(NM) Ich gebe ehrlich zu, dass wir uns in der Vergangenheit auf nur wenigen Beiträgen dem Thema Preis/Leistung hier auf dem Blog gewidmet haben. Gerade im Schaumwein Bereich gab es neben grandiosen, aber doch recht hoch gepreisten Champagnern wenig zu berichten. Dieser Zustand ändert sich heute, denn ich habe im Pfälzer Hinterland zwei sensationelle deutsche Winzer Sekte aufgetan. Beide vinifiziert von dem Weingut Stachel in Maikammer.
Die ganz große Bühne des Deutschen Weines hat das Familienweingut Stachel aus dem beschaulichen Maikammer erst einmal betreten. Im Jahr 2012 gewannen sie dem 2010er Stachel Syrah aus dem Maikammer Heiligenberg den Deutschen Rotweinpreis in der Kategorie Internationale Sorten. Und dies zu Recht. Ich konnte den leider auch schon ausverkauften Nachfolgejahrgang dieses Weines kürzlich auf dem Weingut verkosten: Einer „der“ großen Deutschen Rotweine, keine Frage. Im Rahmen der Verkostung mit „Junior“ Matthias Stachel probierte ich auch unter anderem die Sekte des Weingutes und stieß auf zwei Weine ganz exzellente Vertreter ihres Faches. Dazu für die gebotene Qualität (noch) fast unverschämt günstig ausgepreist.
2012 Stachel Riesling „Extra Trocken“
Da ist sie: Die vernünftige, qualitativ hochwertige, Handwerklich hergestellte und im Endeffekt „leckere“ Deutsche Winzersekt Antwort für die Generation Freixenet Demi-Sec. Und das zu einem Kurs, der mit 7,90€ nur knapp 2€ über der spanischen Multi-Präsents-Brause liegt. Neben dem Preis ist auch an der Qualität des Stachel Riesling Sekt „Extra Trocken“ so gar nichts auszusetzen. Nach selektiver Handlese der Trauben, Ausbau im Edelstahl und 10 monatiger zweiter Flaschengärung zeigt dieser deutsche Schaumwein schon in der Nase wer er ist: Pfälzer Riesling. Eine reife und opulente Frucht schießt von den Bubbles dynamisiert aus dem Glas. Dazu gesellt sich eine klassische Riesling Würze, welche ich von den sandigen Lehm-Böden der Region her kenne. „Extra Trocken“ ausgebaut, bringt die sehr angenehme Fruchtsüße in Kombination mit der merklichen Säure ein schönes Spiel und genügend Struktur. Durch das harmonische, klare, puristische und Riesling typische Gesamtbild wird auch der „Brut Trinker“ nicht abgeschreckt. Mit dem 2012 Stachel Riesling Extra Trocken habe wir einen sehr schönen Universal-Party-Sekt, der nicht nur jede WG Party Getränketechnisch deutlich aufwertet. Dazu stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis hier ebenfalls. 86 Punkte.
2012 Stachel Chardonnay „Brut“
Im Gegensatz zu dem Riesling Sekt wird der Chardonnay zu 10 % im gebrauchten Barrique spontan vergoren und ausgebaut. Auch hier darf der Grundwein 10 weitere Monate in der Flasche eine zweite Gärung durchlaufen. Dabei trägt der ausgeklügelte Ausbau in Verbildung mit dem Bundsandstein auf dem die Reben wachsen hier maßgeblich zum würzig/fruchtigen Stil des Sektes bei. Und da sind wir auch schon beim Thema: Frucht! Der 2012 Stachel Chardonnay „Brut“ zeigt auf eine sehr beeindruckende Art und Weise, wie pur und schmeichelnd die Frucht eines Chardonnay Brut Schaumweines sein kann, ohne zu viel vom Holzausbau oder Zuckerlevel geprägt zu sein. In der Nase finde ich wunderschöne Aromen von frische Honigmelone, Ananas und Pfirsich, dazu etwas reife Stachelbeere, Salbei und eine gewisse ätherische Frische. Die Perlage ist sehr feine, das Mundgefühl cremig und weich. Alles ist sehr harmonische verpackt und die pure Frucht gibt guten Trinkfluss. Hinten raus kommt eine leichte mineralische Kühle und Frische, welche geschickt zum Nachtrinken anregt. Auch die Länge des Nachgeschmackes ist gleichermaßen beindruckend. Was soll ich also sagen außer: Dies ist der beste deutsche Schaumwein den ich in der Preisklasse unter 10€ bis dato getrunken habe. 90 Punkte und für 9,50€ eine unbedingte Kaufempfehlung!
Ich habe die Weine direkt ab Weingut bestellt, online sind sie aber auch hier verfügbar.
http://www.weingut-stachel.de
https://www.facebook.com/pages/Weingut-Stachel/
„Versektet in Speyer“ – umso besser, wenn der eh aus der Stadt hier kommt 🙂 Danke für den Tipp, wird probiert!
Hallo drunkenmondays,
jetzt bringt ihr mich ja in echte Schwierigkeiten. Einerseits würde ich jetzt bei vielen anderen „joho – aber hallo – da ist doch was faul“ sagen und eher denken, die haben keine Ahnung. Jetzt schreibt ihr aber darüber und da muss ich erstmal annehmen, dass die beiden tatsächlich nicht nur trinkbar sind, sondern auch noch schmecken. Auch wenn ich in den oberen Klassen so vieles für überteuert halte und nach unten aber auch einen krassen Schnitt mache und es mir undenkbar scheint, etwas sauberes und gutes im Glas zu haben, wenn mein erdachtes Preis-unterst-Niveau unterschritten wird, so gibt es doch auch immer wieder seltene Ausnahmen. Da scheint ihr jetzt eine gefunden zu haben. Natürlich wäre ich mal wieder gerne Bürger von Gießen gewesen und an dem Abend dort gewesen, aber es liegen halt 1200km dazwischen. Leider! muss ich manchmal denken.
Wenn dem so ist und die beiden sind ihr Geld wert, sind es natürlich absolute Preis/Realtions/Güte-Killer. Aber wie gesagt – zum Glück berichtet ihr darüber. Interessant wäre es natürlich, ob der Winzer das regelmäßig hinkriegt, oder die beiden jetzt eine zufällige in die gute Richtung gehende Ausreißer waren.
Meine perönlichen noch akzeptierbaren guten Niedrigpreisschaumweine liegen jeden falls bis jetzt doch um einiges höher wenn ich Deutschland als Bezugsort nehme. Das ändert sich, wenn ich „unsere“ Winzer und deren Hofpreise betrachte und nicht Transport und die 1,02 Schaumweinsteuer reinrechne. Dann hätte ich gerne mal einen Vergleich gemacht.
War wieder mal sehr interessant.
Beste Grüße nach Gießen
Karl,
bei unserer nächsten Probe gibt es den Chardonnay Brut als Starter 😉 Dann kannst du dich selbst über die Qualität vergewissern!
Grüße,
Nico
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