(NM) Mit diesem Gedanken betritt man hoch motiviert am Sonntagmorgen die heiligen Hallen der Messe Düsseldorf, um selbstsicher und diszipliniert seinem zuvor detailliert ausgearbeiteten Verkostungsplan zu folgen. Am Montagabend verlasse ich um ca. 19 Uhr diese Hallen wieder. Der erste Gedanke im Auto (als Beifahrer): Schuhe aus! Doch zur Liebe meiner Mitfahrer lasse ich diese an und werfe ein Blick auf meine Checkliste: 2 von 12 geplanten Veranstaltungen habe ich besucht. 2 von 5 geplanten Gebieten habe ich mich nicht ausreichend gewidmet. Trotzdem ist meine Tasche voll mit Broschüren, Visitenkarten und auch ein paar Probeflaschen. Doch was zu Hölle habe ich die letzten zwei Tage eigentlich gemacht?
Ich habe grandiose, interessante, untrinkbare, völlig überteuerte, dünne, tanninreiche, exotische, ewig lange, komplexe, mineralische, saure, deutlich überbewertete, langweilige, spannende, süße, sehr süße, extrem süße, stinkende, sprudelnde, viel zu junge, leckere, schmeichelnde, üppige, naturreine, gefakte, marmeladige, vielschichtige und Weltklasse Weine probiert und in vielen Fällen auch die enthusiastischen Menschen dazu kennengelernt. Die einen wortkarg, die anderen nicht zu stoppen. Aus „wir probieren hier nur einen Wein“ wird z.B. schnell eine Stunde großartige Informationsflut über tschechischen Wein.
Auch das ein oder andere „Real-Life“ treffen mit den Web 2.0 Kollegen war fantastisch. Die lauwarme Klopper-Wurst am Weinpunx-Stand wird mir wohl noch einige Zeit im Magen liegen, genauso wie der Geschmack des lauwarmen „Scheureben-Biers“. Die Diskussion mit dem DWI war sehr aufschlussreich und ein schönes Zeichen dafür, das man auch am „Round-Table“ miteinander diskutieren kann. In diesem Fall in meinen Augen zwar mit relativ wenigen greifbaren Ergebnissen, aber was nicht ist, kann sicher noch werden. Da bin ich optimistisch. Diesem Thema werde ich ab jetzt aber deutlich mehr Aufmerksamkeit schenken.
Ich bin immer wieder froh an den Ständen (noch) mit den Winzern, Vertretern oder Marketing Menschen über ihre Produkte zu sprechen. Nur wenige Austeller haben ihren Eye-Catcher auf das Dekolleté der Messehostessen gelegt. Der IAA oder CeBit Effekt bleibt zum Glück aus. Auch positiv: Der „Beruf“ des Weinbloggers findet auch immer mehr Respekt und Beachtung. Außer bei den Franzosen. Hier gibt es nur mehr wie eine Drei-Worte-Interaktion (le Rouge – mecri – s’il vous plaît), wenn deren Muttersprache angeschlagen wird. Die des Blogs inklusive. Der „Geheimtipp“ dieser Messe (neben den grandiosen und fantastischen 94-97 PP 2008er Bordeaux – haha): Wein aus der Türkei! Dazu mehr im zweiten Teil über die verkosteten Weine der ProWein.
Zusammenfassend waren dies zwei faszinierende Tage mit und um Wein – inklusive seinen Erzeugern, seinen Konsumenten, seinen Göttern, seinen Schreibern und seinen Freaks. 100 Punkte für die ProWein 2011.
PS: Günther Jauch war auch da.
Treffendes Fazit – und die Exoten und Underdogs waren in diesem Jahr besonders spannend: neben Türkei auch Georgien, Tschechische Republik und Slowakei! Dazu später mehr…
Total irritierend, dass Günter Jauch jetzt unter die Winzer gegenagen ist. Habe ihn neulich auf einer Weinmesse gesehen. Menschenmassen um seinen Stand. Das Wer wird Millionär Gesicht nun Winzer, kann es immer noch nicht fassen…;)
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Günter Jauch rules. Cool!