Was so alles in der Pfalz wächst …

Say no!(NM) Die Pfalz gehört unumstritten zu den „buntesten“ Weinregionen Deutschlands. „Bunt“ im Bezug auf die Rebsortenvielfallt. Nirgendwo anderes in Deutschland herrschen klimatisch so breit gefächerte Bedingungen, um eine solche Bandbreite an Rebsorten erfolgreich anzubauen. Mit Sicherheit spielt hier auch der Entdeckertrieb so manchen Winzers eine große Rolle. Anstelle von traditionellen Rebsorten wie Riesling, Spätburgunder oder Silvaner wird das ein oder andere Experiment im Weinberg gewagt. Sogar Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc oder Sauvignon Blanc wurde (nicht nur) in der Pfalz bereits „eingedeutscht“ und sind keine Seltenheit mehr. Unser Fokus liegt aber heute auf einigen Weinen, welche man so gar nicht in Deutschland vermuten würde : Grüner Veltliner und Tempranillo.

Ein Stück Österreich in der Pfalz

2010 Lukas Krauß Grüner VeltlinerDen Anfang macht unserer entspannter Jungwinzer Kollege Lukas Krauß. Nach dem mir sein Silvaner ausgesprochen gut gefallen hat, war ich auf seinen 2010er Grüner Veltliner sehr gespannt. Grüner Veltliner als Nationalrebsorte Österreichs ist eher selten in Deutschland zu finden. Der Rheingauer Winzer Koegler ist meines Wissens einer der wenigen, der den „Pfefferl“ sogar in zwei varianten ausbaut: In Barrique und ohne. Lukas Krauß geht hier den Weg des leichten und filigranen Grünen Veltliners. Nur 300 Flaschen davon wurden pro(vo)duziert. In der Nase hat zeigt der Wein feine und grazile Noten von Grapefruit, Blumenwiese, weißer Pfeffer, etwas Heu und leicht nussige Anklänge. Am Gaumen wirkt der Grüne Veltliner frisch, klar und fokussiert. Der Alkohol ist sehr gut eingebunden, die Säure wohl dosiert und die Mineralität kompakt. Lukas bringt hier eher eine leichte und geradlinige Version des Grünen Veltliners auf die Flasche, welche mit gutem Trinkfluss die Kehle runter läuft. Kein extraktreicher Über-Veltliner, sondern ein knackiger Pfälzer Vertreter dieser Rebsorte. Läuft: 87-88 Punkte. Der Wein wird exklusiv über die Bad Nauheimer Weinhandlung Fertsch vertrieben.

Spanien ganz nah?

2005 Leiner TempranilloEin weiterer seltener Gast in deutschen Weinbergen ist der Tempranillo. Das ökologisch wirtschaftende Weingut Jürgen Leiner aus dem schmucken Ilbesheim an der südlichen Weinstraße baut aber genau diese Rebsorte reinsortig aus. Sie waren sogar die ersten in ganz Deutschland die den Tempranillo anbauten. Sven Leiner hat den Weinbau dort zu 100% auf Biodynamie umgestellt. Dies bedeutet: Der 2005er Leiner Tempranillo wurde spontan mit natürlichen Hefen in einem Gärbehälter aus Holz vergoren. Anschließend lagerte der Wein 33 Monate in Barriques aus französischer, österreicher und pfälzischer Eiche, wo er auch die malolaktische Gärung vollzog. Herausgekommen ist ein Deutscher Rotwein, wie ich ihn noch nicht im Glas hatte. In der Nase versprüht er Aromen von reifen Pflaumen, roten Johannisbeeren, Marzipan, dunkler Schokolade und einer deutlichen, aber nicht dominanten Holzwürze. Eine feine „grüne“ Aromatik zieht sich durch den Wein und verleiht ihm eine kühle Art. Auch am Gaumen wirkt der Wein trotz des langen Holzeinsatzes erstaunlich kühl, obwohl es ihm nicht an Druck und Intensität fehlt. Die Frucht wirkt klar und echt. Die Säure präsent und tragend. Das Tannin feinkörnig und reif. Kein marmeladiger (oft Spanischer) Tempranillo Einheitsbrei. Hier ist ein eigenständiger und vor allem animierender Tempranillo-Stil erschaffen worden. Hut ab und eine Menge Respekt dafür, soviel Zeit und Mut in solch ein Projekt zu stecken. Pfälzer Tempranillo – brauchen wir das? Wenn er so gemacht wird wie von Sven Leiner – definitiv! 90-91 Punkte. Weiter so Sven!

Philipp Kuhn ViognierEinen weiteren ungewöhnlichen Wein aus der Pfalz hatten wir letztes Jahr schon einmal hier auf dem Blog beschrieben: Ein reinsortiger Viognier von Philipp Kuhn. Auch das Weingut Gies-Düppel baut diese Rebsorte reinsortig aus. Leider was es uns nicht mehr möglich eine Flasche davon zu erwerben – ausverkauft ab Weingut – dank des Miniertrages in 2010 gab es nicht viele Flaschen davon. Wir freuen uns aber schon solche Kuriositäten aus 2011 verkosten zu dürfen. Wer Hinweise auf andere (gelungene) Experimente mit außergewöhnlichen Rebsorten in Deutschland hat, möge diese gerne im Kommentarfeld hinterlassen. Danke!

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6 Antworten auf „Was so alles in der Pfalz wächst …

  1. Hallo, erst mal danke für den guten Beitrag! Recht experimentierfreudig (mit beachtlichen Resultaten) ist beispielsweise auch das Weingut Brenneis-Koch aus dem Bad Dürkheimer Ortsteil Leistadt. Den Viognier habe ich schon auf dem Dürkheimer Wurstmarkt probiert, eine Flasche 2003er Nebbiolo liegt noch im Keller. Bin schon sehr gespannt und werde darüber berichten, wenn ich sie geöffnet habe … Viele Grüße, Alexander

  2. Pingback: Was wächst denn da? « Der Schnutentunker

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