(NM) Das Weinglas nicht gleich Weinglas ist, sollte in der Regel jeder wissen, der Rotwein geschmacklich von Weißwein unterscheiden kann. Diskussionen welches oder wie viele Weingläser der Weintrinker „braucht“ sind endlos. Ich möchte heute hier einmal zwei „High-End“ Allrounder Weingläser Kopf an Kopf miteinander/gegeneinander vergleichen. Es sind das Zwiesel „the First“ Degustation und Zalto Denk’Art Universal. Der Test wird mit 3 Weinen durchgeführt. Ein relativ kräftiger Mosel Riesling, ein etwas reiferer Sauvignon Blanc aus Österreich und einem Gamey aus dem Morgon. Alle drei Weine liegen in dem Aufgabengebiet der Gläser.
Ein paar Worte zur Verkostung: Es wurde etwa die gleiche Menge an Wein zur gleichen Zeit in die Gläser gefüllt. Der Wein wurde gerade in den Mund über die Zunge laufen lassen, ohne ihn dabei im Mund zu wirbeln oder großartig durchzuspülen. Diese Praktik wird eher beim Wein trinken und weniger beim Wein verkosten angewendet. Durch die unterschiedlich großen Öffnungen der Gläser gab es schon beim Ansetzen des Glases an den Mund verschiedene Lippenstellungen. Daraus resultierten verschiedene Einlaufwinkel des Weins auf die Zunge. Dies sollte sich später als wichtiger Faktor herausstellen.
Die Kontrahenten
Zwiesel 1872 hat mit der Serie „the First“ eine elegante 18 teilige Gläserserie im Premium Weinglassegment auf den Markt gebracht. Entwickelt wurden die Gläser von dem Sommelier Weltmeister 2004 Enrico Bernardo. Ich habe mich für das Allrounder Glas aus der Serie entschieden, dem „Degustation“. Die harten Fakten: Höhe 242mm, Breite 91 mm, 505ml Inhalt, Gewicht 116 Gramm, Preis ab 35€ pro Glas. Die Haptik: Das Glas wirkt stabil, trotzdem elegant und grazil. Es strahlt eine hohe Wertigkeit aus und verbindet ein schönes Design mit innovativer Form.
Die österreichische Glasmanufaktur Zalto zeigt mit der Serie „Denk’Art“ eine außergewöhnliche Gläser-Serie. Alle Gläser sind Mundgeblasen, ohne Zusatz von Bleioxyd hergestellt und resistent gegen Trübung. Ein weiteres wichtiges Merkmal: Bei der Entwicklung der Serie Denk`Art hat ein kosmisches Phänomen die Designer inspiriert. Die verwendeten Winkel von 24°, 48° und 72° entsprechen den Neigungswinkeln unserer Erde. Ich habe mich für das „Universal“ entschieden. Der Preis liegt bei 28,50€ pro Glas, die Höhe beträgt 235mm, das Gewicht liegt bei unter 100 Gramm. Zur Haptik: Das Glas ist extrem leicht und grazil, wirkt aber nicht so elegant und modern wie das Zwiesel. Der Stil ist sehr klassisch und das Glas dazu extrem dünnwandig!
Der erste Weißwein im Vergleich: 2010 Knebel Riesling „Von den Terrassen“
Im Zwiesel „the First“ Degustation: Die Nase ist konzentriert und fokussiert, leichte Blüten-Honignote, Limettenschale, Frühlingswiese – alles wirkt dicht und reif. Am Gaumen: Die Lippen sind im Antrunk deutlich enger zusammen. Geschmacklich wirkt der Wein reifer, auf die Mitte von der Zunge gebündelt und schlanker im Körper.
Im Zalto Denk’Art Universal: Die Nase ist offener, frischer, mineralischer und herber, aber auch deutlich flüchtiger und nicht so konzentriert. Am Gaumen läuft der Wein breiter über die Zungenränder, dadurch ergibt sich ein breiteres Aromen Spektrum. Die Säure ist präsenter und der Wein deutlich länger im Abgang.
Weißwein Nummer 2 ist der 2005 Kirchmayr Sauvignon Blanc „Katl“
Im Zwiesel: Die Nase präsentiert sich mit viel frisch geschnittenes Gras, leicht Kreide/Kalk, Petersilie, Limettenschale und etwas Gemüsebrühe. Dicht und vielfältig. Am Gaumen relativ schlank, etwas grasige Noten, auf die Mitte konzentriert und nicht besonders lang.
Im Zalto: In der Nase deutlich mehr Gemüsebrühe, frische Petersilie und Garnelenschale. Insgesamt etwas muffiger und nicht so konzentriert, eher breiter und verschwommener Duft. Am Gaumen frischer, breiter, lebendiger wie im Zwiesel – mehr Säure, mehr Spaß!
Der Rotwein im Feld: 2005 Georges Dubœuf Morgon „Domaine Mont Chavy“
Das Zwiesel legt vor: In der Nase Wacholder, Blaubeeren, getrocknete Kräuter, Gummi und ein wenig Traubenzucker. Der Alkohol ist deutlich riechbar. Am Gaumen ist der Wein relativ leicht und unharmonisch. Das Säuregerüst wirkt zwar straff, bringt aber wenig Spaß ins Glas. Kein guter Wein.
Im Zalto Denk’Art Universal: Der Geruch ist leichter, fruchtiger, frischer, weniger konzentriert und weniger anstrengend. Auch dieses Glas macht den Wein zwar nicht elementar besser, aber er wirkt frischer, lebendiger und einen Tick spannender. Die Vielfältigkeit des Geruchs wird besser umgesetzt, aber deutlicher Bitterton im Abgang vermiest das Spiel wieder. Mit dem Wein hat man wirklich keinen Spaß.
Das Fazit
Mit dem „the First“ Degustation hat Zwiesel ein sehr gutes Degustationsglas entwickelt. Der Geruch wird durch die eng zulaufende Form deutlich verstärkt, die Aromen Intensität und Vielfallt angehoben. Wenn der Wein dann auch im Mund richtig „verkostet“, sprich am Gaumen umhergespühlt wird, erledigt sich auch die Problematik mit der relativ schmalen Lippenstellung, wodurch der Wein sehr zentral auf die Zunge trifft. Für einen geselligen Abend inklusive Wein „trinken“ würde ich dieses Glas aber nicht für die breite Masse empfehlen.
Ganz anders das Zalto Denk’Art Universal. Durch den breiten Kelch geht zwar die Intensität des Geruches etwas verloren, dafür werden aber am Gaumen nahezu alle Rezeptoren angesprochen. Der Wein läuft breit und sauber über die Zunge. Die leichte und filigrane Art des Glases lässt dazu fast ein Gefühl des glaslosen Weinkonsums aufkommen. Dieses Glas ist ein absolutes Highlight in der bunten Welt der Weingläser. Wer ein extrem leichtes Weinglas für seinen (alltäglichen) Weinkonsum sucht, findet im dem Zalto Denk’Art Universal einen perfekten Partner!
Mehr Info zu: Zalto Denk’Art / Zwiesel 1872 „the First“
Das Gläser auf die geschmackliche Wirkung von Weinen Einfluss haben ist sicher richtig. Aber jetzt wird es mir doch etwas zu elitär. Ich kann, ohne Lügen zu müssen, behaupten, einige Übung im Umgang mit Gläsern und Wein zu haben, aber wie zwei derart ähnliche Trinkgefäße zu so deutlich differenziertem Geschmackserlebnis führen können, ist für mich nur mit viel gutem Willen nachvollziehbar.
Denn die „Lippenstellung“ – Wort übernommen aus dem Artikel, by the way, besteht auf diese Wortschöpfung Urheberrecht oder kann ich es frei verwenden? korrigiert doch im Ernstfall selbst grobe Fehler bei der Glasauswahl.
Und wo Weine, die den Namen verdienen, aus Longdrinkgläsern oder Keramiktöpfen serviert werden, verkehren Kenner doch eher selten. Oder?
Danke für dein Kommentar Hardy. Die Geruchs- und Geschmacksunterschiede waren deutlich erkennbar und nicht nur von mir persönlich wargenommen. Ich lade dich gerne mal auf eine Probe ein – da kannst du dich persönlich davon überzeugen! Zu dem Geschmack: Wie gesagt, die Weine wurden nicht im Mund gesühlt – sie liefen gerade aus dem Glas über die Zunge. Da machen die unterschiedlich großen Öffnungen der Gläser ne Menge aus!
Als Grobsensoriker, der ich nun mal bin, muss ich gestehen, für mich riecht derselbe Wein sogar aus dem selben Glas (!) anders, wenn ich zwischen zwei Atemzügen 30 Sekunden Pause mache. Habt Ihr denn mit verbundenen Augen und ohne zu tasten Probe gerochen? Ihr müsstet nach Eurer Beschreibung das Glas aufgrund des Geruchs immer zu 100% erkennen. Das ist eigentlich der minimale Kreuztest, den man anstellen sollte, bevor man so was veröffentlicht, oder bin ich zu streng?
Es wurde nicht blind und in einem Eigengeruch behaftetem Wohnzimmer getestet. Zudem wurde auch zwischen den beiden Gläsern relativ oft hin und her gewechselt, um die die Unterschiede deutlicher zu beschreiben. Was genau meinst du mit „Kreuztest“?
Hi Nico, was ich beschrieb. Erst habt Ihr einen Unterschied zwischen den Weinen aufgrund des Glases festgestellt. Um sicher zu stellen, dass das keine Einbildung ist, testet man danach blind, ob man auf Basis dieser Eindrücke die Gläser identifizieren kann. Dabei würde man üblicherweise auch Testszenarien durchlaufen, in denen dann mal drei mal nur das eine Glas vorhanden ist (ohne dass der ‚Blinde‘ das weiß) u.ä.
Vino und Glas… eine Philosophie für sich.
Ich persönlich ziehe es vor schlichte, einfache Gläser -eins na klar ein wenig größer und eins ein wenig kleiner, zu besitzen und dann lieber das Geld in einen guten Tropfen zu investieren!
Wird aber Zeit Jungs, dass ihr mal die Zalto-Gläser in Angriff genommen habt. 😉
Auch die „roten“ Zaltos sind ebenfalls sehr empfehlenswert!
Alex
Glasformen tragen stark dazu bei wie sich der Wein entwickelt und wie er schmeckt. Wir als Trink-Glas Firma sind immer wieder gefordert die produkte perfekt zu präsentiern, ob Wein, Bier oder Spirituosen…….aus diesem Grund wurden wir schon merhfach ausgezeichent für die sensorischen Eigenschaften und das Preis Leistungsverhältnis unserer Gläser http://www.austroglas.com – wer an diesem Ansatz noch zweifelt den laden wir gerne zu einer kostenfreien Vergleichsverkostung in unseren Schauraum nch Linz Östereich ein mlg Michael A.
Für alle Skeptiker bieten wir gerne Glas-Verlgeichsverkostungen bei uns in Linz Östereich an. Keine Kosten nur Genuss – ich lade Sie dazu gerne persönlich ein Ihr Michael A. Müller von AustroGlas http://www.austroglas.com
Laut diversen Fachleuten fertigen wir im Augenblick die besten mundgeblasenen Weingläser im Bezug auf Sensorik und Preis-Leistung
Ich freue mich Sie bald bei uns willkommen heissen zu dürfen.
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Ich kann euren Eindruck von dem Zalto-Glas nur bestätigen. Definitiv ein Kauf, der mich immer wieder glücklich macht, v.a. weil ich den filigranen Stil des Glases beim Weingenuß sehr begrüße!
LG
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