(NM) Sie sind selten geworden. Aber es gibt sie noch. Da draußen, irgendwo im Rheingau. Kaum jemand traut sich so richtig an sie ran. Es sind diese in kein Schema passenden Rieslinge, die so zupackend anders sind, dass sie nach 3-maliger Anstellung zur AP-Nummer-Prüfung das „Prädikat“ Landwein erhalten und dieses mit stolzer Brust tragen. Einer von diesen ist der 2009er Riesling „Jesus“ des Weinguts Ankermühle aus dem Rheingau. Sicher, eine typische Rheingauer Riesling Spätlese riecht und schmeckt anders. Doch Jörn Goziewski, zuständig für den Keller im Weingut Ankermühle, geht hier mit Jesus „all in“.
Auf der Hefe
Das Weingut Ankermühle liegt in Mitten der Weinberge im Hinterland von Oestrich-Winkel, am Fuße des Schloss Johannisberg. Der im Jahr 2008 renovierte Gutshof bietet seit 2009 neben dem Weingut auch ein kleines, aber sehr ansehnliches Restaurant, welches sich gänzlich dem Slow Food Ansatz verschrieben hat. Neben Riesling und Spätburgunder wird auch auf die Sektherstellung großen Wert gelegt. Der Riesling „Jesus“ bildet die kuriose Spitze des Riesling-Sortiments. Die Trauben aus dem Winkler Jesuitengarten wurden mit Spätlese Reife und einem Ertrag von nur 37 Hl / Hektar per Hand gelesen. Nach monatelanger Batonnage folgte der Ausbau in französischen Barriques. Ein Riesling Handling der etwas anderen Art.
Der erste Geruch verwirrt dann doch sehr. Er erinnert etwas an eine imaginären Blend aus Peter Jakob Kühns Amphoren Riesling und einem Fino Sherry. Salzige, hefige und oxidative Noten wie Mandelgebäck, Orangeat und getrocknete Zitronenschale kommen mir in den Sinn. Nur etwas Mandarine vermag sich als typische Riesling Frucht zu outen. Am Gaumen wird es zwar dank einer straffen Riesling Säure etwas klarer, aber ich kann durchaus das Ablehnen der AP Nummer für einen Riesling nachvollziehen. Der Wein ist im Mund nicht so fett wie die Nase vermuten lässt, aber die salzige Mineralität und der knochentrockene und wilde Stil machen Jesus zu einem grandios polarisierende Wein. Ein Riesling für Freunde des Orange-Weins. Unkonventionell, dagegen, faszinierend und einfach anders. Ich liebe solche Weine. Sie versuchen das System des biederen „geradeaus“ Rieslings zu durchbrechen. Für mich eine echte Entdeckung im manchmal uniformen und tristen Rheingauer Riesling Umfeld! 89-90 Punkte.
Foto (c) http://www.ankermuehle.de
Monatelange Batonnage, echt? Werden da nicht irgendwann die Arme müde vom andauernden Rühren?
(Sorry, could not resist!)
Die haben Popeyey im Programm!
..und haben x-Hektar Spinatanbau;)
Bin schon sehr gespannt auf diesen Wein.
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