(NM) Eine mehr als perfekte Lokation für unsere reguläre Montagsprobe zum Thema Toskana bot uns die Weinrebe im Herzen von Giessen. Gastgeber war diesmal der Besitzer der Weinrebe Marc Colavincenzo.
Die Probe gestalltete sich durch das recht „offene“ Thema „Toskana“ sehr spannend, denn jeder Verkoster schaute in seinen Keller und packte seine Interpretation zu diesem Thema ein. Also standen neben internationalen Blends auch einige Klassiker aus den bekannten Regionen der Toskana auf dem Tisch. Ein buntes Feld:
2005 Felsina I Sistri Chardonnay
100% Chardonnay
Ein „Barrique Chardonnay“, ohne überladen zu wirken, feines Holz, Vanille sehr fein, obwohl ein 2005er ist die Säure recht frisch, Hibiskus, karameliserte Ananas und Apfelstrudel, cremig, voll, gut eingebundes Holz
2003 Gattavecchi Vino Nobile di Montepulciano
90% Prugnolo Gentile (Sangiovese) – 10% Canaiolo Nero
Reife Frucht, schon etwas muffig in der Nase, Haselnußarome, erinnert an „billiges Snickers vom Aldi„, Lederaromen, trockene Gerbstoffe, Rumtopf, kräftige Säure, nicht so spannend
2004 Avignonesi Vino Nobile di Montepulciano
85% Prugnolo Gentile – 10% Canaiolo Nero – 5% Mammolino
Frisch, fruchtig, feine Kirsche, aristokratisch, runder Geschmack, leichte trinkbar, angenehm frische Säure, jetzt reif auf dem Punkt
2005 Villa Antinori Toskna IGT
55% Sangiovese – 25% Cabernet Sauvignon – 15% Merlot – 5% Syrah
Flach, langweilig, gefällig, etwas für die breite Masse, bittere Tannine, zu teuer.
2006 Brancaia TRE Rosso Toscana
80% Sangiovese – 10% Merlot – 10% Cabernet Sauvignon
Internationaller Stil, lebendig, gefällig, Feilchen, gute Holzintegration, elegant
2006 Castello Banfi „Cum Laude“
30% Cabernet Sauvignon – 30% Merlot – 25% Sangiovese – 15% Syrah
Unterholz, nasse Erde, Paprika, Schwarze Johannisbeere, Bitterschokolade, leicht herbes Finale, gefällig internationaler Stil. (danke an Berna Gruber von Vinexus für die Spende!)
2007 Le Macchiole Bolgheri Rosso
50% Merlot – 30% Cabernet Franc – 10% Sangiovese – 10% Syrah
„Step up“ zu den vorherigen Weinen, lebendig, volle Frucht, gut eingebundene Säure, feinkörnige Gerbstoffe, Traubenzucker, gutes Potential
2004 Castagnoli Syrah Toscana IGT
hauptsächlich Syrah – bisschen Merlot
Blaubeere, Kirsche, rund, weich, perfekte Trinkreife, weiche Tanine, Schattenmorellen, unerwartet Reinsortig, „easydrinking“ lecker!
2006 Spadaio Piecorto Chianti Classico
100% Sangiovese
Animierend, feine Säure, Sauerkirsche, mineralisch, elegant, aber ein wenig zu durchschnittlich
2004 Poggio Bonelli Chianti Classico
100% Sangiovese
Käse, überlagerter Rumtopf, unharmonisch, fehlerhafte Flasche?
2004 Capanna Brunello di Montalcino
100% Brunello (Sangiovese)
Feilchen, etwas Vanille, Marzipan, zugängliche Gerbstoffe, frisch, noch verschlossen, großes Potential
2006 Roccapesta Morellino di Scansano
96% Sangiovese – 4% Ciliegiolo
Echter Stinker, trozdem frisch und animalisch, Unterholz, explodierende Frucht, eukalyptisch, balsamig, liegen lassen, großes Potential!
nicht ganz Toskana aber sehr lecker:
2000 Tedeschi Capitel Monte Fontana Recioto della Valpolicella Classico DOC
30% Corvina – 30% Rondinella – 30% Corvinone – 10% Molinara, Rossignola, Oseleta, Negrara, Dindarella
„Heiliger Strohsack“ eingelegte Sauerkirsch, balsamisch, eukalyptisch, Zedernholz, Rumtopf, gekochte Früchte, Tannine, sehr kirschig, Abgang sehr überzeugend auf Grund der feinen Tanine und der bleibenden „Klebrigkeit“, langes Finish, erinnert ganz leicht an Zuckerrüben – mehr im Gaunen als in der Nase, sehr viskos.
Nach diesem Tasting war allen klar: die Toskana bietet wesentlich mehr als nur langweiligen Chianti und überteuerte „Super Tuscans“. Vielen Dank an dieser Stelle auch noch mal an Marc für die großartige Gastfreundschaft, die klasse Bewirtung (der Käse war super, aber die Oliven erst …!) und den genialen Abend!
Link: Die Weinrebe in Giessen