Wein trifft auf Whisky-Fass: 2010 Markus Molitor Wehlener Klosterberg Pinot Blanc*

2010 Markus Molitor Pinot Blanc*(NM/OW) Es gibt Weine, die gibt es eigentlich nicht. Doch mutige und experimentierfreudige Winzer wie zum Beispiel Markus Molitor schaffen Grenzerfahrungen für Weintrinker. Folgende Grenzerfahrung befindet sich gerade in meinem Glas: Der 2010 Markus Molitor Wehlener Klosterberg Pinot Blanc*! Doch was macht diesen Wein so besonders? Hier die ganze Geschichte:

Dieser Weißburgunder wurde incl. malolaktischer Gärung in ein Bowmore Hogshead (250 Liter Fassungsvermögen) Islay-Fass ausgebaut. Aufgrund des noch vorhandenen Alkohols im Faß setzte die malolaktischer Gärung 4 Wochen später wie bei den anderen Weißburgundern von Molitor ein. Im Jahr 2010 musste Markus zudem alle seine Weißburgunder um einen Stern deklassifizieren, da er sonst in den „einfachen“ Qualitäten zu wenig Menge gehabt hätte. Die Qualität des Lesegutes für diesen speziellen Wein hatte teilweise TBA-Level. Das Bowmore-Fass wurde von der Whisky-Agency zu Verfügung gestellt, für welche der Wein auch exklusiv gemacht wurde. Als Zeichen dafür wurde ein Schmetterling auf dem Label platziert, das Logo der Whisky-Agency. Insgesamt entstanden so 270 Liter Wein, welche in 30 Magnums, 12 Doppel-Magnums und 189 Normalflaschen abgefüllt wurde.

Diese Art des konsequenten Ausbaus in einem Whisky-Fass hat es bisher noch nicht gegeben. „Ganz oder gar nicht“ war die Strategie für den Pinot Blanc* – also der komplette Ausbau im Bowmore-Fass – nicht nur das Finishing. Dies hatte Oliver Humbrecht auf der Domaine Zindt- Humbrecht einmal mit einem seiner Weine versucht. Oliver ließ den Wein in einem Laphroaig-Fass einige Monate nachlagern. Das Ergebnis war aber etwas unbefriedigend, da die Weinaromatik keine harmonische Verbindung mit dem rauchigen Charakter des Laphroaig–Fasses einging. Markus Molitor hingegen hat viel Arbeit in dieses Fass gesteckt. Zwei mal in der Woche hat er den Prozess kontrolliert und auch die Batonnage selbst übernommen. Ein weiterer Vorteil für Markus war es, dass Bowmore im Gegensatz zu Laphroaig von seinem Grundcharakter her nicht so stark Rauch-geprägt ist. Somit konnten Whisky-Fass und Wein wunderbar miteinander harmonieren. Herausgekommen ist folgendes:

2010 Markus Molitor Pinot Blanc* - Ausbau im WiskyfassSo bald man sich mit der Nase dem Glas nähert springt zu erst der frische und duftige Geruch (Zitrus und Blumenwiese) des Weißburgunders an. Doch um so tiefer man sein Riechorgan in das Glas taucht, um so mehr kommen würzigere, rauchige und minimal torfige Noten des Whiskys in den Vordergrund. Doch das alles wirkt keinesfalls plump oder aufgesetzt, eher unglaublich fein und verwoben. Im Mund dann ein Feuerwerk auf den Geschmacksknospen. Gaumenkirmes aller erster Güte. Im ersten Moment weiß man gar nicht wo man anfangen soll. Da ist auf der einen Seite diese fantastische Frische und Leichtigkeit, getragen durch eine feine Säure und Mineralik. Die Pinot Blanc Frucht wirkt reif und sogar leicht süßlich, ohne dem Wein aber „Süße“ zu verleihen. Durch diesen Jungle an Eindrücken schwingt die rauchige und feine Note des Whisky-Fasses von Liane zu Liane. Ein krasses und faszinierendes Spiel der verschiedenen Geschmacksfarben wechselt sich im Mund ab. Im wirklich langen Abgang meldet sich dann feine und zart rauchige Whisky-Note etwas deutlicher wieder, getragen von einem Teppich aus Frische und Mineralität. Ein wirklich einmaliges Geschmackserlebnis!

In meinen Augen ist das „Experiment“ Wein im Whisky-Fass auszubauen vollends gelungen! Spannend wird auch die Entwicklung bzw. die Flaschenreife sein. Wenn der blumige Weißburgunder über die Zeit eine komplexe und harmonische Verbindung mit den rauchigen Whisky-Aromen eingeht, könnten ungeahnte Geschmackslandschaften entstehen. Leider wird dieser Wein nicht auf dem Wein-Markt zu finden sein und sich somit wohl zum begehrten Sammlerobjekt entwickeln.

http://www.whiskyagency.de/

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5 Antworten auf „Wein trifft auf Whisky-Fass: 2010 Markus Molitor Wehlener Klosterberg Pinot Blanc*

  1. Naja @ Jochen, der „normale“ Pinot Blanc von Molitor hat weniger reifes Trauben Material abbekommen… Ich glaub die beiden Weine kann man schwer mit einander vergleichen.

  2. Wein im Whisky-Fass? Klang für mich zuerst nach einem ziemlich gewagten Experiment. Musste mich aber nach Probe eines Besseren belehren lassen, super Wein! Das leichte Whisky-Aroma macht das Ganze wirklich zu einem außergewöhnlichen Erlebnis…

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