(NM) In manchen Ortschaften an der Mosel kommt es einem vor, als würde Riesling statt Mosel-Wasser sich durch die kurvigen Gesteinsformationen schlängeln. Sei es Bernkastel-Kues, Wehlen, Graach, Brauneberg oder Piesport, überall steht der Riesling als Aushängeschild an erster Stelle. Man sollte es kaum glauben, aber zwischen all diesen Riesling Hochburgen gibt es kleine und feine Ortschaften ohne die Reputation großer Lagen, welche sich (noch) nicht in die Kette der klangvollen Namen einreihen. Eines dieser versteckten Örtchen ist Enkirch. Hier sitzt seit dem Jahr 1497 (!) das Weingut Immich-Anker und produziert seit nun 17 (!) Generationen großartige Rieslinge von 3 Hektar Steil- und Steilstlagen. Seit knapp 1 Jahren ist auch der Sohnemann nach Aus- und Fortbildung als staatlich geprüfter „Wirtschafter für Weinbau und Önologie“ und „Techniker für Weinbau und Önologie“ wieder im elterlichen Hause angekommen: Daniel Immich.
Ich traf Daniel auf einer dieser WineVibes Partys in München. Er stellte dort einige Weine des Weingutes Immich-Anker vor. Viele der Weine brillierten an diesem Abend durch glasklare Aromatiken, feiner Säure und wunderbarer Süß/Frucht/Säure Spiel – die Paradedisziplin des Mosel Rieslings. Doch weil auf solchen Veranstaltungen gerne auch das ein oder andere Glas mehr getrunken wird, wie es der Verkostungskodex erlaubt, schickte uns Daniel für eine Drunkenmonday Probe in großer Runde nachträglich ein paar Flaschen zu. Retrospektiv Immich-Anker aus der Sicht 8 Gießener Wein-Nasen. Hier nun unsere Favoriten.
Was mir seiner Zeit in München völlig fremd war, das Weingut Immich-Anker rüttelt schon seit Mitte der 80er Riesling-Sekt im eigenen Hof. Winzer Heiner Immich ist somit fast schon ein alter Hase in diesem Geschäft – und das merkt man auch! Der 2009er Immich-Anker Riesling Sekt Brut aus dem Enkirchner Zeppwingert ist ein für die Riesling-Traube schön cremiger und fein fruchtiger Vertreter der Mosel Sekte. Die Säure ist gut in Zaun gehalten und man bewegt sich hier geschmacklich eher an der Obergrenze von „Brut“. Ein sehr stimmiges und ausgesprochen süffiges Produkt! Schöner Einstig in die Probe! Für etwa 9€ gibt es hier einen tollen und sehr hochwertigen Winzer-Sekt! Um die 87 Punkte gab es am Tisch.
Einer meiner Lieblinge der Probe war der 2011 Immich-Anker Riesling Eisbruch Trocken. Er verkörpert für mich den klaren, fein-fruchtigen, puristischen und vor allem trockenen Mosel Kabinett Riesling Typus. In steilen Blauschiefer-Terrassen wächst hier ein wunderschönes Paradebeispiel des Moselaner Saufrieslings, welcher neben seine Mineralik und gutem Säuregerüst (7 G/L) auch noch eine gewisse Cremigkeit aufweist. Die leicht herbe Bitterkeit im Abgang regt ungemein zu nachtrinken ein. Für 6,20€ kann man sich ohne weiteres den Keller vollmachen. Verdammt viel (handwerklicher) Wein fürs Geld! Zugreifen! Ich vergab 87 Punkte. Die anderen lagen 1 bis 2 Punkte dahinter. Da die 2011er trockenen Spätlesen sich gerade im Winterschlaf befanden, erzähle ich euch nun hier etwas von der 2010er Immich-Anker Riesling Zeppwingert Spätlese Halbtrocken „Liebling vom Chef“. Der Liebling vom Chef fand auch schnell in unserer Runde viele Freunde. Dieser halbtrockene Riesling brachte etwa 16 Gramm Zucker pro Liter mit ins Glas. Das eine Jahr mehr Flaschenreife brachte einen ganzen Strauß von interessanten Aromatiken ans Tageslicht: Safran, frisch geschnittene Kräuter, reife Aprikose und kandierte Ananas ließen uns das Wasser im Mund zusammenlaufen. Auch am Gaumen schmeckte der Wein richtig gut und konnte mit einem sehr harmonischen Geschmacksbild trotz der „abgefahrenen“ Aromatik überzeugen. Auch hier muss ich ganz klar sagen: Für 7,20€ macht man hier nichts verkehrt! Einkaufen und wegtrinken! Der Exot der Probe bekam 87-88 Punkte aus der Runde. Die 2011er Immich-Anker Riesling Spätlese „Liebling vom Chef“ stammt aus dem Enkirchner Steffensberg und war leider auch noch sehr verschlossen in ihrer Aromatik. Doch auch dort braut sich hinter verriegelten Türen ein sehr schöner Wein zusammen. 1 Jahr sollte man sich aber mindestens noch gedulden.
Nun kamen wir zu dem, was die Mosel richtig gut kann: Restsüße (liebliche) Spät- und Auslesen. Die 2011er Immich-Anker Enkirchner Steffensberg Riesling Spätlese kommt mit wunderbar verpackter Süße (60 Gramm/Liter) und sehr harmonischem Geschmacksbild daher. Ohne klebrig oder pappig zu sein, läuft sie mit Leichtigkeit die Kehle herunter. Hier haben wir also keine degradierte Beerenauslese unter dem Spätlese Label. Dank des sehr guten Süß/Säure Spiels gibt für 7,40€ einen klassischen Vertreter der Riesling Spätlese von der Mosel. Da kann man eigentlich nichts verkehrt machen. 86-88 Punkte warfen die Kollegen in die Runde. Mit der 2007er Immich-Anker Enkirchner Steffensberg Riesling Auslese zeigte uns Daniel Immich sehr eindrucksvoll, dass man aus großen Jahren tolle Auslesen zu bezahlbaren Preisen produzieren kann. Diese Muster-Auslese behält trotz „ordentlich“ Zucker, aber dank korrespondierender Säure und feiner Mineralität den Trinkfluss immer im Auge. Ein weiterer Vorteil: Sie ist für 9,50€ noch ab Weingut zu bekommen. Selten habe ich solche einen guten Süßwein für weniger als 10€ getrunken! Hier liegen wir mit Sicherheit nah an den 90 Punkten. Genauer gesagt gab es 88-90 aus der Runde der Verkoster.
Zusammenfassend kann ich nur sagen: Die oben vorgestellten Weine von Immich-Anker sind ausgesprochen harmonische, klare und klassische Mosel Rieslinge, die man gerade für die Preise vorbehaltlos empfehlen kann. Es muss also nicht immer ein großer Name aus renommierten Orten sein. Abseits der bekannten Mosel-Pfade kann man noch auf so manchen verborgenen Schatz treffen – wie hier zum Beispiel das Weingut Immich-Anker aus Enkirch.
Links:
Hab mir gerade mal ein Probepaket geordert, bin gespannt!
Ich auch, danke für den interessanten Tip!
Über ein Feedback wie euch die Weine gefallen haben, würde ich mich freuen!
Also hier mal ein kurzes Feedback:
-Zahlung via Vorkasse
-Schnelle und prompte Lieferung
-Sicher verpackt
Klasse Weine! Tolles Preis-Leistungsverhältnis.
War bestimmt nicht das letzte mal, dass ich da bestellt habe!!!!
Eventuell fahre ich auch mal im Sommer hin, ich wohne ja in Frankfurt, und Enkirch – Mosel sind gerademal ca. 1,5 Std. fahrt….
Sehr schön! Das freut mich! Danke für die Rückmeldung!
Haben am Wochenende das Weingut besucht, dort genächtigt und ordentlich Wein verkostet! Toller Wein, tolles Ambiente, gelungene neue Vinothek und sehr sympathische Winzerfamilie! Daumen hoch!