Großer Riesling von der Terrassenmosel – Weingut Knebel

Winninger Röttgen(NM) Das Weingut Knebel aus Winningen an der Terrassenmosel besuchte Drunkenmonday das erste Mal im verschneiten Januar in 2010. Vor Ort zeigte uns Matthias Knebel damals seine Rieslinge aus dem Jahrgang 2008. Um 9.30 Uhr morgens probierten wir das gesamte Sortiment bis hoch zur sensationellen Beerenauslese aus dem Winninger Uhlen. Schöner konnte man einen Tag nicht starten. Doch heute werfen nur einen kleinen Blick auf den Jahrgang 2008 des Weinguts Knebel. Unsere heutige Probe besteht primär aus Rieslingen des Jahrgangs 2010. Welche großartige Tropfen Matthias und seine Mutter Beate Knebel dort in die Flasche bekommen hat – dazu später mehr.

Das Weingut Knebel gibt es in seiner heutigen Form seit 1990. Auf 7ha Steillagen bewirtschaftet Matthias Knebel zusammen mit seiner Mutter Beate bis auf etwas Weißburgunder ausschließlich Riesling. Das Wort „Respekt“ steht ganz weit vorne im Umgang mit dem Wein. Respekt gegenüber dem Weinberg, den Reben, der Traube und letztendlich dem Wein. Durch möglichst geringe Eingriffe in der Weinbereitung und nahe am Naturweingedanken werden die Eigenheiten jeden Jahrgangs nahezu 1:1 durch die Traube in die Flasche gebracht. Durch die Gärung mit Hefen aus Weinberg und Keller und den Verzicht auf Entsäuerung und Schönungsmittel, entstehen jedes Jahr faszinierende Weine, welche Ausdrucksstark den Jahrgang und die Lage repräsentieren. Gernot Kollmann arbeitet seit 2004 als Berater und Kellermeister und hat maßgeblich an der Typizität der Knebel Weine der letzten Jahre Einfluss genommen.

Weingut Knebel 2010 Probe

Wir begannen die Probe mit dem 2010er Knebel Riesling „von den Terrassen“. Die Trauben für diesen Wein stammen hauptsächlich aus dem Winninger Hamm. „Von den Terrassen“ ist sozusagen der „Brot und Butter“ Wein des Weinguts. Für 8€ wird hier ausgesprochen viel Genuss für das Geld geboten. In der Nase fein würzig, frisch, mit leichter rauchiger Schiefernote. Am Gaumen folgt reife Gelbfrucht, Schieferklang und eine deutliche, aber nicht unharmonisch Säure. Vielschichtig und vieltrinkig. Der 2010er Riesling „von den Terrassen“ fand viele Freuden am Tisch! Persönlich gebe ich hier sehr gute 88 Punkte. Weiter ging es mit dem 2010er Knebel Riesling „Hamm“ aus der gleichnamigen Winninger Lage. Die Nase wirkt recht intensiv und rassig, mit einer Kräuter-Limette-Schiefer Komponente und einem Schuss Grapefruit. Am Gaumen ist der Wein leider etwas verhalten bzw. verschlossen. Er bietet etwas mehr Restsüße wie der „von den Terrassen“, eine klare Pfirsichfrucht und eher zurückhaltender Säure. Ich würde ihm noch etwas Zeit geben um zusammen zukommen bzw. sich offener zu zeigen. 87-89 Punkte im Moment.

Deutlich zugänglicher ist der 2010er Knebel Riesling Brückstück. In der Nase sehr charmant und betörend. Zitrus, Zitronenschale und feinster Schiefer kommt uns in den Sinn. Am Gaumen überrascht die doch recht deutliche Restsüße. Dicht, intensiv und cremig liegt er auf der Zunge. Die 12,5% Alkohol sind sensationell verpackt. Tolle Harmonie. Klassischer Mosel Riesling für Freunde gewisser Restsüße mit Potential nach oben. 89-90 Punkte. Ein anderes Kaliber war die 2009 Knebel Riesling Uhlen Spätlese Trocken. In der Nase eine verwobene und dichte Aromatik von Bergamotte, Zitronen-Kamille (?) und nassem Schiefer. Das der Uhlen immer etwas länger braucht, um sein volles Potential auszuschöpfen war uns bewusst, aber diese 2009er Spätlese zeigte uns sehr deutlich, dass wir hier 2-4 Jahre zu früh dran waren. Der Wein war absolut verschlossen. Verpackt in erdigen und rauchigen Noten und einer fast schon salzigen Mineralität ließ er uns nur erahnen, welches Potential in ihm steckt. Schwierig zu bewerten. Am besten einfach im Keller vergessen.

2010 Knebel Winninger Roettgen RieslingNun folgen drei Weine aus dem Winninger Röttgen. Hier haben die Knebels Parzellen mit teilweise sehr alten Rebbeständen. Der 2008er Knebel Riesling Röttgen Kabinett machte den Anfang. Obwohl der Wein unter Stevin abgefüllt wurde, zeigte er wunderschöne Ansätze von Reife und Entwicklung. In der Nase noch mit einem leichten, aber animierenden Sponti-Stinker, zeigt er am Gaumen wundervolle reife Frucht, harmonische Säure und ausbalancierten Körper. Easy-Drinking auf sehr hohem Niveau. Die reinste Freude, da ich diesen Wein einmal für um die 9€ gekauft habe. 91 Punkte! Der 2010er Knebel Röttgen Riesling Spätlese „Alte Reben“ packte da aber noch eine Schippe drauf. In der Nase versprühte er duftige florale Noten, Blütenhonig, reifen Pfirsiche und eine verwobene Schieferaromatik. Komplex und faszinierend. Im Mund dann „ein Maul voll Wein“! Die Süß/Säure Balance ist sensationell. Der Wein wirkt zudem unglaublich stoffig und dicht, ohne dabei klebrig süß zu sein. Trotz der Stoffigkeit und Süße versprüht diese Riesling Spätlese eine tänzelnde Leichtigkeit und Eleganz, welche (fast) nur an der Mosel zu finden ist. Eine Bilderbuch Spätlese zum großartigen Preis! Für mich 93-94 Punkte mit Tendenz nach oben!

Der letzte Wein der an diesem Abend in unser Glas floss, war die 2010er Knebel Röttgen Riesling Auslese. Doch schon alleine die ölige Textur unterschied diese Auslese von allen anderen Weinen an dieser Probe. Flüssiges Ambrosia. Die Nase offenbarte zwar eine noch recht verschlossene Aromatik nach Safran, Waldblütenhonig und Pfirsichextrakt, doch am Gaumen warf uns dieses Extrakt komplett vom Hocker. Für einen „Auslese“ wird hier unglaublich viel Süßweinwahnsinn geboten. Der Wein bedeckte den gesamten Mundraum mit einem cremigen, süßen und dichten Geschmacksteppich, wie man es sonst nur von Beerenauslesen oder noch mehr Öchsle kennt. Die Säure schimmert hinter einem Bollwerk von Extrakt und Energie. Hier wird der größte Sauternes-Trinker bekehrt. Der Abgang wurde dann nur durch einen Schluck aus dem Wasserglas gestoppt. Wahnsinns Auslese. Vom jugendlichen Zuckerschock geprägte 94+ Punkte.

http://www.weingut-knebel.de/

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2 Antworten auf „Großer Riesling von der Terrassenmosel – Weingut Knebel

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