(NM) In der Weinwelt tummeln sich schon manchmal abgefahrene und interessante Charaktere. Quereinsteiger, Umschüler und Selfmade Winzer kommen aus den verschiedensten Schichten zum Weinmachen. Einer von ihnen ist der ehemaliger Sommelier einer Dänischen Rockband (oder so ähnlich) : Charles Smith. Genauer gesagt managte der Wuschelkopf nach abgeschlossener Sommelier Ausbildung in den USA viele Jahre eine Rockband in Dänemark, bevor er den Weg zurück an die amerikanische Westküste fand und mit Hilfe von Christophe Baron von dem Weingut Cayuse seinen ersten Wein machte. 20 wilde Jahre in einem Satz verpackt.
Heute räumt Charles Smith mit seinen Weinen unter dem K-Vintners Label (primär Syrah aus Walla Walla, Washington State) haufenweise Parker-Punkte ab (ja, von Robert persönlich bewertet). Nach Deutschland haben es jetzt seine Weine unter dem „Charles Smith Wines“ Label geschafft. Bei www.der-weinmakler.de gibt es in Deutschland eine gute Auswahl der Weine des etwas „anderen Winzers“ aus Walla Walla. Drei davon stellen wir euch heute etwas genauer vor.
Fragt man 1000 wenig weinerfahrene Menschen in deutschen Fußgängerzonen, ob sie den „Erdener Prälat Riesling Spätlese Trocken Goldkapsel Hochgewächs **“ mit rustikal-robusten Label oder lieber Charles Smith Riesling „Kung-Fu Girl“ mit stylischen Etikett spontan im Geschäft mitnehmen, ist das Ergebnis der Umfrage wohl relativ klar. Doch kann der Wein in der Flasche qualitativ mit dem wirklich coolen Label mithalten? Charles verkauft sein KunFu Girl als „Cool Climat Riesling“. 12.5% Alkohol passen das auf jeden Fall schon mal in das Konzept. Doch die Überraschung folgt auf dem Fuße: Der riecht und schmeckt richtig deutsch! In einer Blindprobe hätte man das Kung-Fu Girl wohl irgendwo zwischen Rheinhessen und die Mosel gepackt. Grüner Apfel, etwas Mandarine und Mirabelle, feine „Mineralik“ und eine straffe Säure lassen den Wein alles andere als „Übersee“ wirken. Am Gaumen hat der Wein eine gute Konzentration, die Säure wirkt frisch und animiert zum runterschlucken. Positive Überraschung! In den USA geht die Flasche für 12$ über den Ladentisch. Für das Geld ist der Wein ein echter Schnapper (bargain), aber auch für die in Deutschland verlangten 15€ hab ich schon weitaus belangloseres aus heimischen Gefilden getrunken. Das Kung-Fu Girl pendelt sich irgendwo bei 88-89 Punkten ein. Ach ja, wer möchte kann sich den Wein auch als Poster zu Hause in den Partykeller hängen.
Selbstverständlich macht Charles auch einen Chardonnay. Der hört auf den verbotenen Namen „Eve“. Zusammen mit dem angebissenen Apfel auf dem Label wird hier der Eindruck suggeriert, der Garten Eden und die verbotene Frucht sei zum greifen nah. Die Realität in der Flasche sieht wie folgt aus: Der Eve Chardonnay ist ein gut gemachter, eher Fruchtbetonter „Atlantik-Wein“ (prima Synonym für ein Wein, der sich geschmacklich zwischen „alter und neuer Welt“ wiederfindet). Das Holz ist wirklich gut eingebunden. Die kalifornische Volkskrankheit „Overoaked“ sucht man hier vergebens. Zitronensorbet, grüner Apfel und etwas Honigmelone tauchen in der Nase auf. Am Gaumen ist der Wein cremig mit gutem Schmelz. Nur der etwas hervorstechende Alkohol stört ein wenig. Guter, sauberer und raffiniert geholzter Chardonnay. ~86 Punkte.
Auch der Rote in der Runde wusste zu überzeugen: 2007 Chateau Smith Cabernet Sauvignon. Nach 2 Stunden im Dekanter zeigt sich der Wein wunderbar ausgewogen und trinkig. Ein Washington State Cabernet wie er im Buche steht. Nicht zu viel und überladende Frucht (Brombeere + Schwarze Johannisbeere), feine Kräuterwürze, etwas Pfeffer und balancierter Holzeinsatz. Keine „in your face“ Wumme, eher der Typ von Rotwein, der mit mittlerem Körper und dezenter Tanninstruktur zu überzeugen weiß. Ruck zuck war hier in der Runde die Flasche leer! Schöner Wein, auch für 20€ absolut zu empfehlen. Ich notierte 90+ Punkte in meinem Buch.
http://www.charlessmithwines.com
http://www.der-weinmakler.de