(NM) Das die Domaine Gauby große Rotweine vinifiziert (z.B. den Muntada), ist relativ bekannt. Heute aber verfiel ich meiner Neugier den „kleinsten“ Weißwein Gauby’s einmal zu probieren: den 2010er Gauby „Les Calcinaires“ Blanc. Dieser Wein wird als V.d.P. des Côtes Catalanes geführt. Geografisch befinden wir uns hier also etwas nördlich der Grenze zwischen Frankreich und Spanien, nur wenige Kilometer oberhalb der Stadt Pergignan im Gebiet Roussillon. Spanisch ist auch zum Teil der Einfluss des Rebsorten-Blendes. Der „Les Calcinaires“ Blanc besteht aus 50% Muscat sec, 30% Chardonnay, und 20% Macabeu. Um die Frische und Finesse in dem Wein zu wahren, werden nur Trauben aus „junge Reben“ verwendet, welche mit einem Alter von 20 bis 50 Jahren in vielen anderen Regionen aber locker zum alten Eisen gehören würde. Doch die Domaine Gaby greift für ihre weißen und roten Top-Weine auf 100 bis 120 Jahre alte Rebbestände zurück. Das daraus kein leichter Sommerwein gekeltert wird ist naheliegend.
Schenket ein!
Apropos Sommerwein. Sicherlich würde dem 2010 Gauby „Les Calcinaires“ Blanc dieses Attribut recht gut stehen. Doch auf der anderen Seite wird es dem Wein auch nicht gerecht. Er ist mehr als „nur“ ein Sommerwein. In der Nase rieche ich reifen gelben Apfel, weiße Blüten, kalkige Mineralik, Nashi-Birne und Pfefferminze. Sehr fein und grazil bewegt sich hier die Aromatik aus dem Glas. Auch am Gaumen ist er eher der ruhige, sanfte und entspannte Typ: gelber Apfel, Nashi-Birne, zarte kalkige Mineralik, etwas Litschi und frische Kräuter legen sich zart um die Geschmacksknospen. Die Säure ist harmonisch eingebunden. Alles wirkt filigran und elegant, aber reich an Finesse und Schliff. Hier weiß jemand sehr genau, welche Tonlage man anspielen muss, um mit wenig Lautstärke viel Klang zu erzeugen. Der lange Abgang besticht durch Frische und Mineralität. Aufregend unaufgeregt – ein Wein für den zweiten Schluck.
Auf den Punkt
Kurz und knapp. Mit dem 2010 Gauby „Les Calcinaires“ Blanc liegen alle Weinnasen richtig, die zwar den frischen „Sommerwein“ schätzen, gerne diesen aber auch einmal mit etwas mehr Tiefe und Finesse Ende November trinken möchten. Mir gefällt das Understatement hier richtig gut! 88 Punkte.
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