(NM) Bei einem spontan einberufenem Tasting in unserer Küche nach einem langen Tag mit einer Menge spanischen Weinen probierten wir folgende Schätzchen:
1964 Ökonimierat Rebholz Siebeldinger Berg Riesling – Silvaner (Müller Thurgau) „Naturwein Durchgegoren“
1990 J.B. Becker Wallufer Walkenberg Riesling Spätlese
1992 Hessische Staatsweingüter Kloster Eberbach Rauenthaler Baiken Riesling Spätlese
Fangen wir einmal vorne an: der 1964er Riesling – Silvaner vom Ökonimierat Rebholz aus der Pfalz wurde als „durchgegorener Naturwein“ angegeben, eine Bezeichnung, die heutzutage nicht mehr auf Weinlabels zu finden ist. Die Idee hinter dem „Naturwein“ entwickelte Eduard Rebholz (1889-1966) als Gegenstück zu den in der damaligen Zeit weit verbreitete Methode, denaturierten und versüßten Wein auf den Markt zu bringen. Dieser reichlich gereifte Wein der Lage Siebeldinger Berg hielt sich für sein Alter noch wirklich gut. Sicher kann man nicht mehr von einem frischen und knackigem Wein sprechen, aber die oxidativen Noten verliehen diesem Wein einen eigenen Charme.
Die beiden Rheingauer Vertreter aus den 90ern zeigten sich dann doch deutlich frischer. Leichte Firne bei beiden Weinen, welche aber recht schnell mit Kontakt an der Luft verflog. Die Kloster Eberbach Spätlese war noch etwas „fetter“ und dichter als der Riesling von J.B. Becker, aber das tolle an dem Becker-Stoff ist, dass er noch ab Weingut für ~13€ zu kaufen ist!
Der Rebholz ist ein Müller-Thurgau, oder? Die Kennzeichnung über die lange vermuteten Elternrebsorten ist ja mehr als verwirrend. Die Bezeichnung „durchgegoren“ findet man aber selten noch auf Etiketten (z.B. letztmalig 2007 bei den Vereinigten Hospitzien gesehen). Der Baiken und der Walkenberg waren bestimmt richtig gut. 1990 gilt ja als recht gut. Und der Baiken ist mir als Lagerqualität ein Begriff.
Hallo Thomas,
Müller Thurgau -> davon gehe ich aus.
Der Walkenberg ist immer wieder faszinierend. Ich verstehe nicht, warum J.B. Becker so „unbekannt“ ist – Hajos Rieslinge sind einfach immer wieder ein Erlebnis, blind ihr Alter zu schätzen ist ein große Herrausforderung, da die Firne kaum festzustellen ist.
Der Baiken war noch recht jugendlich (deutliche Süße) war aber vom Körper leichter als der Walkenberg.
Becker ist für mich einer der abolut genialsten Weinmacher im Rheingau. Die trockenen aus 1990 sind eine Offenbarung. Ganz großartig auch restsüße Kabinette und Spätlesen aus den 80igern.
@Thomas
Der Baiken ist meiner Meinung nach eine der drei oder vier absoluten Toplagen im Rheingau…
Hallo Dirk,
kann dir nur recht geben, aber auch die älteren Weine von Becker (70er und älter) sind nicht von schlechten Eltern. Ein weiterer Beitrag zu reifen Riesling folgt…