Trüb, trocken, 16.5 % Alkohol ?! – Riesling – Uhlen – Heymann Löwenstein

1989 Heymann-Löwenstein Riesling Beerenauslese trocken(PT & NM) Zeiten ändern sich, Weinstile ändern sich, Weinmachen ändert sich. Wahrscheinlich wäre heute dieser Wein aus diesem Weingut gar nicht mehr vorstellbar. Die Rede ist von einem Wein, der damals wie heute viel Kopfschütteln, Skepsis, Verwunderung und Neugier auslöst. Das Weingut Heymann-Löwenstein erzeugte 1989 einen trockenen Riesling, genauer gesagt eine trockene Riesling Beerenauslese aus der Lage Winninger Uhlen. Die damals noch in dem Weingut eingesetzten Reinzuchthefen wandelten nahezu den kompletten Zucker in Alkohol um. Am Ende entstand ein Wein mit entspannten 16.5% Alkohol. Nicht nur an der Mosel heutzutage quasi undenkbar. Eine Flasche dieses Unikates zu ergattern war durchaus mit Kosten und Mühen verbunden. Aus diesem Grund ist es selbstverständlich, dieses einmalige Weinerlebnis hier mit euch zu teilen.

Alleine die Farbe spricht Bände: Ein dunkles, trübes bzw. wolkiges Honiggelb, welches fast in Bernstein übergeht. Dazu ziehen sich hefige Schleier regelrecht durch das Glas. Die Komplexität des Geruches beschreibt in diesem Falle nur eine Auflistung der Aromen, welche wir nach einem ca. 15 minütigem Riechexzess notiert hatten: eingekochte Buchstabensuppe, Liebstöckel, ätherische Kräuterwürze, getrocknete Kamille, erinnert an Kräutersauna, Anis, getrocknetes Mandelgebäck (Cantuccini), vollreife rote Äpfel und eine minimale petrolische Firne. Unglaublich vielschichtig. Die leicht firne Aromatik verliert sich nach einigen Minuten an der Luft. Es wird noch deutlich kräutriger und verwobener, auch malzige Aromen und Safran gesellen sich dazu. Noch nie haben wir so eine Bandbreite von Aromen in einem reifen Wein erlebt. Ein filmreifes Aromenschauspiel.

Das ließt man auch nicht so oft: Riesling Trocken mit 16.5% AlkoholAm Gaumen spürt man dann fast eine physikalische Schwere des Weins, getragen von einem Wahnsinns Extrakt. Wahnsinn ist auch die Säure. Komischer Weise passt sie aber irgendwie in das Gesamtpaket. Man erwartet süß und fett, bekommt aber trocken, Säure und Extrakt. Thema Geschmackskonfusion. Die 16.5% Alkohol sind erstaunlich unauffällig integriert. Im Abgang wird es Alterungsbedingt leicht röstig, ähnlich einer Crème Brulée. Ein Wein zum kauen, entdecken und studieren. Fast 120 Minuten befassten wir uns mit den 0.375 Liter dieses Getränkes. Schlussendlich waren Paul und ich uns einig: Dies ist der Wein gewordene Wiederspruch in sich! Ein Unikat in der Welt der uniformen Weinmacherei.

Zu guter letzt noch ein Kommentar von Reinhard Löwenstein persönlich, welcher 1989 diesen Wein erzeugte:

An die 89er BA musste ich in diesem Winter des Öfteren denken da wir mit dem 2010er viele Moste mit derartigen Gradationen eigebracht haben. Es war damals gar nicht geplant, den Wein mit Gewalt trocken zu vinifizieren. Er hat einfach so lange gegoren bis kein Zucker mehr übrig war. Obwohl dies laut Lehrbuch ja eigentlich gar nicht möglich sein sollte schlappe 16,5 ° in einen Wein zu bekommen. Damals habe ich es auf die bei uns in den 80er Jahren noch gebräuchlichen Reinzuchthefen zurück geführt. Jetzt setzten wir schon seit fast 20 Jahren keine Hefen mehr ein und trotzdem schien es in diesem Jahr in die gleiche Richtung zu gehen. Wir mussten viele Fässer stark kühlen um die Gärung zu verlangsamen und schließlich abzubrechen.
Die Nase war immer die einer typischen Beerenauslese. Und am Gaumen kam dann die große Enttäuschung, weil das Unterbewusstsein Restsüße erwartet hatte, die nicht vorhanden war. Nach Alkohol hat der Wein interessanterweise nie geschmeckt.

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12 Antworten auf „Trüb, trocken, 16.5 % Alkohol ?! – Riesling – Uhlen – Heymann Löwenstein

  1. -Ganz ehrlich, ich will ja nicht beständig meckern, aber allein die Fehler in einem Absatz sind famos:

    ca. 15 Minütigem Riechexzess
    -so lang, dass die Minuten groß und größer wurden..

    getrocknete Kamile
    -um Gottes Willen, was wurde da getrocknet?

    Mandelgebäck á la Cantuccini
    -à la.. oh la la..

    Vollreife rote Äpfel
    -so reif, dass das Adjektiv schon groß wird

    Die Komplexität des Geruches beschreibt eigentlich nur eine Auflistung der Aromen die wir nach einem ca. 15 Minütigem Riechexzess notiert hatten:
    -eigentlich oder auch uneigentlich? Zudem scheint da die Logik gehörig verdreht zu sein, bzw. stilistisch so verdreht, dass der Sinn zweifelhaft wird.
    Was die Verwendung der korrekten Tempi anbelangt.. hülle ich mich in Schweigen.

    Dazu ziehen sich hefige Schleier regelrecht durch das Glas.
    -Schleier ziehen (reflexiv) sich selber durch das Glas? Ich bekäme Angst.. und dann kommt auch noch ein „regelrecht“ daher..

    Die leichte Firne verliert sich an der Luft, es wird noch kräutiger und verwobener,
    -die Firne?; wenn aber eine Firne Subjekt sein soll, dann müsste das Relativpronomen feminin sein; wenn das Aroma bezeichnet wird (was wohl „kräutiger“ wird), dann muss es vorher benannt sein.

    -Bereits im ersten Absatz: deutscher, lesbarer Satzbau für „heute“?

    -Ansonsten ein interessanter Beitrag, und ein ebensolches Weinchen, mit „Wahnsinns Extrakt“…

    Vinophile Grüße

    Gattaca

  2. Vielen Dank @Gattaca! Ich werde die Verbesserungsvorschläge direkt übernehmen. Darf ich die neue Artikel vielleicht Ihnen vorab zur Korrektur schicken? Das würde mir etliche peinliche Momente ersparen. Leider schmälert dies auch Ihren Triumphzug in der Kommentar-Sektion.
    Danke für Ihre Rückmeldung.

  3. Der Text ist nun geändert! Vielen Dank für diesen kostenfreien Service! Wir zählen gerne auf Sie!

    BTW. Könnten Sie auch noch unsere weiteren 220 Artikel durchschauen? Wie stehen wir denn sonst da?

  4. Vielen Dank, Herr Medenbach, für die Korrektur. Diese ist zwar nur in Teilen erfolgt, aber immerhin.

    Wäre meine Kritik völlig gegenstandslos, dann hätte es wohl keine Änderung gegeben.

    Ansonsten kann ich auch gerne noch weitere Artikel durchsehen, fürchte aber, dass dies bei Ihnen zu einer ganz erheblichen Arbeit führen würde.

    Was zukünftige Texte anbelangt, so kann ich diese gerne durchsehen.

    Einen „Triumphzug“ sehe ich in doppelter Hinsicht nicht. Wäre es einer (zwar meinen Charakter fragwürdig zeichnend), dann würde dies auf Ihrer Seite ja einer Niederlage, also einem Fehlereingeständnis en masse gleichkommen. Zweitens, wie an anderer Stelle bemerkt, habe ich nichts davon. Resultat wäre eben ein besser lesbarer, damit schönerer Text, über solch schöne Kreszenzen. Nicht mehr, nicht weniger.

    Da der Weinblog nicht videobasiert ist, sondern in Textform kommuniziert, kann doch im Ansatz nichts daran falsch sein, diese Art der Kommunikation bestmöglich darzubieten.

    Vinophile Grüße

    Gattaca

    • Ich nutze Ihre löblichen Charakterzüge ausgesprochen gerne, um die Perfektion unseres Weinbloges zu erreichen. Jedem sein Stückchen Welt, welches man verbessern kann.

  5. Diese Kommentare passen so gut zu dem Wein. Sie sind anziehend und abstoßend zugleich! Mehr zu schreiben traue ich mich jetzt aber nicht!
    Grüße,
    Felix

  6. Wir können uns nicht entscheiden was eindrucksvoller ist: Das Bewerbungsgespräch auf Kommentar-Ebene auf die Stelle des Rechtschreib-Kontrolleurs oder die animierende Umschreibung der Armotik dieses Rieslings.

    Dahingehend haben wir zwei Fragen:
    Ist die Stelle noch frei?
    Wer oder was sind Frine?

  7. Hallo,

    habt ihr nicht diese extreme Klebstoff-Note (Ethylacetat) in dem Wein gehabt? Ich hatte den Wein mal ca. 2004 offen. War aber nicht begeistert.

    Wenn noch Bedarf an einer Fl. besteht, könnt ihr mir gere eine mail senden.

    Grüße

    Marc

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