday Rotwein des Jahres 2013
-> Drunkenmonday Wein des Jahres 2012

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16 Antworten auf „Mehr als nur überfällig – unser Weißwein des Jahres 2015

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  2. Absolut gute Wahl! Bin selbst in den Genuss gekommen einen P.J. Kühn St. Nikolaus Riesling 2013 verkosten zu dürfen und kann Ihre Entscheidung vollständig nachvollziehen. Ein toller Wein!

  3. Der Bericht hat mal wieder neugierig gemacht! Ich bin also los und hab eine Flasche besorgt. Abends kurz gekühlt und ab in die Karaffe! Die erste Assoziation: Cuja Mara Split (Langnese)!!! Kindheitserinnerung!! Wahnsinn!! Ich möchte gar nicht mehr Eindrücke benennen. Die Erfahrung soll mal schön jeder selber machen! Ich hatte etwas Angst, daß er viel zu jung wäre um Ihn zu trinken. Er ist natürlich auch verdammt jung! Aber so was von verdammt lecker!!! Also ich hatte keine 2015 Weine letztes Jahr, Aber eure Auszeichnung ist zumindest für mich nachvollziehbar! Ganz ganz großer Wein!!! Danke für den Tip!

    • Großrtig Matthias! Genau so sollte es sein 🙂 Freut uns das er dich genauso geflasht hat wie uns! Grüße!

  4. PJK ist einfach immer eine gute Wahl! Den Nikolaus kenne ich zwar noch nicht, aber wenn er noch über den anderen Gewächsen steht, dann ist die Wahl absolut nachvollziehbar!

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