How much „R“ can you take? Pinot Noir von Bernd Philippi

Philippi Pinot Noirs(NM) Angetriggert durch einen schönen Artikel über Bernd Philippis „Tafelwein“ Pinot Noirs auf Captain Cork, entdeckte ich beim stöbern in meinem deutschen Lieblings Online-Wein-Shop „Behringer und Sohn“ eine grandiose Auswahl an genau diesen Weinen. Der Mannheimer Weinhändler Ralf Behringer ist bekannt für sein außerordentliches Pfalz-Sortiment. Gerade die Weine von Bernd Philippi sind bei ihm auch noch in älteren Jahrgängen zu erwerben. Folgende Auswahl schaffte es dann auf den Probentisch von Drunkenmonday:

2003 Philippi Pinot Noir „R“
2003 Philippi Pinot Noir „RR“
2004 Philippi Pinot Noir Barrique
2004 Philippi Pinot Noir „R“
2004 Philippi Pinot Noir „RR“
2005 Philippi Pinot Noir Barrique
2005 Philippi Pinot Noir „R“

Bei Bernd Philippi dürfen Tafelweine gerne auch einmal etwas mehr kosten. Der Inhaber des Weingutes Koehler-Ruprecht zeichnet konsequent seine Rotweine als solche aus, nachdem ihm bei der Einreichung seiner Weine die Prüfnummer des Öfteren verweigert wurde. Sie seien rebsorten- und gebietsuntypisch – so tadelten ihn die Juroren. In dieser Zeit war der Weinausbau in Barriques in der Pfalz noch nicht wirklich angekommen. Aus diesem Grund ziert noch heute der schöne Aufdruck „Tafelwein“ die Rücketiketten seiner Pinots. Die Trauben für diese Weine stammen aus den Kallstädter Lagen Saumagen und Steinacker, wo die Reben auf massiven Kalk direkt neben einem alten Steinbruch stehen. Es handelt sich hierbei um eine Mischung aus deutschen und französischen Pinot Clonen.

Los ging es mit den beiden „einfachen“ Pinot Noirs „Barrique“ aus den Jahren 2004 und 2005. Der 2004er zeigt sich von eher kühler Eleganz, fein kräutrig, präsente Tannin und Säurestruktur, gut integriertes Holz, fast schon methodisch frisch, mit mittlerem Körper und guter Nachhaltigkeit. Ein herber, wenig fruchbetonter Stil, der in der Runde gut ankam. Zwischen 86 und 89 Punkte wurde hier vergeben. Im Vergleich dazu war der 2005er Pinot Barrique doch deutlicher vom Holz geprägt. Er hatte von allem etwas mehr, wirkte aber noch nicht wirklich zusammen und unharmonisch. Hier wird die Zeit zeigen, ob sich der etwas ruppige Auftritt noch in Richtung Harmonie verändert. Potential ist hier definitiv vorhanden. Die Punkte lagen hier zwischen 86 und 88.

Ein „R“ auf der Flasche bedeutet bei Philippis Pinots hohe Selektion der Trauben, 3 Wochen Maischegärung, Barriqueausbau in 100% neuem Holz bis zu 36 Monate und verkauf erst nach 5 Jahre. Wir konnten den 2003, 2004 und 2005er verkosten. Im Jahrgang 2003 zeigt sich der Pinot „R“ sehr dicht und konzentriert, bewahrte aber eine Kühle und Frische, welche man nicht unbedingt in einem Wein aus diesem heißen Jahrgang vermutet. Auch hier ist das Holz wunderbar integriert. Die Tannine und Säure lassen den Wein zwar noch immer etwas unentwickelt und ruppig wirken, aber mit ein paar Jahren Flaschenreife wird er eine schöne Balance entwickeln. Da war sich der Tisch einig. 90-91 Punkte wurden hier momentan aufgerufen. Tendenz aber eher steigend. Der 2004er Pinot „R“ hatte leider neben einem leicht korkigen Fehlton auch eine merkwürde kalkige Note, welche es uns unmöglich machte, den Wein adäquat zu bewerten. Das Highlight dieses Flights war aber der 2005er „R“. Hier schien das Holz von dem Wein regelrecht aufgesogen worden zu sein. Der höhere Extrakt und die deutlich besser Konzentration kamen im Vergleich zu dem kleinen Bruder aus 2005 viel besser mit dem Barrique klar. Es entstand eine dichte und homogene Struktur, mit reifer Frucht, Pinot-typischer Würze und Eleganz. Ein Wein am Anfang seiner Entwicklung, der aber schon jetzt gut trinkbar ist. Hier gab es viel Lob aus der Runde und sehr anständige 92-93+ Punkte! Zudem gibt es im Jahr 2005 keinen „RR“. Die 30€ für eine Flasche des „R“ sind also bestens angelegt.

Großer Wein: 2003 Philippi Pinot Noir "RR" Doch was dann kam, war wirklich großes Kino! Für den Pinot „RR“ werden im Hause Philippi nur die kleinsten und reifsten Beeren selektiert, bis zu 36 Monate in 100% neuen Barriques ausgebaut und erst 6 Jahre nach der Ernte auf den Markt gebracht. Wir konnten den „RR“ aus 2003 und 2004 verkosten – und waren von der Qualität gerade aus 2003 schlichtweg begeistert! Der 2003er Pinot „RR“ zeigte sich in einer grandiosen Phase. Pure Eleganz legt sich um unsere Zunge. So sollte Pinot schmecken. Blind hätte man wohl einen großen Burgunder im Glas vermutet. Doch es war ein Pfälzer Pinot aus einem Extremjahrgang. Ganz große Klasse! In meiner Verköstigungsnotitz steht eigentlich nur: geschliffen wie ein Diamant, weich, sanft, Engel + Zunge, doch druckvoll und konzentriert, göttlich, 90 Sekunden langer Abgang. Wow. 94 und vereinzelt 95 Punkte wurde hier aufgerufen. Weltklasse kann so nah sein. Der 2004er „RR“ dagegen wirkte deutlich jünger, herber und noch nicht wirklich zusammen. Vanillige Röstaromen vom Holz, ein paar vegetabile Noten und etwas an Koriander erinnerndes wussten noch nicht so richtig, wie sie sich vereinen sollten. Das aktuelle Release des „RR“ hat also noch etwas Zeit nötig um sich zu finden. Aber auch hier vermuten wir Großes in Zukunft!

http://www.behringerundsohn.de
http://www.koehler-ruprecht.com

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8 Antworten auf „How much „R“ can you take? Pinot Noir von Bernd Philippi

  1. Hallo,

    in 2005 gibt es einen Pinot „RR“, leider hat ein betuchter Sammler das einzige Fass und damit die rund 300 Flaschen komplett gekauft; ein Bekannter hat schon eine Flasche davon getrunken und meinte nur marginal besser als der einfache R. Ansonsten uneingeschränkte Zustimmung zu dieser tollen Probe!

    Viele Grüße

    Nikolai „Weinschlumpf“

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