1983-2011: Quo Vadis Charta Riesling?

1983 Weil Riesling Charta

(NM) Wie es um den aktuellen, im Handel befindlichen Charta Riesling steht, zeigte der erste Teil unserer kleinen Rheingauer Charta Serie. Unter großartiger Mithilfe von Mark Barth vom Wein und Sektgut Barth und dem Rheingauer VDP ist es uns gelungen, 16 reife Charta Rieslinge aus den Jahren 2011-1983 an einem Abend an einem Tisch zu versammeln. Herausgekommen ist eine wohl einmalige Retrospektive zurück auf 30 Jahre Rheingauer Charta Riesling und eine einzigartige Gelegenheit das Reife und Alterungsvermögen dieses Riesling Typus genauer unter die Lupe zu nehmen. Quo vadis Charta Riesling? Hier die Antwort.

1984 Knyphausen Riesling Charta

2011 Knyphausen Riesling Charta: reife Frucht, schön ausgewogen, leichte Phenolik hinten raus, cremig im Mund, jetzt super zu trinken, gefällig, aber auf sehr gutem Niveau. 88 Punkte

2011 Barth Riesling Charta: leicht rauchig, viel Würze, Grün/Gelbfrucht, kräutrig, etwas Zitrone, dazu ätherisch, verspielt und leicht, aber Druck und schöner Schmelz, phenolischer Gripp im Abgang. Top! 91 Punkte

2010 Barth Riesling Charta: sehr reife Nase, tropische Frucht (Ananas, Mango), 2010er Säure Profil, Potential ohne Ende. 89+ Punkte

2009 Barth Riesling Charta: erster Anflug von Reife, die Frucht geht in die Sekundär-Aromatik über, deutlicher im Abgang zu erkennen, die Reife gibt aber weitere Dimension, rassig, leicht Vanille und Toffee hinten raus mit schöner Länge. Jetzt trinken. 89 Punkte.

2008 Barth Charta Riesling

2008 Barth Riesling Charta: Wow! Frische, Schmelz, Rasse, Würze, null Zeichen von Alterung(!), Länge, Druck – alles da! Komplett und immer noch Potential für viele weitere Jahre! Groß! 91 Punkte.

2007 Jakob Jung Riesling Charta: reife Ananas, Bienenwachs, riecht viel älter wie der 08er, feine Röstaromen, sehr gute Länge, tolle Reife – Groß! 91 Punkte.

2005 Jakob Jung Riesling Charta: leichter Anflug von Petrol, etwas grüner Tee, fokussiert und klar ohne Überreife, nichts stört, alles sehr gut zusammen. Punktlandung. 90 Punkte.

2004 Spreitzer Riesling Charta: Holla die Wald Fee! Kühle und Frische, ein wenig Vanille Eis, feine Würze und Eleganz, viel weniger Reife als 05 oder 07, straff und komplett, wie ein ausgemaltes Bild, zeigt sich im besten Alter, Potential für viele Jahre. Wow: 92 Punkte

2001 Barth Riesling Charta: Frisch und knackig, gereifter Wein, aber keine Firne zu entdecken, leichter und feiner Stil, schönes Karamell im Abgang, dazu suggeriert der Wein eine leichte Süße, großartige Säurestruktur, viel Potential für weitere Jahre. 89 Punkte.

1993 August Eser Riesling Charta Kabinett: Röstrauch (?), leichte Firne, klarer und geradliniger Stil, schöner Druck am Gaumen, unglaublich dicht für 11% Alkohol, steht da wie eine eins, sehr schöne Länge, ohne Fehl und Tadel und viel Spaß im Glas. Ein Statement für diesen Typus Wein. 89 Punkte

1993 Jung Riesling Charta

1993 Jakob Jung Riesling Charta Kabinett: Mineralisch rauchig, feine und leichte Firne, dazu etwas Minze. Im Mund super frisch mit klarer Säurestruktur, dabei leicht, frisch, tänzelnd, belebend und lebendig. Definitiv etwas „herber“ im Stil, aber extrem klar und fokussiert. Toller Wein! 90 Punkte.

1991 Barth Riesling Charta: Kork

1990 Wegeler Charta Riesling

1990 Künstler Riesling Charta: primär Firne, dabei straff und sehr reif, Petrol mit leichtem Keller-Muff. Trinkbar, aber kein riesen Genuss mehr. Keine Bewertung.

1990 Wegeler Riesling Charta Spätlese: super interessante Nase mit Minze und Kaffee, „Firne trifft Röstaroma“, ätherisch frisch am Gaumen, sehr lang mit leichter Phenolik im Abgang. Aromatisch ganz groß, dass einem das Wasser im Mund zusammenläuft. Groß, ja sogar majestätisch. 93 Punkte.

1989 Schloss Vollrads Rosa-Silber Lack Riesling Charta Spätlese: Rauch/Firne/Pilz, sehr weit entwickelt, tertiär Aromatik, etwas Dosenananas, grenzwertig im Geruch, aber durchaus noch gut trinkbar mit ordentlicher Länge. Der Pilz verfliegt mit der Zeit im Glas. Keine Bewertung.

1988 Knyphausen Wisselbrunnen Riesling Charta Spätlese: durch, zu reif, tot. Keine Bewertung.

1984 Knyphauen Marcobrunn Riesling Charta: Kuriose Nase, Erbsen, weiße Bohnen, sehr vegetabil, riecht wie reifer Merlot aus Südafrika, Leder, leicht pilzig (nicht unangenehm). Sehr charmant, teilt aber aromatisch den Tisch. Spannender Wein! Keine Bewertung.

1983 Wegeler Lenchen Riesling Charta Spätlese: Kork

1983 Weil Gräfenberg Riesling Charta Kabinett: Moment mal! Wo ist das Alter hin? Frisch, leicht, klar, geradlinig und lebendig mit etwas Minze. Kein Petrol, kaum ein Zeichen von Alterung. Die Leichtigkeit wurde beibehalten, dazu gesellen sich Eleganz und Grazie. Ein einzigartiger Weinmoment und ein Beweis für Unsterblichkeit des Rieslings? Ein großer, kleiner Wein. Keine Bewertung.

Fazit.

Ich denke diese Probe hat ganz klar gezeigt, welches Potential in den Rheingauer Charta Riesling steckt. Gut gelagerte Flaschen können wie beschrieben die 30 Jahre Marke knacken und dazu noch für erstaunte Gesichter sorgen. Dazu zeigten sich die Weine aus den „klassischen“ Jahrgängen (z.B. 2001, 2004, 2008) im Vergleich zu den „großen“ (wärmeren) Jahrgängen (2007, 2009) deutlich jugendlicher und weniger reif. Von dem höheren Trinkspaß ganz zu schweigen. Eine „once in a lifetime“ Erfahrung – ohne Frage.

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2 Antworten auf „1983-2011: Quo Vadis Charta Riesling?

  1. Pingback: 30 Jahre Charta – 25 mal Gala! | Würtz-Wein

  2. Pingback: Bring Zeit mit: 3x 2013 Barth Riesling GG | Drunkenmonday Wein Blog

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