Weingut Knipser – Der Rote Baron – Deutsche Wein Entdeckungs Gesellschaft

Weingut Knipser - Der Rote Baron - Deutsche Wein Entdeckungs Gesellschaft - Siegel(PT) Als ich eben nach Hause kam, fand ich ein Päckchen vor meiner Tür:

Der Absender war kein geringerer als das Weingut Knipser in der Pfalz.

Ganz gespannt was da wohl für Leckereien drin seien, habe ich es direkt geöffnet und fand diesen Brief:

(der Lesbarkeit wegen nicht kursiv) Zitat:

„Die Deutsche Wein-Entdeckungs-Gesellschaft
Entdeckung Nummer 1
„Der Rote Baron“

Das Französische ist schon eine dolle Sprache. Magisch sogar. Macht aus grauen Mäusen Elefanten. Zum Beispiel das Wort „Cuvée“. Wie es schon aussieht! Das geschwungene „C“ das herrliche doppelte „e“ und der neckische Akzent-Strich.

Klingt auch wie Samt und Seide. Und nun zum Vergleich der deutsche Begriff: Verschnitt. Möchte man doch nicht trinken, oder? Klingt irgendwie nach Ausschuss. „Den Zuschnitt behalten wir, aber ab in den Mülleimer mit dem Verschnitt.“ Dabei meint es das Gleiche. Die Zusammenstellung – hübscher: Vermählung – unterschiedlicher Weine.

Richtig populär wurde diese Idee von Cuvées in Deutschland durch Bordeaux-Weine, denn schließlich werden dafür in der Regel Cabernet Sauvignon-, Cabernet Franc- und Merlot-Weine zusammengeschüttet. Aus diesem Grund findet sich auch in den meisten deutschen Cuvées eine dieser Rebsorten. Irgendwie kam keiner auf die Idee, mal ein deutsches Cuvée anzugehen, nur mit deutschen Rebsorten. Das heißt, es gab ein paar Versuche, aber nur bei einfachen Weinen. Im Spitzenbereich? Fehlanzeige. Nun gilt die große deutsche Rebsorte Spätburgunder auch nicht als idealer Cuvéepartner, zu fein, zu komplex, und im französischen Burgund wird sie schließlich auch nicht verschnitten.

Na und? Muss uns das stören? Nein, natürlich nicht. Also ran! Der Wein muß entdeckt werden. Und wo wir so schön dabei sind, Scheuklappen über Bord zu werfen, fliegt jetzt gleich noch eine im hohem Bogen hinterher. Ein Wein muß aus den Trauben eines Jahrgangs stammen. Und wenn 2008 drauf steht, ist auch nur 2008 drin. Stimmt nicht. Bis zu 15% dürfen auch von einer anderen Rebsorte stammen. Ist EU-Weinrecht. Redet aber keiner drüber. Bis zu 15% dürfen auch von einer anderen Rebsorte stammen. Ein 2008er Riesling kam also aus 70% 2008er Riesling, 15% 2007er Riesling und 15% 2008er Scheurebe bestehen. Soviel zum Etikettenschwindel. Den Schritt, ein richtiges Jahrgangscuvée zu kreieren, gehen aber nur die wenigsten, und wenn, dann nur beim einfachsten Wein.

Wir nicht. Wir wollten das beste aus drei Jahrgängen. Die Reife und Fülle des 2006ers (was für ein heißes Jahr), die Feinheit und Mineralität des 2007ers und die Frische und Jugendlichkeit des 2008ers.

Das war der Plan.

Und den setzten wir im Weingut Knipser um. Es liegt im Ort Laumersheim, am nördlichen Ende des Anbaugebiets Pfalz. Die Knipsers – die Brüder Werner und Volker leiten das Familienweingut – sind Deutschlands Spitzenkräfte in Sachen Cuvée. Ihr „X“ und „XR“ zählen zu den wenigen herausragenden Verschnitten, die es mit der Konkurrenz aus Frankreich aufnehmen können. Alle wichtigen Weinführer listen sie unter den Topgütern des Landes. Wo, wenn nicht hier, sollten wir den „Roten Baron“ machen (der zu diesem Zeitpunkt allerdings noch gar keinen Namen hatte?)

Weingut Knipser - Der Rote Baron - Deutsche Wein Entdeckungs Gesellschaft - Flaschenhals

Werner Knipser ging mit uns in den Keller, ließ uns von allerhand Fässern verkosten, und „unsere“ auswählen. Es gab keinen Zweifel darüber, welche es sein sollten.

-> Ein 2006er Cuvée von Dornfelder und Lemberger (50%/50%), sagenhafte 2,5 Jahre in Barrique-Fässern herangereift! Das nach reifen roten Früchten (köstliche Erdbeermarmelade) und weißem Pfeffer duftete. Voluminös und füllig – das war die Basis unseres Weins!

-> Ein 2007er der seltenen deutschen Rebsorte St. Laurent, die seit den 50er des letzten Jahrhunderts nahezu ausgestorben war, nun aber eine Renaissance erlebt. Der Wein stammt von der Lage Laumersheimer Mandelpfad. Mit wunderbaren Röstaromen, einem Geschmack wie 70%ige Schokolade und einer faszinierenden Cremigkeit.

-> Ein 2007er Dornfelder vom Laumersheimer Kapellenberg, der völlig ungewöhnlich mit Rappen, also mit Stiel und Stengel, vergoren wurde. Das verleiht dem Wien einen höheren Gerbstoffgehalt und läßt ihn langlebiger werden. Und wie duftet er? O-Ton Werner Knipser: „Wenn man Dornfelder mit Rappen vergärt, schmeckt er wie Cabernet Sauvignon. Wenn man Cabernet Sauvignon mit Rappen vergärt, schmeckt er wie Mist“.
Wir rochen: grüne Paprika, Hibiskus, Pflaume, Kirsch, dazu kam die tolle dunkle Farbe und eine knackige Säure. Unglaublich. Blind würde niemand auf einen Dornfelder tippen. Zu was diese Rebsorte fähig ist!

-> Und schließlich ein 2008er Spätburgunder „Kalkmegel“ mit Lakritz, Noten von eingelegten Kirschen und Marzipan, reifer Säure und wunderbarer Burgundergeschmeidigkeit. Dazu kommt eine jugendliche Unbeschwertheit.

All diese Weine hatten in französischen Barrique-Fässern gelegen, besaßen Struktur und Finesse. Das Cuvéetieren wurde – ehrlich gesagt – ein großer Spass. Unzählige Mischverhältnisse wurden ausprobiert. Wichtig war uns:der Wein sollte ganz besonders schmecken, nicht nach einer bestimmten Rebsorte, eine frische Säure haben, die zum nächsten Schluck animiert. Irgendwann hat es dann zoooom (vergleiche: Klaus Lage) gemacht. Und wir waren uns alle einig. Das isser!

Weingut Knipser - Der Rote Baron - Deutsche Wein Entdeckungs Gesellschaft

Wie bei einer Wahl gab es Prognosen und Hochrechnungen – aber dies war das amtliche Ergebnis: 40% Dornfelder & Lemberger (der reife Kern), 25% Pinot Noir (die schmelzige Eleganz), 25% Dornfelder „Mit Rappen vergoren“ (die zupackende Aromatik, die rassige Säure), 10% St. Laurent (der feine Schliff).
Und wie ist er im Mund? Rasant. Und doch leicht, so als würde er über den Gaumen fliegen. Wie eine Libelle? Nein, mächtiger und imposanter. Außerdem: rot! Rot? Der rote Baron! Da war der Name. Er fliegt auf drei Jahrgängen und mit Vier-Rebsorten-Motor, ist prachtvoll und trotz all seiner Kraft elegant.
Erst- und letztmalig wurde im Jahr 2009 „Der Rote Baron“ im Weingut Knipser erzeugt.
Ein Jahrgang, ein Wein, eine Entdeckung.

Zum Wohl!

Carsten Henn

Zitat Ende

Weingut Knipser - Der Rote Baron - Deutsche Wein Entdeckungs Gesellschaft - trio
Ich muß ganz ehrlich zugeben, dass, obwohl ich die Flaschen „weglegen“ wollte, die erste wahrscheinlich in den nächsten Tagen ihr Inneres offenbaren wird/muß 😉

Bericht wird folgen sobald probiert…

Alle Infos zu der „sagenumwobenen“ Deutschen Wein Entdeckungs Gesellschaft findet ihr auf dieser netten Website.

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4 Antworten auf „Weingut Knipser – Der Rote Baron – Deutsche Wein Entdeckungs Gesellschaft

  1. Mensch, danke für den Tip!!! Habe mich sofort angemeldet. Das gefällt mir so richtig gut – und die Krimis von dem Henn sowieso.
    Übrigens, ich finde, daß die deutschen Winzer viel mutiger im Bezug auf Cuvees sein sollten, einige machens ja schon lange. Einer meiner Favoriten, Fuchs in Pommern, macht seit 2 Jahrgängen eine Cuvee aus Weißen Burgundersorten – Sinfonie heißt das Stöffchen und wird mit jedem Jahrgang besser.

  2. Pingback: Willkommen beim Weingut Knipser! « Drunkenmonday Wein Blog

  3. Pingback: Quartett der zwei dicken Drei « Drunkenmonday Wein Blog

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