Quo vadis Amphore: 2010 Vigneti Trebbio / Toskana IGT

Sieht nicht nur gut aus: 2010 Vigneti Trebbio

(NM) In letzter Zeit häufen sich in der „Wein 2.0 Welt“ die Stimmen, die Nutzung von Ton-Amphoren sei nur ein großer Marketing Gag. Der Ausbau Wein in diesen historisch sehr bedeutsamen Gefäßen hätte keinerlei Auswirkung auf den Geschmack und somit würde hier mit Marketing-Voodoo versucht, den Konsumenten zu blenden. Dazu lässt diese besondere Behandlung den Preis des Getränkes schnell nach oben schießen. Quasi ein modernes Wein-Märchen auf dem Rücken der Kunden? Nun, ganz so kritisch sehe ich dies Persönlich nicht.

Wer schon einmal zum Beispiel den Amphoren Riesling von Peter Jakob Kühn oder die Weine von Elisabetta Foradori verkostet hat, weiß dass die Amphore mehr wie nur Edelstahl 2.0 sein kann. Sicher gibt es Amphoren Weine, die sich kaum in ihrem Geschmacksprofil von den herkömmlich hergestellten Weinen unterscheiden und die Frage nach dem „warum“ offen lassen. Ich sehe das aber ganz nüchtern: Wenn der Ausbau in Amphoren mir einen geschmacklichen/stilistischen Mehrwert verschafft, habe ich damit überhaupt kein Problem. Auch mit dem Ansatz des „zurück zur Natur“ Weins bin ich absolut einverstanden, wenn dort die Amphore an Stelle von Edelstahl als Ausbau-Medium verwendet wird. Kritisch wird es wirklich nur, wenn der Winzer nur dem aktuellen Trend „auch einen Amphoren Wein zu haben“ folgt, und dieses dann dem Kunden mit höheren Preisen in Rechnung stellt.

Bei Weißweinen wird die Amphore in der Regel benutzt, um einen langen Kontakt der Schalen und Kerne mit dem Most (Thema Mazeration/Orange Wine) ohne äußere Einflüsse zum Beispiel von Holz zu ermöglichen. Bei Rotweinen ist der Ansatz ähnlich. Hier wird versucht, die Rebsorten bzw. Lagentypizitäten so genau wie möglich herauszuarbeiten, auch ohne Aromatiken von dem Holzausbau mit in den Wein zu bringen. Letzte Methode wurde bei meinem heutigen Wein teilweise angewandt. Es handelt sich um den 2010er Vigneti Trebbio, ein Wein der in Kooperation von TxB mit dem Weingut Castello del Trebbio entstand. Der Wein besteht aus 60 % Sangiovese, 30 % Syrah, 10% Merlot, Cabernet Franc, Petit Verdot. Der Syrah wurde Tonamphoren vergoren und ausgebaut, der Rest von dem Wein zu 30% in neuem und 70% in gebrauchtem Holz.

Offiziell läuft dieser Wein in der inoffiziellen Kategorie der „Super-Toskaner“. Das Label zeigt auf verschiedenen Kacheln sehr ansehnlich illustriert die Geschichte dieses Weines, von der Gründung des Weingutes 1184 bis hin zur Verwendung von Amphoren im Jahrgang 2010. Und eins möchte ich vorwegnehmen: Dies ist kein von überbordenden Marmeladen-Exzessen getriebener Designer-Wein, welcher oft in dieser Preisliga aus dieser Region in Flaschen gefüllt wird. Zudem ist der Rebsorten-Spiegel pfiffig gewählt. Die Säure und Frische des Sangiovese harmoniert sehr gut mit der fruchtigen Würze des Syrah. Cabernet Franc und Petit Verdot geben Tiefe und Finesse. In wie weit die Amphore ihren Teil dazu beträgt, kann ich leider nicht im Detail genau heraus schmecken. Doch das Gesamtpaket „2010 Vigneti Trebbio“ gefällt mir sehr. In diesem Stadium der Jugendlichkeit braucht er aber noch locker 2-3 Stunden Luft um seine Aromen Vielfalt zu präsentieren. In der Nase finde ich Aromen von Herzkirschen, Himbeere, Schlehe, Wacholder, schwarzer Pfeffer, Nelke, getrockneter Rosmarin, Eukalyptus und leichte Holzwürze. Am Gaumen bewahrt er Frische und Trinkigkeit, ohne aber auf eine dichte und straffe Struktur verzichten zu müssen. Ein Wolf im Hundekostüm. Die 14% Alkohol sind vorbildlich integriert. Das Tannin ist super fein und hinterlässt mit der Säure des Sangiovese das große Verlangen nach dem nächsten Glas. Wir haben es hier mit einem ernsthaften „Super-Tuscan“ zum absolut fairen Preis zu tun. Für 20€ gibt es hier viel seriösen Weingenuss, welcher aus dieser Region Italiens in dieser Qualität schnell das Doppelte kosten kann. Ein durchaus stimmiges Gesamtkonzept, welches ich Bewertungstechnisch in die 91-92 Punkt Range packen würde.

Keine Wünsche mehr offen. Alle Symbole des Labels werden erklärt.

Emilio Foradori über den Sinn bzw. die Philosophie ihrer Amphoren Weine.

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2 Antworten auf „Quo vadis Amphore: 2010 Vigneti Trebbio / Toskana IGT

  1. Die Sorgfalt bei der Berücksichtigung der Regeln der deutschen Sprachnormen (Grammatik, Zeichensetzung usw.) sollte dem Anspruch der vinologischen Urteile des Artikels durchaus entsprechen.

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