(NM) Vorneweg und für alle Skeptiker: Primitivo ist gleich Zinfandel. 1999 konnte Carole Meredith, Professorin für Önologie an der Universität in Davis, dies auf DNA-Ebene zweifelsfrei feststellen. Soviel dazu. Doch eigentlich hab ich diese breiten, alkoholischen und strukturlosen Primitivos (Primitivi?) aus dem Süd-Osten Italiens ziemlich satt. Viel zu oft wird hier mit Überreife und Überholzung ein Rotwein geschaffen, der zwar in der Ein-Schluck-Kategorie oftmals punktet, von dem aber das zweite Glas in untrinkbare Fernen schweift. Eindimensionale Frucht-Exzesse, marmeladig und zu viel Alkohol. Liebe Winzer, gibt es nicht schon genug seelenlose, Frucht-gepimpte Einheitsweine da draußen? Bewegt sich Apulien auf den Pfaden des einspurigen Barossa Shiraz? Braucht man das? Geht das nicht auch anders?
Ja, das geht! Primitivo kann ganz anders. Das zeigt mein heutiger Gast aus Apulien. Der 2009 Polvanera Primitivo „14“. Ein zertifizierter „Slow Wine“. Beim Einschenken ins Glas fällt mir als erstes auf: Der Wein ist nicht tief schwarz bis in die Mitte, sondern man kann ohne Probleme seine Finger auf der anderen Seite des Glases sehen. Aus diesem duftet es nach feinen dunklen Kirschen, Dörrpflaume, etwas holziger Würze, Tabak und ein wenig Leder. Dazu gesellt sich eine eukalyptische Frische. Nein, kein Badewannenwasser zur Erkältungszeit, eher wie ein frisch gezupfter Eukalyptus-Strauch. Diese Frische ist auch das, was ihn im Geruch interessant und sogar leicht anregend macht. Am Gaumen schafft der 2009 Polvanera Primitivo „14“ den Spagat, kräftig ohne fett zu sein. Trotz des recht reifen und dichten Fruchtkerns bringt er durch Säure und Aromatik eine frische, zum nachtrinken anregende Komponente mit sich. Nach 2 Stunden an der Luft wird auch das Tannin zugänglicher und der Wein wunderbar ausgewogen. Für 11€ bekommt man einen ausgewogenen und ehrlichen Primitivo, der ohne Marmeladen-Allüren auch die „alte Welt“ Trinker mitnimmt. Für mich locker in der 88+ Punkte Range und eine sportliche Empfehlung an die aufgeschlossenen Leser dort draußen.
Der Wein wurde mir von dem „italienischen Weindepot“ zur Verfügung gestellt und ist in dem Online Shop für 11€ zu erwerben. Wer weiter auf den Pfaden der Cantine Polvanera wandern möchte, findet dort auch noch weitere interessante und intensive Weine aus diesem Weingut.
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