Starker Auftritt: Fiano di Avellino / Weißwein aus Kampanien

Feudi di San Gregorio(NM) Nach der grandiosen Aglianico-Probe bei Drunkenmonday vor ein paar Monaten entschlossen wir uns eine weiteren autochthone Rebsorte aus der Region Kampanien einmal etwas genauer zu beleuchten: Die weiße Rebsorte Fiano, aus der dazugehörigen DOCG Fiano di Avellino. Um das ganzen noch ein wenig spannender zu gestallten, luden wir auch Fianos aus Sizilien und Apulien zum frivolen Vergleich ein.

Wie schon erwähnt ist Fiano di Avellino eine DOCG in Mitten des schönen Kampaniens. Sie umringt das Städtchen Avellino östlich von Neapel. Der DOCG Status ist noch recht frisch: erst am 18.Juli 2003 wurde dieses Gebiet in den Rang einer Denominazione di Origine Controllata e Garantita erhoben. Ein Wein der diesen Namen tragen möchte, muss zu 85% aus der Rebsorte Fiano bestehen, der Rest darf sich aus den weiteren zugelassenen Rebosten Greco Bianco, Coda di Volpe und Trebbiano Toscano zusammensetzen.

Folgende Weine wurde unter diesem Deckmantel verkostet:

2009 Feudi di San Gregorio Fiano di Avellino (Kampanien)
2008 Feudi di San Gregorio Fiano di Avellino „Pietracalda“ (Kampanien)
2008 Feudi di San Gregorio „Campanaro“ Fiano / Greco (Kampanien)
2009 Mastroberardino Fiano di Avellino (Kampanien)
2008 Mastroberardino Fiano di Avellino „Radici“ (Kampanien)
2009 Pietracupa Fiano di Avellino (Kampanien)
2008 Vinosia Fiano di Avellino (Kampanien)
2008 Vinosia „Doceassaje“ Fiano / Greco (Kampanien)
2007 Planeta „Cometa“ Fiano (Sizilien)
2009 Cantine Settesoli Fiano „Mandrarossa“ (Sizilien)
2009 Cantele „Alticelli“ Fiano (Apulien)

Wenn man zu Beginn schon mal einen Schlussstrich unter die Zwischenbilanz resümieren kann: Fiano unterstrich in diesem Tasting seine eher feine und grazile Art, welche wunderbar (ähnlich dem Riesling) die Typizität des Bodens reflektieren kann. Einzige Ausnahme: der wuchtige und wirklich „fette“ Cometa aus dem Hause Planeta. Diese Wuchbrumme von Wein muss damals auch die Dinosaurier nach Hause geschickt haben! Dazu wirkte er schon reichlich „gealtert“ für einen 3 Jahre alten Wein. Kategorie Love/Hate Wein! Der Star des Abends war ohne Frage das Weingut Feudi di San Gregorio. Alle Weine hatten neben der feinen und zarten, teils mineralisch geprägten Fiano Ader noch den fruchtigen Gegenpol, welcher die Weine in eine tolle Balance stellte. Der „Pietracalda“ von Feudi erinnerte den ein oder anderen mit seiner „Saftigkeit“ und breiten Frucht an eine top trockene Riesling Spätlese aus der Pfalz. Unbedingt probieren!

2009 Pietracupa Fiano di AvellinoDer Kampanische Shootingstar Vinosia schickte zwei Pferchen ins Rennen. Der sehr fruchtige und trinkanimierende Fiano di Avellino ist mit Sicherheit ein gefälliger „crowd pleaser“, da er sofort Spaß macht und auch ungeschulte Gaumen nicht zu tief in die Verwinklungen des Geschmackirrgartens schickt. Deutlich komplexer und vielschichtiger war hier der „Doceassaje“, ein Blend aus 50% Fiano und 50% Greco. Ein Wein für den Merkzettel. Das traditionelle Weingut Mastroberardino enttäuschte leider in diesem Kontext. Die beiden Weine waren uns „zu filigran“ und „zu zart“, so dass wir uns etwas mehr Körper und Volumen gewünscht hätten. Trotz der ordentlichen Parker Punkte (89) ging uns der Vergleich zu einer wasserlosen Weinschorle, gerade bei dem einfachen Fiano di Avellino von Mastroberardino nicht aus dem Kopf.

Der Ausnahmewein des Abends war auch schnell gefunden: 2009 Pietracupa Fiano di Avellino. Der Wein wurde noch einer Stunde im Dekanter zu einem flüssigen Pfadfinder-Flashback! Einen so extremen Duft (und Geschmack!) nach Lagerfeuer, Holzkohle, Torf und flüssigem Granit-Kiesel findet man selten. Ein Wein für Räucherwurst Fanatiker, oder solche, die leider Vegetarier sind. Krasse Kiste! Zu guter Letzt (zuguterletzt?) machte auch der Fiano von Cantele aus dem benachbarten Apulien für 10€ eine gute Figur und wir konnten uns (mal wieder) auf ein abschließendes Urteil einigen: Fiano – eine absolut unterschätzte und wunderbarer Rebsorte, welche in Fiano di Avelino großartige und sehr trinkige Weine hervorbringt. Chapeau Natur!

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4 Antworten auf „Starker Auftritt: Fiano di Avellino / Weißwein aus Kampanien

  1. Das war mal wieder eine tolle Erfahrung!!!
    Wein aus Süditalien; Keine Wuchtbrummen wie ich zuerst dachte, sondern feine und leichte Weine. Noch dazu waren alle Weine im mittleren bis unteren Preissegment! Toll, toll freue mich schon auf die nächste Probe.

    • Auf jeden Fall! Alle Weine bis auf den Cometa (21-23€) und der Campanaro (19€) liegen unter 13 €. Gerade die Feudi sind unschlagbar fürs Geld!

  2. Offenbar nicht ewig lagerbar: Letztens bin ich durch Zufall noch auf eine Flasche Feudi di San Gregorio Fiano di Avellino 2002 gestoßen. Leider war sie schon über den Höhepunkt hinaus…

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