(NM) Doch, das gibt es! Das Weingut Dr. Crusius bewirtschaftet diese doch eher von der Ahr und aus der Pfalz bekannte Rebsorte an der Nahe, dem aufstrebenden Riesling-Wonderland Deutschlands. Mich freut es diese doch eher ertragsschwache Rebsorte in einer Region zu finden, die in den letzten Jahren doch eher mit tief-mineralischen und enorm komplexen Rieslingen von sich reden machte. Eine Monziger Halenberg Probe hier auf Drunkenmonday vor nicht all zu langer Zeit zeigte dies sehr eindrucksvoll.
Doch noch mehr zu diesem Wein. Der 2009er Frühburgunder von Dr. Crusius reift 12 Monate in 300 Liter Eichenholzfässern, wovon 1/3 Erstbelegungen sind. Der Holzausbau ist hier sehr gut gut dosiert. Das mit 94° Öchsle geerntete Lesegut kommt wunderbar damit zurecht. Die daraus resultierenden 14% Alkohol sind zwar eher an der Nase anzutreffen, am Gaumen aber gut in das Gesamtbild integriert. Apropos Gaumen. Hier zeigt der 2009er Früburgunder von Dr. Crusius gute Trinkigkeit, welche durch einen nicht zu fetten Körper ausgelöst wird. Aromen von dunklen Kirschen, schwarzen Johannisbeeren, dunkler Schokolade und feiner Holzwürze sind stimmig und jetzt schon sehr gut beisammen. Das Tannin ist weich, die geringe Säure (3 Gramm/Liter) macht den Wein samtig und zart. Nichts zum weglegen. Eher zum gleich süppeln. Das ganze für unter 10€ (ich glaube sogar unter 9€) ab Weingut ist als definitiver Schnapper einzuordnen. 88 Punkte. Kurz und knapp: Tolles Preis-Leistungs-Verhältnis!
Von einem Frühburgunder mit 14% halte ich nichts, mag er auch halbwegs balanciert daherkommen.. Ich finde es nicht, wenn solche Wege beschritten werden, das hätte die Winzer gar nicht nötig.
Mir machen da die 15% ++ aus 2009/2010 im Bordeaux ehrlich gesagt mehr Sorgen.
Wie kommt es eigentlich dazu, dass Weine so „unnatürlich“ hohe Alkoholanteile erhalten könnne? Auf Lebouquet.org wurde das mal kurz angesprochen aber nicht erklärt. Außerdem würde mich interessieren, wieso das gemacht wird. Verändert es den Geschmack zum positiven oder geht es einfach nur um den stärkeren Alkoholeffekt?
Gut eingebundener Alkohol wirkt als „Geschmacksträger“ und lässt den Wein etwas breiter und sogar manchmal etwas „süßlicher“ wirken. Im Endeffeckt hat jeder Most auf Grund seiner Oechsle einen „potentiellen“ Alkoholgehalt. Das beudeutet: je höher die Oechsle, desto höher der mögliche Alkohol gehalt, wenn der Most dank der Hefen durchgährt. Wohin das führen kann zeigt ganz deutlich das Beispiel einer trockenen Riesling Beerenauslese von Heymann-Löwenstein mit 16,5% Alkohol: https://drunkenmonday.wordpress.com/2011/03/01/trub-trocken-16-5-alkohol-riesling-uhlen-heymann-lowenstein/
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Ich kenne mehrere Frühburgunder, aber das sie mit 14% Alkohol daher kommen ist mir neu.
Wie das aus „nur“ 94 Ö Mostgewicht gelungen ist – na ja. Ich rechne nochmal nach.
Ich mag den Frühburgunder als filigranen, feinen, eher feminienen Wein und mit 12 bis 13 %
Alkohol ausreichend versorgt.
Aber ich werde den schweren Herren probieren.
Spannend ist es bestimmt.