Ein seltener Gast aus Kanada zu Besuch: 2008 Henry of Pelham Baco Noir

Seltener Rebsorte: 2008 Henry of Pelham Baco Noir (NM) Solange man sich als interessierter Weinliebhaber mit offen Augen durch die Weinläden bewegt, trifft man immer wieder auf eine Menge unbekanntes. Oft packt mich bei solchen Sachen die Neugier. Wie schmeckt ein Pinot Noir aus Finnland oder ein Rosenmuskateller aus der fränkischen Schweiz? Leider muss ich hier auch gestehen, dass die „schmeckt nicht“ Quote bei solchen Neugier-Käufen doch relativ hoch ist. Doch wie schmeckt mein heutiger Kandidat? Es ist der 2008er Henry of Pelham „Baco Noir“ aus Kanada.

In Kanada wird seit Mitte des 19. Jahrhunderts in vier von zehn Provinzen auf etwa 10.000 Hektar Wein angebaut. Die wichtigsten roten Sorten sind Baco Noir, Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon, Gamay, Merlot, Pinot Noir und Syrah. Bei den Weißen dominieren Chardonnay, Chenin Blanc, Gewürztraminer, Pinot Blanc, Pinot Gris, Riesling, Sauvignon Blanc, Semillon, Vidal und Viognier. Mein heutiger Glücksgriff, der 2008er Henry of Pelham „Baco Noir“, besteht zu 100% aus der in Europa fast ausgerotteten Rebsorte „Baco Noir“. Sie eine Kreuzung aus Folle Blanche und Vitis riparia und fällt unter die Hybridreben. Die früh reifende Sorte war in Frankreich Anfang des 20. Jahrhunderts weit verbreitet. Doch durch das EU weite Verbot zur gewerblichen Nutzung von Hybridreben ist die Sorte dort heute praktisch nicht mehr bekannt. Auch das Weingut Henry of Pelham ist mir sehr positiv in meiner Erinnerung geblieben. In unserer „Pinot Noir World Tour“ Blindprobe auf Drunkenmonday machte der 2007er Pinot Noir Reserve einen beachtlichen 2. Platz und überzeugte die komplette Mannschaft. Somit stehen die Chancen auf ein wohlschmeckendes und interessantes Weinerlebnis gar nicht mal so schlecht.

Viel Info hilft viel? 2008 Henry of Pelham Baco Noir / etwa 10€. Taucht man seine Nase tief in das Glas, dominiert zu Beginn des Spektakels erst einmal viel dunkle Frucht. Schwarze Johannisbeere, Schwarzkirsche, etwas Buttergebäck, Tabak, dunkle Schokolade und Leder werden notiert. Ein leichter Pferdeschweiß-Stinker (Brettanomyces) lässt den Wein rustikal, irgendwie ländlich und schroff rüberkommen. Auch am Gaumen setzt sich der rustikale Eindruck fort. Die Säure steht mächtig über dem Wein und ist nicht ordentlich eingebunden. Das Tannin Gerüst ist schwach und gibt wenig Struktur. Es fehlt ihm einfach eine gewisse Komponente, die ihn lecker macht und zum nachschenken einlädt. Irgendwie erinnert mich dieser Wein von seinem Stil her an einen stumpfen deutschen Dornfelder mit unharmonischer Säure. Ohne Essen wird das hier schnell anstrengend und der Kollege Baco Noir lässt Trinkfluss und Charme deutlich vermissen. Er spielt in der Liga um die 80 Punkte. Der Erstkontakt mit Baco Noir hätte somit deutlich besser ausfallen können. Schade.

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