Nebbiolo trifft Pinot: Accornero Bricco del Bosco Grignolino „Vigne Vecchia“

2007 Accornero Grignolino Bricco del Bosco

(NM) Auf Weinfachmessen wie der z.B. ProWein verkostet man pro Tag locker mehr als 100 Weine. Viele dieser Weine haben sowohl am Gaumen als auch im Kopf eine geringe bis sehr geringe Halbwertszeit. Vielleicht nur 10% bleiben wirklich auf Grund ihres Charakters hängen und nur ganz wenige hinterlassen einen dauerhaften und bleibenden Eindruck. Um einen Wein der letzten Kategorie geht es hier und heute: einen Grignolino. Genauer gesagt ist es der 2007 Accornero Bricco del Bosco Grignolino „Vigne Vecchia“.

Mein Reisepartner der ProWein 2012 war Giancarlo Biscardi. Seines Zeichens Italiener und Besitzer der hübschen Pasta- und Wein-Bar Gianoli in der Gießener Innenstadt. Er war und ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass dieser Wein sowohl auf der ProWein als auch hier und jetzt mit meiner Zungen tanzen darf/durfte. Wer von der Rebsorte Grignolino in seinem Leben noch nicht viel gehört hat, braucht sich dafür eigentlich auch nicht zu schämen. Sie wird (außer in Kalifornien bei Heitz Vineyards!) nur im Piemont in den Regionen Monferrato und Asti kultiviert. Autochthon also. Dort zählt er zu den frischen und leichten Rotweinen, welche früh getrunken werden sollen und sich im Export nie wirklich durchgesetzt haben. Doch es gibt Winzer die das Image des Grignolino etwas aufmöbeln möchten. Einer von ihnen ist Ermanno Accornero.

Viel Text für viel Wein.Mit dem 2007 Accornero Bricco del Bosco Grignolino „Vigne Vecchia“ geht Ermanno für einen Grignolino „all in“. Die Trauben stammen von den ältesten Reben (Reihe 136-138) des Weinberges „Bricco del Bosco“, welcher aus kalkhaltigem Mergelboden besteht. Ganze 5 Jahre reift dieser Wein im Fass. Die Farbe ist trotz dieses Fass-Marathons ein klares, brillantes, transparentes und durchsichtiges Rotbraun. Die Nase: Ätherisch, Schwarzwälder Kirschtorte (eingelegte Piemont Kirschen und geraspelte dunkle Schokolade), feine Holzwürze, nasses Laub, Nelke und etwas Tabak. Geil! Nach 5 Jahren im Holz kann man zwar eine Gewissen Einfluss dieser Ausbauart nicht wegdiskutieren, doch bildet das Holz und die Frucht hier ein großartiges Bündnis. Am Gaumen pure Eleganz! Grazil, doch mit dem nötigen Druck einem hochwertigen Pinot nicht unähnlich. Der dichte und mittlere Körper punktet weiter mit einem ausgewogenen und feinen Tannin und einem tragenden Säuregerüst – der Nebbiolo lässt grüßen. Gepusht von noch recht deutlichem Holzausbau und den 14% Alkohol liegt dieser Ausnahme-Grignolino sehr lange auf der Zunge. Ermanno vinifiziert hier eine „HighEnd“ Version dieser Rebsorte, welche in ihrer Region seines Gleichen suchen wird. Der Wein tanzt auf der Grenze zwischen leicht rustikalem piemontesichen Charakterkopf und ultra feinem Pinot-Herausforderer. Da werden alle meine Geschmacksknospen angesprochen. Ich bin hin und weg! Dies ist ohne Frage eine ausgesprochen junge, aber unglaublich spannende Grignolino Interpretation. Bravo Ermanno! 93-94+ Punkte!

Gianoli in Giessen
Webseite von Accornero

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3 Antworten auf „Nebbiolo trifft Pinot: Accornero Bricco del Bosco Grignolino „Vigne Vecchia“

  1. Pingback: Mit Liebe im Detail – Veritable 12 « Drunkenmonday Wein Blog

  2. Hallo zusammen,

    ich mag Grignolino recht gerne – eure Flasche Bricco del Bosco ‚Vigne Vecchia‘ ist aber eine Sonderabfüllung, oder? Der Wein ist weder auf der Internetseite von Acconero gelistet, noch sonstwo (ausser bei euch) im www auf zu finden.
    Sonderabfüllung für besondere Kunden, oder wäre dieser Wein auch irgendwo käuflich zu erwerben?

    Gruss
    Ralf

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