(NM) Als eine „wahre Entdeckung“ kann man das pfälzische Weingut Pfeffingen wohl nicht mehr bezeichnen, nachdem unter anderem der Gault Millau, Robert Parker (David Schildknecht), der Winespectator (Bruce Sanderson) und viele Kritiker mehr die Weine des Weinguts mit einer Menge Trauben bzw. Punkte überhäuft haben. Das VDP Gut Pfeffingen gilt als einer der Scheureben Spezialisten in Deutschland. Passend zur Weinrallye #38 „Underdog Scheurebe“ schaut sich Drunkenmonday einmal drei Scheureben dieses Weingut an:
2009 Weingut Pfeffingen Scheurebe Spätlese trocken
Aromatisch wird die Farbe „Grün“ ganz stark assoziiert. Getragen wird das ganze von Anflügen von Zitronengras, Koriander, Grapefruit, grüne Birne und etwas saurer Ananas. Frisch aufgemacht wirkt der Wein aber noch sehr jung und noch nicht ganz zusammen. Auch die etwas nervige Säure tut ihr übriges. Es fällt schwer sich hier festzulegen. Ein Wein mit gutem Potential für etliche Tage Flaschenreife. Liegen lassen!
Nachtrag: nach 4 Tagen offen im Kühlschrank meines Vertrauens wirkt diese Scheurebe deutlich fokussierter und runder. Theorie bestätigt! Der Wein wurde unter einem Stelvin Schrauber abgefüllt. Sollte man solche Weine generell später trinken, da sich die Entwicklung des Weines unter solch einem Verschluss deutlich verlangsamt? Ein spannender Ansatz.
2007 Weingut Pfeffingen Ungsteiner Herrenberg Scheurebe Auslese
Eine restsüße Auslese. In der Nase finden wir Töne von etwas Botrytis. Leichte Honig Noten mischen sich mit fantastisch schwebenden floralen Aromen nach weißen Blüten, Veilchen, Flieder und etwas Litchi. Ganz großartiges Nasenkino! Auch am Gaumen setzt sich der Eindruck fort. Gute Viskosität, perfekt eingebunden Säure, deutlich mehr blumig/florale Noten, elegant und grazil, aber verbunden mit einer Präzision und Klasse. Hier stimmt einfach alles. Trotz der Süße macht der Wein durch seine Ausgewogenheit soviel Spaß und animiert förmlich zum trinken. So sollte ein Süßwein sein. Die 94 Parker Punkte kann man durchaus nachvollziehen und für 14€ wird hier große Auslese-Orgel gespielt.
2008 Weingut Pfeffingen Ungsteiner Herrenberg Scheurebe Beerenauslese
Eine konzentrierte und dichte Welle aus tropischen Früchten (Papaya, Maracuja, Mango, Ananas) springt uns hier aus dem Glas an. Beim etwas genaueren hin“riechen“ taucht aber auch eine zweite Eben nicht fruchtiger Aromen auf, welche irgendwie an Sushi erinnert, genauer gesagt an die Noriblatt/Reis Konstellation. Dazu zeigt sich auch noch etwas Malz und Lakritze. Faszinierend tiefgründig! Nach dem ersten Schluck wurden einige von uns durch eine leicht süß/zwiebelartige Schärfe ausgebremst, welche sich aber im Laufe des verkostens legte. Sonst ist auch dieser extrem süße und ölige Wein ausgesprochen trinkig und animierend. Keine babbige Süße, sondern ein harmonisches Süß/Säure Spiel. Ein freundlicher und interessanter Brocken von Wein mit großer Zukunft und vielen spannenden Geschichten. David Schildknecht wirft 95 Punkte in den Raum. Einen großartiger Weinwert für 22€ ab Weingut!
Zusammengefasst biete der Underdog Scheurebe gerade im restsüßen Bereich ein breites Aromenspektrum gepaart mit Eleganz, Tiefe und Trinkspaß für bezahlbares Geld. Riesling, zieh dich warm an!
Neben Wirsching ist das WG Pfeffingen einer meiner Lieblings-Scheurebenproduzenten. Danke für den schönen Beitrag.
zu der Frage, die bei der Scheurebe Spätlese unter dem Stelvin Schrauber aufgetaucht ist, kann ich nur sagen, dass ich genau das gleiche auch immer wieder feststelle, besonders bei Weinen des vergangen Jahrgangs (in diesem Fall also aus 2009).
Ich fülle meine Weine selbst alle mit Stelvin und muss immer wieder feststellen, dass sie nach ein paar Tagen immer besser und vor allem runder und ausbalanzierter wirken.
Dies also zu einer Einschätzung meinerseits.
Hi Lukas,
schön das ich da nicht der einzige bin dem das so auffällt. Ich werde die Tage einfach mal so ein Wein durch den Dekanter jagen. Schaumermal…
Grüße,
Nico (NM)
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